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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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bemerkte Max trocken. »Was ist mit Gustav Carver? Wann kommt der ins Spiel?«
    »Monsieur Carver war von Anfang an dabei. Er war der erste Weiße, den Maurice je gesehen hat. Zu der Zeit war es praktisch unmöglich, an Medikamente und medizinisches Gerät heranzukommen. Es war Monsieur Carver, der mit seinen Geschäftskontakten alles Benötigte in Amerika besorgt hat.
    Maurice hat Le Docteur Duvalier geliebt, auch wenn sie nie Geliebte waren, falls Sie das denken.« Eloise musterte Max’ Gesicht.
    »Das habe ich nicht gedacht«, sagte Max.
    »Aber Sie haben es vermutet.«
    Natürlich hatte er das, aber er hatte die Situation wieder unter Kontrolle, und das sollte auch so bleiben.
    »Wir hatten doch eine Vereinbarung, schon vergessen? Ich frage, Sie antworten. Wie ging es weiter?«
    »Maurice hat für Le Docteur Duvalier gearbeitet. Während seines Präsidentschaftswahlkampfs war Maurice für seine Sicherheit zuständig.«
    »Wann haben die angefangen, Kinder zu entführen?«
    »Le Docteur Duvalier war nicht nur Arzt, sondern auch Bokor , falls Sie wissen, was das ist«, sagte sie herablassend.
    »Ich bin schon eine Weile hier, junge Dame«, antwortete Max und musterte sie mit strengem Blick. Sie lächelte ihn an, zum ersten Mal. Ein sehr nervöses Lächeln, bei dem sie ihre schiefen, gelben Schneidezähne zeigte. Sie erinnerte Max an eine alte Ratte. Fehlten nur noch die Schnurrbarthaare. »Ich weiß auch, dass es einen Unterschied gibt zwischen Voodoo und Schwarzer Magie. Korrigieren Sie mich also, wenn ich mich irre, aber Papa Doc hat Schwarze Magie praktiziert, ja?«
    »Er ist mit den Toten in Kontakt getreten, mit den Geistern. Dazu brauchte er Kinder.«
    »Wieso?«
    »Das Einzige, was uns von der Welt der Geister trennt, ist unser Körper. Wenn der Körper vergeht, werden wir selbst zu Geistern. Geister waren auch mal Menschen, und genau wie Menschen können sie an der Nase herumgeführt werden«, sagte Eloise und dehnte sich die Finger, die kurz und dünn waren wie abgebrochene braune Bleistiftstummel, die mit Pflastern zusammengehalten wurden.
    »Und was nützt einem das Geistsein, wenn man nicht sehen kann, was so ein Sterblicher im Schilde führt?«
    »Dazu haben wir ja die Schwarze Magie. Le Docteur Duvalier hat Kinderseelen benutzt, die reinsten, unverdorbensten Seelen, die es gibt. Mit einer solchen Seele wird jeder Geist sprechen und ihr helfen.«
    »Und wie kriegte er die Seelen?«
    »Was glauben Sie?«
    »Er hat sie umgebracht?«
    »Er hat sie geopfert«, berichtigte Eloise, wieder in herablassendem Tonfall.
    »Und Maurice und seine Leute haben für Papa Doc Kinder geklaut?«
    »Ja. Und zwar auf Bestellung, schließlich wollte Le Docteur Duvalier nicht einfach irgendein Kind von der Straße. Er hatte immer ganz bestimmte Vorstellungen, und die waren jedes Mal anders. Manchmal brauchte er einen Jungen, manchmal ein Mädchen. Sie mussten an einem bestimmten Tag geboren sein oder aus einer bestimmten Gegend stammen. Sie durften nur so und so alt sein. Niemals älter als zehn. In dem Alter verlieren die Seelen langsam ihre Reinheit. Dann fangen sie an, erwachsen zu werden. Sie verstehen mehr.«
    »Und die Geister reden nicht mehr so offen mit ihnen«, schlussfolgerte Max.
    »Richtig.«
    »Maurice hat also Kinder entführt, und Gustav Carver wusste Bescheid?«
    »Nicht nur das: Es war seine Aufgabe, die Kinder zu besorgen. Le Docteur Duvalier hat Monsieur Carver genaue Angaben gemacht, was für ein Kind er benötigte. Dann haben sich Monsieur Carver und Maurice im Land umgeschaut und die in Frage kommenden Objekte fotografiert. Die Fotos wurden Le Docteur Duvalier vorgelegt, und der wählte aus, welches er wollte.«
    Max lief ein kalter Schauder über den Rücken. Ihre Augen logen nicht, und ihre Körpersprache verriet weder Täuschung noch Angst. Sie sagte die Wahrheit. Und es passte. Alle Welt wusste, dass Gustav Carver und Papa Doc sich nahe gestanden hatten, dass sie sich seit vielen Jahren kannten. Gustav war Opportunist. Vermutlich hatte er in Duvalier die gleiche Skrupellosigkeit erkannt, die er selbst besaß, und den gleichen Willen, ohne Gewissen und ohne Reue zu handeln.
    »Wozu hat Papa Doc diese Kinder … diese Kinderseelen, wozu hat er sie gebraucht?«
    »Um seine Feinde auszutricksen.«
    »Wie?«
    »Wir alle haben einen Schutzgeist … einen Schutzengel, wie Sie das wohl nennen würden. Sie passen auf uns auf und beschützen uns. Wenn Le Docteur Duvalier die Seele eines Kindes eingefangen

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