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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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seinem Großvater: die gleichen Augen, der gleiche Gesichtsausdruck, die gleiche Körperhaltung. Paul hatte ihm ein Album mit Familienfotos gezeigt, die bis zurück in die späten 1890er Jahre reichten, und jedes einzelne Gesicht darin besaß eine Spur der Physiognomie des verschwundenen Jungen. Sämtliche Verwandten von Paul waren weiß oder von einem sehr hellen Braun gewesen, bis auf seine schwarze Großmutter. Paul hatte ihm erklärt, dass Charlies Hautfarbe in Haiti angesichts des Völkergemischs nichts Ungewöhnliches war. Max hatte an Eloise Krolak und die blauäugigen, fast europäisch aussehenden Nachkommen der polnischen Soldaten in Jérémie denken müssen. Der Form halber hatte Paul Max außerdem eine Kopie des Vaterschaftstests gezeigt.
    Sie hatten über den Stand der Ermittlungen gesprochen. Paul hatte ihm erzählt, dass er ganz in der Nähe gewesen war, als Charlie entführt wurde. Er war zum Ort des Geschehens geeilt und hatte bei seiner Ankunft gerade noch gesehen, wie der Mob Faustin aus dem Wagen zerrte, zu Tode prügelte und mit seinem Kopf in Richtung Slum zog. Da war Charlie schon weg gewesen. Kein Mensch hatte gesehen, dass ihn jemand aus dem Wagen geholt hatte, aber es hatte auch niemand gesehen, wie Francesca einige Meter weiter auf der Straße gelandet war. Paul vermutete, dass sie sich so fest an Charlie geklammert hatte, dass die Entführer sie mit über die Straße tragen oder zerren mussten, bis sie endlich losließ. Es gab keine Zeugen dafür, manche Leute hatten lediglich gesehen, wie Francesca mitten auf der Straße das Bewusstsein zurückerlangt hatte.
    Paul hatte über Faustin Erkundigungen eingezogen. Er war in Saut d’Eau gewesen und hatte mit Mercedes Leballec gesprochen, und er hatte das Haus in Port-au-Prince durchsucht. Er hatte den Vévé gefunden, aber sonst nichts. Weitere Spuren gab es nicht. Paul war sicher, dass Charlie tot war. Er glaubte, der Junge sei von einem der zahlreichen Feinde Gustavs entführt und über die Dominikanische Republik außer Landes geschmuggelt worden. Auch dort hatte er gesucht, aber ohne Erfolg.
    Sie hatten über Claudette Thodore gesprochen. Paul glaubte nicht, dass zwischen den beiden Entführungen ein Zusammenhang bestand.
    Max hatte ihm einiges, aber nicht alles erzählt, was er herausgefunden hatte. Das Video und die mögliche Verbindung zur Arche Noah hatte er nicht erwähnt. Und er hatte für sich behalten, was dieses Video ihm verraten hatte: dass haitianische Kinder entführt und einer Gehirnwäsche unterzogen wurden, um sie in Sexspielzeuge für ausländische Pädophile zu verwandeln.
    Paul wusste, dass Max gegen jemanden aus der Arche Noah ermittelte, aber er wusste nicht, gegen wen. Max hatte sich geweigert, ihm einen Namen zu nennen, weil er noch nicht die nötigen Beweise hatte. Paul hatte eingewilligt, dass Max seine Ermittlungen erst abschließen sollte, und ihm angeboten, ihm zu helfen, wo er konnte.

    Kurz vor Pétionville wurde ihm die Augenbinde abgenommen. Der Geländewagen, in dem er saß, fuhr im Konvoi mit einem Jeep mit UN-Kennzeichnung vorn und Max’ Landcruiser hinten.
    Max schaute hinaus auf die Straßen, die im ersten Dämmerlicht dalagen. Bald würde es ganz dunkel sein. Weihnachten stand vor der Tür, aber nichts deutete auf die bevorstehenden Feiertage hin: keine Nikoläuse, keine Weihnachtsbäume, kein Lametta. Es hätte genauso gut Ostern sein können. Er fragte sich, wie Haiti vor all den Umbrüchen gewesen war, in friedlicheren Zeiten. Hatte es die je gegeben? Er fing an, das Land ein klein wenig ins Herz zu schließen. Er wollte mehr darüber erfahren. Er wollte wissen, wie es einen Menschen wie Paul hatte hervorbringen können, für den er eine widerwillige Bewunderung empfand. Er verachtete seine Methoden und bewunderte seine Intentionen, und er konnte sogar die Gründe verstehen, die ihn dazu gebracht hatten, ins Drogengeschäft einzusteigen. Hätte er den gleichen Weg eingeschlagen, hätte er Pauls Leben gelebt? Vielleicht, wenn er nicht vorher aufgegeben hätte. Hätte Paul Max’ Weg eingeschlagen? Wohl eher nicht, aber wenn, dann hätte er einen klareren, schnelleren Kurs gefahren, und er wäre nie so tief gefallen wie Max. Würde Max mehr Sympathien für Paul hegen, wenn er ein gesetzestreuer Wirtschaftsmagnat wäre? Dann hätten sie sich wohl nie kennengelernt.

    »Wir haben noch nicht über Ihre Bezahlung geredet«, sagte Paul, als sie in den Impasse Carver einbogen.
    »Wieso Bezahlung?«
    »Sie

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