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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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entführen.
    »Hat er je von dem Jungen erzählt? Von Charlie?«
    »Ja«, lachte Désyr. »Er meinte, der Junge hat ihn gehasst. Er meinte, Charlie könne seine Gedanken lesen. Er sagte, er kann es gar nicht abwarten, ihn loszuwerden.«
    »Das hat er gesagt?«
    »Ja. Aber er hat den Jungen nicht entführt.«
    »Wer dann?«
    »Keiner. Der Junge ist tot.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Ich habe gehört, dass er von den Leuten, die den Wagen angegriffen haben, umgebracht wurde. Sie haben ihn zu Tode getrampelt.«
    »Aber die Leiche wurde nicht gefunden.«
    » Cela se mange «, sagte Désyr und kniff mit den Fingerspitzen die glühende Asche von der Zigarette.
    »Was hat er gesagt, Chantale?«
    »Er sagte …«
    » Le peuple avait faim . Tout le monde avait faim . Quand on a faim on oublie nos obligations .«
    »Er hat gesagt …«, stammelte Chantale. »Er hat gesagt, die Leute hätten ihn aufgegessen.«
    »Schwachsinn!«
    »Das hat er gesagt.«
    Der Tafia hatte ihm eine starke Hitze im Brustkorb und im Magen beschert. Er hörte das tiefe Gebrummel der Verdauungsgase, die sich durch seine Eingeweide nach oben arbeiteten.
    »Dieser Le- …«
    »… ballec«, ergänzte Chantale.
    »Dieser Le-Ballack. Wo lebt der? Wo kann ich ihn finden?«
    »Sehr weit von hier.«
    »Wo?«
    Wieder ein Zugunglück, diesmal in die Länge gezogen, weil Chantale ihm entweder andauernd ins Wort fiel oder Zwischenfragen stellte. Max lauschte und versuchte, etwas zu verstehen. Désyr sagte mehrmals »oh«, Chantale so was wie »züür«. Dann hörte er ein Wort, das er kannte: » Clarinette .«
    »Was hat er über Clarinette gesagt?«, schaltete sich Max ein.
    »Er sagt, Leballec lebt bei Saut d’Eau.«
    »Bei den Voodoo-Wasserfällen?«, fragte Max. Wo Beeson und Medd vor ihrem Verschwinden gewesen waren . »Was ist mit der Klarinette?«
    »Clarinette ist eine Ortschaft, eine kleine Ortschaft direkt bei den Wasserfällen. Und da lebt Leballec. Faustin ist immer zu ihm gefahren.«
    »Haben Sie schon mal von dieser Ortschaft gehört, Chantale?«
    »Nein, aber das muss nichts heißen. Hier baut irgendwer irgendwo ein Haus und gibt ihm einen Namen, und irgendwann ist es ein Dorf.«
    Max schaute Désyr an.
    »Sie haben den anderen auch von dieser Ortschaft erzählt, richtig? Den anderen Weißen, die hier waren?«
    Désyr schüttelte den Kopf.
    » Non , monsieur .« Dann kicherte er. »Ging nicht. Sie haben den Tafia-Test nicht bestanden.«
    »Umgekippt?«
    »Nein. Sie haben meine Einladung abgelehnt. Also habe ich ihnen auch nichts erzählt.«
    »Und wieso sind sie dann nach So- … zu den Wasserfällen gegangen?«
    »Keine Ahnung. Ich habe ihnen nicht davon erzählt. Vielleicht jemand anders. Ich war nicht Eddies einziger Freund. Wollten die zu Leballec?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Dann hatten sie vielleicht andere Gründe.«
    »Vielleicht«, sagte Max.
    Wieder flog eine Motte gegen die Glühbirne und stürzte zu Boden. Kurz danach noch eine, dann klatschten zwei fast gleichzeitig gegen die Birne, sodass sie leicht schwankte.
    Désyr klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.
    »Ich mag dich, blanc , deshalb erzähl ich dir noch was: Wenn du nach Saut d’Eau gehst, dann achte darauf, dass du vor Mitternacht wieder weg bist.«
    Max lachte laut auf.
    »Sonst was? Kommen sonst die Zombies raus, um mich zu holen?«
    Désyr zog die Stirn in Falten.
    »Weiße Magie – gute Magie – ehrliche Magie wird vor Mitternacht ausgeübt«, sagte er zu Chantale. »Schwarze Magie nach Mitternacht. Vergesst das nicht.«
    »Warum helfen Sie mir?«, fragte Max.
    »Warum nicht?« Désyr lachte.

32
    Chantale fuhr Max zu einem Café, wo sie einen Becher starken Kaffee und eine Flasche Wasser bestellte. Im Verlauf der nächsten Stunde wurde er langsam wieder nüchtern und konnte den Tafia aus seinem Hirn verjagen.
    »Sind Sie immer so unvernünftig? Das hätte genauso gut Batteriesäure sein können.«
    »Ich probiere fast alles einmal aus, mindestens ein Mal. Ist so meine Art«, sagte Max. »Und überhaupt, warum sollte er mich vergiften wollen?«
    »Bedouin Désyr? Dem ist alles zuzutrauen. Früher nannte man ihn Bisou-Bisou, das heißt so viel wie ›Bedouin Le Baiseur‹, Bedouin der Hengst. Aber nicht so, wie Sie jetzt vielleicht denken. Damals als Macoute war Bedouin Désyr ein Serienvergewaltiger. Sein Ding war es, Frauen vor den Augen ihrer Männer zu vergewaltigen, Mütter vor ihren Kindern, Töchter vor ihren Vätern – das Alter war ihm

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