Voodoo
arbeiten doch nicht umsonst.«
»Sie haben mich nicht engagiert, also schulden Sie mir auch nichts«, sagte Max.
»Ich gebe Ihnen trotzdem etwas, für Ihre Mühen.«
»Ich will nichts.«
»Das werden Sie wollen.«
»Dann versuchen Sie’s.«
»Frieden für den Geist.«
Max sah ihn fragend an.
»Solomon Boukman.«
»Boukman?«, fragte Max. »Sie haben ihn?«
»Ja.«
»Wie lange schon?« Max versuchte, sich in Tonfall und Haltung nichts anmerken zu lassen, die Schockwellen, die ihm durch den Körper fuhren, auszureiten und alle Zeichen des Zorns oder der Aufregung in seiner Stimme zu unterdrücken.
»Seit Ihre Landsleute ihn zu uns zurückgeschickt haben. Die wirklich Gefährlichen, die Mörder, Vergewaltiger und Bandenführer, habe ich am Flughafen abfangen lassen.«
»Und was machen Sie mit denen?«
»Wegsperren und verrotten lassen.«
»Warum bringen Sie sie nicht um?«
»Sie haben ihre Verbrechen ja nicht hier begangen.«
»Und die anderen? Geben Sie denen einen Job in Ihrem Hauptquartier?«
»Ich stelle keine Kriminellen ein. Ist schlecht für’s Geschäft, vor allem in meiner Branche.«
Max musste lachen. Sie standen vor dem Tor zu seinem Haus.
»Finden Sie heraus, was mit meinem Sohn geschehen ist, und ich bringe Sie und Ihren Erzfeind zusammen. Nur Sie und er, vier Wände und keine Fenster. Er wird unbewaffnet sein, und Sie werden nicht durchsucht«, sagte Vincent.
Max dachte darüber nach. In Amerika hatte er Boukman tot sehen wollen, und als er gehört hatte, dass er auf freien Fuß gesetzt worden war, hatte er ihm ebenfalls den Tod gewünscht. Aber jetzt war er sich nicht mehr sicher, ob er ihn kaltblütig würde abknallen können. Genau genommen wusste er, dass er es nicht konnte. Boukman war ein Monster, der schlimmste Verbrecher, dem er je begegnet war, aber ihn umzubringen würde bedeuten, sich auf die gleiche Stufe zu stellen wie er.
»Ich kann das nicht annehmen, Vincent. So nicht«, sagte Max und stieg aus.
Paul ließ das Fenster herunter.
»Ihre Landsleute hatten ihn und haben ihn laufen lassen.«
»Das ist deren Angelegenheit. Ich bin nicht mehr bei der Polizei, Vincent. Anscheinend haben Sie das vergessen.«
»Genau wie Sie«, lächelte Vincent und gab Max seine Beretta und das Holster zurück. »Ich habe nicht damit gerechnet, dass Sie das Angebot annehmen würden.«
Paul nickte dem Fahrer zu. Der Motor wurde angelassen.
»Ach, übrigens, ich habe Ihnen doch erzählt, wie Gustav Carver das Anwesen meiner Familie hat in Schutt und Asche legen lassen. Auf dem Grundstück hat er dieses Haus hier gebaut. Genießen Sie Ihren Aufenthalt«, sagte Paul mit einem bitteren Lächeln, bevor er die schwarze Fensterscheibe hochfahren ließ und davonfuhr.
47
Auf dem Anrufbeantworter warteten fünf Nachrichten auf ihn: eine von Joe, eine von Allain und drei von Chantale.
Allain rief er zuerst an. Er hielt sich an das Skript, das er sich auf dem Weg zurück im Wagen zurechtgelegt hatte: Er tat, als wäre nichts geschehen und als sei alles so wie bisher. Eloise Krolak erwähnte er mit keinem Wort. Er wusste noch nicht genug, sein einziger Anhaltspunkt bisher war das Video. Also erzählte er, er sei in den letzten Tagen einer Spur nachgegangen, die sich leider als Sackgasse erwiesen hatte. Allain dankte ihm für seinen Einsatz und die harte Arbeit.
Dann rief er Joe an. Der war unterwegs, bei der Arbeit, und würde bis zum nächsten Morgen nicht erreichbar sein.
Er duschte und kochte sich Kaffee. Er hatte die erste Tasse halb leer, als das Telefon klingelte. Es war Chantale.
Sie klang erleichtert, seine Stimme zu hören. Sie unterhielten sich eine ganze Weile. Max erzählte ihr die gleiche Lüge wie Allain. Er war sich nicht sicher, wie weit er ihr trauen konnte. Was wusste sie über Charlie? Und über Allain? Hatte sie gemerkt, dass er schwul war? Angeblich hatten Frauen ja ein untrügliches Gespür für so etwas.
Chantale erzählte, dass der Zustand ihrer Mutter sich zusehends verschlechterte. Sie glaubte nicht, dass sie noch bis Weihnachten durchhalten würde. Max nahm das als Vorwand, ihr für den nächsten Tag frei zu geben. Er wollte sie nicht dabei haben, wenn er Eloise beschattete. Er versprach, Allain nichts davon zu erzählen. Sie sagte okay, aber ihre Stimme verriet, dass es das nicht war.
Nach dem Gespräch ging er nach draußen und setzte sich auf die Veranda. Das Zirpen der Insekten erfüllte die Nacht. Hinter dem Haus ging ein leichter Wind, der durch die Bäume
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