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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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Leibwächter sei in Pétionville zu hellhäutigen dominikanischen Nutten gegangen und habe ihnen einen Extrabonus dafür gezahlt, dass sie lange blonde Perücken trugen, während er sie vögelte. Viele erklärten, sie hätten Faustin regelmäßig in einer Bar namens Nwoi et Rouge verkehren sehen, die einem Freund und ehemaligen Macoute gehörte. Ein oder zwei flüsterten, sie hätten gesehen, wie er Charlies dreckige Windeln aus dem Müll holte, und der letzte Befragte behauptete, gehört zu haben, wie Faustin von einem Haus in Port-au-Prince erzählt hatte, das ihm gehörte.
    Am späten Nachmittag waren sie mit den Befragungen durch. Auf dem Weg den Berg hinunter nach Pétionville drehte Max das Fenster herunter und ließ sich die frische Luft um die Nase wehen. Chantale sah erschöpft aus.
    »Danke für Ihre Hilfe … wieder einmal«, sagte er und fügte ungelenk hinzu: »Ich weiß nicht, was ich ohne Sie tun würde.«
    »Hätten Sie Lust, noch was trinken zu gehen?«, fragte sie mit einem leisen Lächeln.
    »Klar. Wo?«
    »Ich bin sicher, Sie haben da schon was im Sinn«, lächelte sie.
    »Wie wär’s mit Eddie Faustins Stammkneipe?«
    »Sie wissen, wie man einer Frau imponiert«, sagte sie und lachte ihr dreckiges Lachen.

31
    Das Nwoi et Rouge verdankte seinen Namen den Farben der haitianischen Flagge unter den Duvaliers. Schwarz und rot. Papa Doc hatte das ursprüngliche Blau der Flagge durch Schwarz ersetzen lassen, um den völligen Bruch mit der kolonialen Vergangenheit zu unterstreichen, die größte ethnische Mehrheit des Landes angemessen zu repräsentieren und seinem Glauben an den Noirisme – die Überlegenheit der Schwarzen – Ausdruck zu verleihen. Ein Glaube, der sich weder auf die Wahl seiner Ehefrau – eine hellhäutige Mulâtresse namens Simone – noch auf sein Verhältnis zu den USA vor Verabschi edung des Civil Rights Act erstreckte, deren militärische und finanzielle Hilfe er mit Freuden angenommen hatte, um sein Regime an der Macht zu halten. Für viele Menschen sollten die neuen Farben der Nationalflagge zum Symbol für die dunkelste, blutigste Periode in der ohnehin schon gewalttätigen Geschichte des Landes werden.
    Max fühlte sich an die Flagge der Nazis erinnert, die die gleichen Farben hatte, während das Wappen – Kanone, Musketen und Flaggenmasten neben einer Palme mit Skimütze – auch das Werk eines breitgerauchten Surfers mit einem Faible für Militärgeschichte des 18. Jahrhunderts hätte sein können. Wer um alles in der Welt sollte ein solches Land ernst nehmen?
    Die Flagge prangte stolz hinter der Bar, flankiert von gerahmten Fotografien von Papa und Baby Doc. Papa war dunkel und weißhaarig, seine dicke schwarze Brille verlieh dem verkniffenen Gesicht, das eine Fähigkeit zu unbegrenzter Grausamkeit erkennen ließ, einen Hauch von Menschlichkeit. Sein Sohn Jean-Claude war ein teigiger Kloß mit weichen, arabischen Gesichtszügen, bronzefarbener Haut und dösigen Augen.
    Die Bar befand sich in einem kleinen, freistehenden Haus an der Straße zwischen dem Fuß der Berge und dem Ortsrand von Pétionville. Leicht zu übersehen, aber wenn man es suchte, auch leicht zu finden.
    Als Max mit Chantale eingetreten war, waren ihm als Erstes nicht die Flagge und die Fotos aufgefallen, sondern der schwergewichtige alte Mann, der im grellen Lichtkegel einer einzelnen Glühbirne den Fußboden fegte. Die Birne war so hell, dass sie fast flüssig aussah, wie ein Tropfen geschmolzenen Stahls, der noch nicht groß genug war, um zu Boden zu fallen und ein Loch durch den Betonfußboden zu brennen.
    »Bond-juur«, sagte Max.
    »Bon-soir«, korrigierte ihn der Mann. Er trug ein kurzärmeliges weißes Hemd, weite, ausgeblichene Jeans mit roten Hosenträgern und ausgelatschte Sandalen. Er fegte den Dreck zu einem kleinen Haufen zu seiner Linken zusammen.
    Hinter der Bar stand ein Wasserkühler, daneben eine lange Reihe durchsichtiger Flaschen und, ganz am Ende, direkt neben dem großen Ventilator, das Wort »Tafia« in schnörkellosen Blockbuchstaben auf einer Tafel. Darunter zwei Gleichungen: eine Zeichnung von einem Glas = eine Hand mit allen fünf Fingern erhoben; eine Flasche = zwei Hände mit allen fünf Fingern erhoben.
    Max suchte nach einer Sitzgelegenheit und fand keine. An den Wänden standen gestapelte Kisten. Anscheinend funktionierten die Gäste sie bei Bedarf zu Hockern und Tischen um. Trinken im rudimentärsten Wildweststil.
    Der Mann betrachtete Chantale und redete mit einer

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