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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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Gegenteil.«
    »Und warum haben Sie diese Fotos machen lassen?«
    »Im Grunde eine Schmutzkampagne. Ich wollte sie an die Zeitungen weitergeben.«
    »Warum?«
    »Yin und Yang. Yin: um Allain zu befreien, ihn von seinem Geheimnis zu erlösen. Yang: Rache an Gustav, um ihn zu demütigen. Das Timing wäre perfekt gewesen: Der Alte ging ohnehin schon auf dem Zahnfleisch. Baby Doc war aus dem Amt gejagt worden, Gustavs Frau lag im Sterben, er war krank … da dachte ich, so ein wenig öffentliche Schande würde ihr Übriges tun. Ich wollte ihn quasi durch natürlichen Tod umbringen.«
    »Und warum haben Sie es nicht gemacht?«
    »Ich konnte Allain das nicht antun, ihn wegen seiner Sexualität an den Pranger stellen, um über ihn an den Vater heranzukommen.«
    »Wie ehrenhaft«, bemerkte Max trocken. »Ich kann Sie verstehen, und Gründe hätten Sie weiß Gott genug – aber wenn Sie ihn so sehr hassen, warum knallen Sie den Bastard nicht einfach ab?«
    »Gebranntes Kind scheut das Feuer.«
    »Sie haben es schon mal versucht?«
    »Eddie Faustin hat sich dazwischengeworfen.«
    »Das waren Sie? Passt«, sagte Max. »Also hat Gustav Allain mit Francesca verheiratet, um den Gerüchten ein Ende zu setzen.«
    »Genau«, nickte Vincent. »Und …«
    »Und?«
    »Das war nicht alles, was Gustav von ihr wollte. Er wollte sie für sich – nicht nur für Sex, sondern sozusagen für die Arterhaltung. Er wollte unbedingt einen Enkel. Seine Kinder haben nur Mädchen zur Welt gebracht, und er ist rückständig genug zu glauben, dass Männer immer noch besser geeignet sind, ein Unternehmen zu führen.
    Fast zehn Jahre lang hat er versucht, sie zu schwängern. Den Akt selbst hat er immer als ›Einlage tätigen‹ bezeichnet«, sagte Vincent bitter. »Josie hatte zwei Fehlgeburten, eine Totgeburt und eine Tochter, die nur sechs Monate lebte – aber keinen Sohn.
    Ende der Achtziger sind Josie und ich wieder zusammengekommen. Als sie mit Charlie schwanger wurde, glaubte Gustav, es sei sein Kind, das ganze Land glaubte, es sei von Allain, und ich wusste, dass es von mir war. Ich habe dann noch einen Vaterschaftstest machen lassen. Zu der Zeit hat sie kaum noch mit Gustav geschlafen. Sie hat ihn auf die Tage vertröstet, an denen sie ihren Eisprung hatte – aber natürlich hat sie ihn angelogen, sodass er immer zu früh oder zu spät dran war.
    Charlie wurde in Miami geboren. Allain war dabei. Die beiden sind gute Freunde geworden. Er hat ihr geholfen, die ersten Jahre in der Familie durchzustehen. Für ihn war klar, dass Josie und er im selben Boot saßen – wenn auch an unterschiedlichen Enden.«
    Max atmete hörbar aus.
    »Warum erzählen Sie mir das alles jetzt? Warum nicht früher?«
    »Weil ich es jetzt erzähle. Der Zeitpunkt ist genau richtig.«
    »Warum haben Sie Beeson und Medd nichts davon erzählt?«
    »Beeson habe ich nicht über den Weg getraut. Und Medd … ich glaube nicht, dass er besonders gut war.«
    »Ich erfülle also Ihre Anforderungen?«
    »Bis zu einem gewissen Punkt, ja.«
    »Danke«, brummelte Max sarkastisch, obwohl er mit Paul einer Meinung war. Er war nicht mehr so gut wie früher. Oder vielleicht war er noch nie besonders gut gewesen, vielleicht hatte er einfach nur ziemlich lange ziemlich viel Glück gehabt. Viele Erfolge in seinem Job waren genau das: Glück, und die Schusseligkeit der Kriminellen, die es möglich machten. Oder vielleicht legte er auch den falschen Finger in die Wunde: Vielleicht wollte er diesen Job einfach nicht mehr machen. Er wusste es nicht.
    Er schob seine Zweifel beiseite. Er würde sich später damit befassen, irgendwann.
    »Wie war Ihre Beziehung zu Ihrem Sohn?«
    »Ich habe Charlie einmal die Woche gesehen.«
    »Wer hat den Namen ausgesucht?«
    »Ich hatte da nichts mitzureden«, sagte Paul traurig.
    Max nutzte diesen kurzen Moment der Schwäche, um eine Frage zu klären, die ihn seit seinem ersten Abend in diesem Land beschäftigt hatte.
    »Was ist los mit Charlie?«, fragte er.
    »Er ist autistisch«, antwortete Paul ruhig.
    »Das ist alles?« Max war fassungslos.
    »Für uns ist das keine Kleinigkeit – und für ihn auch nicht.« Paul klang gekränkt.
    »Und wozu dann die Geheimniskrämerei?«
    »Gustav Carver weiß nichts davon. Und wir waren nicht sicher, ob wir Ihnen das anvertrauen konnten.«
    »Wussten Beeson und Medd Bescheid?«
    »Nein.« Paul schüttelte den Kopf.
    »Wann haben Sie das herausgefunden?«
    »Wir wussten beide, dass irgendwas mit ihm nicht in Ordnung war,

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