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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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mit ihrer Mutter und zwei Brüdern tot im Swimmingpool gefunden.«
    »Klingt jetzt nicht allzu dämonisch für mich«, sagte Max. Er hatte sich von dem Tafia erholt, aber er war todmüde. »Wissen Sie, wie dieser Le Balek aussieht?«
    »Nein. Niemand, den ich kenne, hat ihn je gesehen. Wann fahren wir zu ihm?«
    »Wie wär’s mit morgen?«
    »Wie wär’s mit übermorgen? Es ist ziemlich weit, und die Straßen sind schlecht. Wir müssen früh los, um drei oder vier Uhr morgens«, sagte sie und schaute auf die Uhr. »Sie können sich erholen, den Tafia-Rausch ausschlafen und mit frischem Elan an die Sache herangehen.«
    Sie hatte recht. Er musste einen klaren Kopf haben, wenn er zu dem Ort fahren wollte, an dem einer seiner Vorgänger verschwunden und der andere von der Kehle bis zum Bauchnabel aufgeschlitzt worden war.

33
    »Es ist ja nicht so, dass wir uns nicht kümmern würden – es sieht nur so aus, als würden wir das nicht. Und der äußere Anschein ist schließlich alles«, sagte Allain Carver grinsend. Drei Stunden zuvor hatte er Max mit einem Anruf aus dem Bett geworfen und sich mit ihm bei der Arche Noah verabredet.
    Max war schwer verkatert, es ging ihm viel schlechter als noch am Abend. Sein Magen fühlte sich an wie ein Sack fettiger Kanonenkugeln, in seinem Kopf rumorte es. Er begriff es nicht. Beim Aufstehen war es ihm einigermaßen gut gegangen, aber nach dem ersten Kaffee hatten die Schmerzen eingesetzt. Er hatte vier extra starke Migränetabletten eingeworfen, aber die hatten nicht gewirkt.
    Die Arche Noah lag an einer Seitenstraße des Boulevard Harry Truman. Carver führte Max und Chantale durch ein kleines schmiedeeisernes Tor und über den weißen, von dunkelblauen Ziegeln eingefassten Fußweg. Rechts und links saftiger Rasen, der im Schatten der Kokospalmen lag. Die Rasensprenger malten winzige Regenbogen in die Luft. Zur Rechten ein kleiner Spielplatz mit Schaukeln, Wippen, einem Karussell, einer Rutsche und einem Klettergerüst.
    Der Pfad führte zur Treppe eines imposanten zweistöckigen Gebäudes mit strahlend weiß gekalkten Wänden und marineblauen Dachziegeln. Auch die Fensterrahmen und die Eingangstür waren marineblau. Das Schulwappen – ein dunkelblaues Schiff mit einem Haus anstelle eines Segels auf dem Deck – war als Relief über der Tür eingelassen.
    Drinnen standen sie vor einem Wandgemälde, das einen weißen Mann im Safarianzug zeigte. Er hielt zwei halb nackte haitianische Kinder bei der Hand, einen Jungen und ein Mädchen, beide in Lumpen gekleidet. Er führte sie aus einem düsteren Dorf hinaus, dessen Bewohner allesamt entweder tot oder schrecklich entstellt waren. Der Mann schaute den Betrachter direkt an, sein kantiger Kiefer zeugte von unerschütterlicher Entschlossenheit, auf seinem Gesicht lag ein heldenhafter Ausdruck. Am Himmel hinter ihm hingen dicke Sturmwolken, Blitze teilten den Horizont, und Regen prasselte wie Speere auf die elende Ortschaft ein. Der Mann und seine Schutzbefohlenen waren trocken und badeten im goldenen Licht einer aufgehenden Sonne.
    »Das ist mein Vater«, sagte Allain.
    Max sah genauer hin und erkannte Gustav in jüngeren Jahren, wenn auch in äußerst schmeichelhaftem Licht. Er sah seinem Sohn sehr viel ähnlicher als sich selbst.
    Während Carver sie ins Herz der Schule führte, erzählte er, wie Gustav dazu beigetragen hatte, dass sein Freund François Duvalier die Bevölkerung von der Frambösie hatte heilen können. Er hatte alle Medikamente und Vorräte in Amerika eingekauft und zu Duvalier bringen lassen. Bei einem Besuch in dem Dorf, das auf dem Gemälde abgebildet war, hatte Gustav zwei Waisen gesehen, einen Jungen und ein Mädchen. Und hatte spontan beschlossen, sie zu retten und für sie zu sorgen. Das war der erste Schritt zur Gründung der von den Carvers finanzierten Waisenschule gewesen.
    An den Wänden im Flur hingen Jahrgangsfotos, die ältesten von 1962. Weiter hinten große Korkpinnwände mit Kinderzeichnungen, die nach Alter von vier bis zwölf sortiert waren. Von den Elf- und Zwölfjährigen gab es so wenig Bilder, dass ihr Brett nicht einmal halb voll war, und sämtliche Zeichnungen stammten von zwei Kindern, die offensichtlich überaus talentiert waren.
    Carver erklärte weiter, die Arche Noah nehme Kinder von Geburt an auf und betreue sie bis ins Teenageralter oder bis zum Collegeabschluss. Sie bekamen Essen, Kleidung, ein Dach über dem Kopf und eine Schulbildung nach französischem oder amerikanischem Lehrplan.

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