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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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vorfahren.«
    »Und Sie haben zugestimmt?«
    »Ich hatte keine Wahl. Ich bin davon ausgegangen, dass er mich nach England zurückgeschickt und Josie in Haiti behalten hätte. Im Lande zu bleiben bedeutete doch zumindest, in Ihrer Nähe zu sein.«
    »Ich begreife das nicht«, sagte Max. »Carver hat Ihren Vater in den Tod getrieben und alles zerstört, was Ihre Familie aufgebaut hatte. Warum hat er die Sache nicht zu Ende gebracht und Sie auch noch aus dem Weg geräumt?«
    »Sie haben diesen Mann nicht verstanden, Mingus«, lächelte Vincent bitter. »Waren Sie in seinem Haus? Dann haben Sie doch sicher den Psalm gesehen, der da in Gold unter dem Gemälde seiner verstorbenen Frau eingraviert ist. Psalm 23, Vers 5.«
    »Ja, hab ich gesehen.«
    »Haben Sie ihn gelesen?«
    »Ja, ich kenne den Vers: Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde . Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein . Das ist aus Der Herr ist mein Hirte , ganz berühmt. Und?«
    »Wie ich sehe, haben Sie in Religion nicht besonders gut aufgepasst.«
    »Ich war ganz gut.«
    »Die Bedeutung von Psalm 23, Vers 5 ist folgende: Die beste Form der Rache, die man an einem Feind verüben konnte, war damals nicht der Tod oder der Kerker, sondern man wollte, dass die Widersacher sehen konnten, wie gut es einem ging, dass man in Saus und Braus lebte. Schließlich ist Erfolg doch der größte Triumph über die, die einen hassen und einem übel wollen.«
    Max gab sich alle Mühe, objektiv und neutral zu bleiben, am besten gar auf der Seite seines Auftraggebers, aber was Paul ihm hier erzählte, zusammen mit allem, was er über Gustav Carver gehört und gelesen hatte, machte es ihm schwer, seine professionelle Haltung zu wahren.
    »Er hat Sie also hier behalten, damit Sie zusehen mussten, wie sich Allain mit Ihrer großen Liebe vergnügte?«
    »Theoretisch ja«, grinste Vincent. »Aber praktisch nein.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Allain hat sich nicht mit ihr vergnügt.«
    »Aber ich dachte …« Max stockte. Er kam nicht mehr mit.
    »Was sind Sie für ein Detektiv? Ich dachte, Sie sind gut … nein, der Beste.«
    Max sparte sich eine Antwort.
    »Soll das heißen, Ihnen ist wirklich nichts aufgefallen?« Vincent war drauf und dran, in Gelächter auszubrechen. »Bei Allain?«
    »Nein, sollte es?«
    »Sie haben Ihr ganzes Leben in Miami verbracht, Sie waren gerade sieben Jahre im Knast, und Sie können immer noch keinen Schwulen erkennen, wenn er direkt vor Ihnen steht?«
    »Allain?« Max war fassungslos, wieder einmal. Wieder etwas mit dem er nicht gerechnet, das er nicht hatte kommen sehen. In der Regel konnte er sexuelle Orientierungen durchaus erkennen, was in Amerika – und vor allem in Miami – auch nicht besonders schwierig war, weil die Leute da offener und offensiver mit ihren Neigungen umgingen. Hatte er derart nachgelassen?
    »Ja, Allain Carver ist homosexuell, schwul, eine Massissi , wie wir das hier nennen. Ehrlich gesagt bin ich gar nicht so überrascht, dass Ihnen das nicht aufgefallen ist, Mingus. Allain ist sehr diskret und spielt den Hetero ganz gut.
    Es gibt schon seit Jahren Gerüchte über ihn, aber niemand konnte ihm was beweisen. Allain ist kein Nestbeschmutzer. Er fliegt einfach öfter mal für ein langes Wochenende nach Miami, San Francisco oder New York, um sich da auszuleben. Hier kommt dann wieder der Deckel drauf.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe Fotos – und Videos. Clyde Beeson hat sie für mich gemacht. Ich habe ihn engagiert, vor zehn Jahren, anonym, durch einen Strohmann. Genau genommen haben Sie ihn mir empfohlen.«
    »Ich?«
    »Wissen Sie das nicht mehr …? Na ja, warum sollten Sie? Ich hatte zuerst Ihnen den Job angeboten, aber Ihre Antwort lautete, und zwar wörtlich: ›Ich habe keine Lust, in dreckigen Klos nach Scheiße zu fischen. Fragen Sie Clyde Beeson, der macht’s vielleicht umsonst.‹«
    »So was könnte ich wohl gesagt haben. Mir wurden viele solcher Fälle angeboten, Scheidungen hauptsächlich, aber das ist nicht mein Ding«, sagte Max. Ihm schwirrte noch immer der Kopf. »Ein Coming-Out ist hier wohl nicht so angesagt, wie?«
    »Volltreffer. Homosexualität gilt hier als pervers, als Sünde. Das ist in der ganzen Karibik so.«
    »Armer Allain«, sagte Max. »Da hat er das viele Geld, den Einfluss, Status und eine gesellschaftliche Stellung, und trotzdem muss er sich verstecken und jemand sein, der er nicht ist.«
    »Er ist kein schlechter Mensch«, sagte Vincent. »Ganz im

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