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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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arbeiten.«
    »Für wen Sie arbeiten?«
    Sie sah ihm in die Augen.
    »Sie haben doch nicht etwa geglaubt, Maurice hätte das alles allein aufgezogen?«, lachte sie.
    Paul kam wieder herein.
    »Maurice hat viele Qualitäten, aber Intelligenz gehört nicht dazu«, kicherte sie liebevoll und schaltete im gleichen Moment wieder in den Geschäftsmodus zurück. »Ich erzähle Ihnen alles, unter einer Bedingung.«
    »Versuchen Sie es«, sagte Max.
    »Sie müssen Maurice laufen lassen.«
    »Was? Kommt gar nicht in Frage!«
    »Sie lassen Maurice laufen, und ich erzähle Ihnen alles. Er war nur ein kleines Rädchen in einem sehr großen Getriebe. Wir beide. Wenn Sie ihn nicht freilassen, sage ich kein Wort. Dann können Sie gleich jetzt die Waffe auf uns richten.«
    »Einverstanden«, schaltete Paul sich ein, sodass Eloise zusammenzuckte. »Sobald wir Ihre Informationen nachgeprüft haben, lasse ich ihn laufen.«
    »Geben Sie mir Ihr Wort«, sagte Eloise.
    »Ich gebe Ihnen mein Wort.«
    Eloise senkte feierlich den Kopf, um das Geschäft zu besiegeln.
    Max war sich nicht sicher, dass Paul Codada laufen lassen würde, aber den Gedanken schob er fürs Erste beiseite.
    Paul klopfte ihm auf die Schulter, was Max als Aufforderung verstand, mit der Befragung fortzufahren.
    »Sagen Sie mir, für wen Sie arbeiten.«
    »Können Sie sich das nicht denken?«
    »Eloise, wir haben eine Vereinbarung getroffen. Wir werden hier nicht mehr Katz und Maus spielen. Und wir werden nicht mehr auf schlau machen. Ich stelle Ihnen eine Frage, und Sie geben mir eine Antwort – und Sie sagen die Wahrheit. So einfach läuft das. Verstanden?«
    »Ja.«
    »Gut. Für wen arbeiten Sie?«
    »Gustav Carver«, sagte sie.
    »Spielen Sie keine verdammten Spielchen mit mir, Eloise!«, schrie Max. »Ich weiß, dass er Ihr Chef ist, verdammte Scheiße! Ihm gehört die Arche Noah, und ihm gehört die Bank, in der Ihr geliebter Kinderficker arbeitet!«
    »Aber Sie haben mich gefragt, für wen wir ar–«
    »Spielen S ie hier nicht die Neunmalkluge!« Max beugte sich dicht über sie. »Wenn Sie mich hier noch eine Sekunde länger zum Narren halten, schwör ich Ihnen, ich geh rüber und blase Ihrem Maurice eigenhändig das Lebenslicht aus.«
    »Aber ich sage Ihnen, es ist Gustav Carver! Er ist unser Chef! Er steht hinter dem Ganzen. Er leitet es. Es gehört ihm! Er hat es aufgezogen! Er hat es erfunden!«, beharrte Eloise mit zittriger Stimme. »Es ist Gustav Carver. Er macht das seit fast vierzig Jahren. Er entführt Kinder, baut sie auf und verkauft sie für Sex. Gustav Carver ist Tonton Clarinette.«

52
    »Maurice hat Monsieur Carver – Gustav – in den vierziger Jahren kennengelernt. Maurice lebte damals in einem Dorf im Südwesten, ungefähr fünfzehn Meilen von Port-au-Prince entfernt. Zu jener Zeit war die Frambösie in Haiti weit verbreitet. Die Gegend, in der Maurice lebte, war besonders stark betroffen.
    Maurice hat mir oft davon erzählt, wie seine Eltern von der Krankheit befallen wurden. Seine Mutter hat sie zuerst gekriegt. Erst sind ihr die Arme verdorrt, dann sind die Lippen abgefallen, dann hat sie die Nase verloren. Man hat sie aus dem Dorf gejagt. Danach hat die Familie in einem Holzverschlag gehaust, Maurice und seine Eltern, oder das, was von ihnen übrig war. Er hat zusehen müssen, wie sie buchstäblich auseinanderfielen.«
    »Wieso hat er sie nicht gekriegt?«, fragte Max.
    »Le Docteur Duvalier, François Duvalier, Papa Doc, hat ihn gerettet.«
    »So haben die sich kennengelernt?«
    »Ja. Die Hütte lag am Weg zum Dorf. Der Doktor hat in der Nähe ein Krankenhaus errichtet, und er hat Maurice da zwischen seinen Eltern sitzend gefunden. Maurice war der erste, den er geimpft hat.«
    »Verstehe«, sagte Max. So weit, so gewöhnlich: das übliche »Opfer seiner Umstände«-Plädoyer.
    »Es gab Probleme, weil die Medikamentenvorräte regelmäßig von den Leuten aus dem Dorf geplündert wurden. Also hat Maurice eine Bande zusammengestellt, um die Vorräte zu bewachen. Das waren Kinder seines Alters oder jünger. Sie haben Le Docteur Duvalier bewacht, während er gearbeitet hat, und nachts haben sie das Krankenhaus bewacht. Sie waren sehr gut. Sie hatten Steinschleudern, Messer und Knüppel dabei, die sie in macoutes mit sich rumgetragen haben – das sind diese Strohtaschen, wie die Bauern sie benutzen. Duvalier nannte sie › mes petits tonton macoutes ‹, meine kleinen Männer mit den Taschen. Der Name ist hängen geblieben.«
    »Wie süß«,

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