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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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Stimme auf sie ein, die klang wie ein Zug, der von den Gleisen abkam, einen langen, steilen Hügel hinabstürzte und bei jedem Überschlag und jedem Aufprall eine Ladung Holzscheite verlor. Zweimal hörte Max aus dem Redeschwall den Namen Carver heraus.
    »Er sagt, wenn Sie auch nach dem Carver-Jungen suchen, verschwenden Sie hier nur Ihre Zeit«, übersetzte Chantale. »Er wird Ihnen das Gleiche erzählen, was er auch den anderen gesagt hat.«
    »Und das wäre?«, fragte Max den Mann und versuchte ihm in die Augen zu sehen, was ihm nicht gelang, weil der Kerl direkt unter der Glühbirne stand und sein Gesicht im Schatten lag. Der Mann sagte etwas, lachte und winkte.
    »Er hat ihn nicht. Auf Wiedersehen.«
    »Sehr witzig«, bemerkte Max. Er fing an zu schwitzen. Er spürte den Schweiß aus den Poren der Kopfhaut treten, spürte, wie sich benachbarte Tröpfchen zu einem großen verbanden, wie sie noch weitere Freunde suchten und fanden, immer größer wurden und langsam zu fließen begannen. In der Bar stank es nach kaltem Rauch und Schweiß und vor allem nach Fusel.
    »Warum haben die anderen gedacht, Sie hätten ihn?«, fragte Max.
    »Wegen meines guten Freundes Eddie Faustin«, sagte der Mann und zeigte nach rechts.
    Max ging zu der Stelle, wo das Licht der Glühbirne von einem einzelnen gerahmten Foto reflektiert wurde. Er erkannte Faustin auf Anhieb. Er hatte die in seiner Familie vorherrschende Ähnlichkeit mit einem wütenden Esel geerbt: großer Kopf, Knollennase, vorstehendes Kinn, vorstehende Augen und große Ohren, dazu der genetisch bedingte finstere Blick mit den geblähten Nasenflügeln und der hochgezogenen Oberlippe, die die oberen Schneidezähne entblößte. Faustin war von kleinem Wuchs, zu klein für den Kopf. Max war überrascht, dass er die Kugel überlebt hatte, die für Carver bestimmt gewesen war.
    Auf dem Foto stand er zwischen zwei Männern: seinem Bruder Salazar und dem Barmann, der einen Revolver in der Hand hielt und den Fuß mit dem schweren Stiefel auf einer Leiche platziert hatte. Zackige Ausrufezeichen aus Blut bedeckten den Fußboden neben dem Kopf und dem Rücken des Toten. Er war an Händen und Füßen gefesselt. Das Trio grinste stolz in die Kamera.
    »Das waren noch Zeiten«, sagte der Barmann.
    Max drehte sich um und sah ihn durch wenige krumme Zähne mit reichlich leerem Raum dazwischen lächeln.
    »Wer hat das Bild gemacht?«
    »Weiß ich nicht mehr«, sagte er und glotzte Chantale an, die dolmetschte. Um seine Augen herum zuckte es, während sich sein Kopf, ihren Kurven folgend, sanft hob und senkte und sein Griff um den Besenstiel fester wurde.
    Just in dem Moment war ein leises Ffff-fut zu hören, als etwas gegen die Glühbirne flog und mit einer kleinen Rauchfahne zu Boden trudelte. Eine Motte, die sich die Flügel an der Birne versengt hatte. Sie lag auf dem Rücken und strampelte wild, bis sie schließlich reglos liegen blieb.
    Der Mann kicherte und fegte die Motte auf den Haufen, den er zusammengekehrt hatte. Max sah genauer hin und erkannte, dass der Kehricht ausschließlich aus toten Motten bestand. Der grobe Besen sah selbst gebastelt aus: ein langer Stock mit einem Büschel trockener Gräser.
    »Wie heißen Sie?«
    »Bedouin«, sagte der Mann und straffte die Schultern.
    »Bedouin … Désyr? «, fragte Chantale, und ihre Stimme senkte sich zu einem Flüstern.
    » Oui . Le même .«
    » Dieu … «, flüsterte Chantale und trat einen Schritt zurück.
    »Was ist los?«, schaltete sich Max ein.
    »Das erzähle ich Ihnen später«, sagte sie. »Wenn wir hier raus sind.«
    Wieder eine lebensmüde Motte an der Glühbirne. Sie fiel Max auf den Kopf und landete brennend und flatternd auf seiner Schulter. Er schnippte sie weg. Désyr schnalzte mit der Zunge, nuschelte sich etwas in den Bart und schoss das tote Insekt wie einen Eishockeypuck mit dem Besen auf den Haufen.
    »Tafia?«, fragte er Max und machte eine Geste, als würde er trinken.
    Max nickte und folgte Désyr zur Bar. Désyr holte einen Pappbecher unter dem Tresen hervor. Er hielt ihn unter den Wasserkühler und drehte den Hahn auf. In der Flasche quoll eine große Luftblase nach oben, und ein scharfer, chemischer Geruch, der arg an Benzin erinnerte, verbreitete sich im Raum.
    Désyr reichte Max den Becher. Max nahm ihn. Die Dämpfe brannten ihm in den Augen.
    »Und die Leute trinken das?«, fragte er Chantale.
    Désyr feixte.
    »Ja. Und sie reinigen ihre Motoren damit, und wenn es keinen Sprit zu kaufen gibt,

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