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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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importieren, nachdem es in Haiti eine Missernte gegeben hatte. Carter hatte sogar bei ihnen vorbeigeschaut, um Hallo zu sagen, als er wegen der Verhandlungen über eine friedliche Kapitulation der Militärjunta im Lande gewesen war. Max ging mit seinen Fragen immer wieder vor und zurück, und je mehr er fragte und je mehr Allain antwortete und Max dabei mit traurigen, blutunterlaufenen Augen ansah, die immer mehr vom Alkohol und vom Herzschmerz vernebelt wurden, umso mehr war Max davon überzeugt, dass er wirklich keine Ahnung gehabt hatte, was da vor seiner Nase vor sich gegangen war.
    »Er hat mich gehasst«, platzte Allain heraus. »Er hat mich gehasst für das, was ich war, und für das, was ich nicht war.«
    Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar, um es glatt zu streichen. Er trug keine Uhr. Max bemerkte eine dicke rosa Narbe am linken Handgelenk.
    »Und Sie, Allain? Haben Sie ihn gehasst?«
    »Nein«, antwortete er unter Tränen. »Ich hätte ihm verziehen, wenn er mich je darum gebeten hätte.«
    »Auch jetzt noch? Bei allem, was Sie jetzt wissen?«
    »Er ist mein Vater«, erwiderte Allain. »Das entschuldigt nicht, was er getan hat. Das bleibt bestehen. Aber trotzdem ist er mein Vater. Wir haben hier doch nicht mehr als uns selbst und unsere Familie.«
    »Hat er seine Psychotechniken auch mal bei Ihnen angewandt?«
    »Was? Hypnose? Nein. Er wollte einen Seelenklempner engagieren, der mich auf Kurs bringen sollte, aber Mutter hat das nicht zugelassen. Sie hat immer zu mir gestanden.« Allain betrachtete sein verschwommenes Spiegelbild auf der Tischplatte. Er leerte sein Glas und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
    Dann schnipste er plötzlich mit den Fingern und klopfte sich aufs Jackett.
    »Das ist für Sie.« Er zog einen verknitterten, aber zugeklebten Umschlag heraus und hielt ihn Max mit zwei Fingern hin.
    Max öffnete ihn. Drinnen lag der Beleg über eine Überweisung auf sein Konto in Miami.
    $5000000.
    Fünf Millionen Dollar.
    Max war sprachlos.
    Ein Riesenhaufen Geld auf dem Servierteller.
    Morgen würde er nach Miami zurückfliegen. Er hatte ein neues Leben zu beginnen. Das Geld würde ihm eine riesige Hilfe sein, vielleicht alles, was er an Hilfe brauchte.
    Dann legte sich ein Schatten über seine Zukunftsvisionen.
    »Aber …«, hob Max an und schaute von den vielen Nullen hoch.
    Er musste an Claudette Thodore denken, deren Kaufpreis ins Carver-Imperium geflossen war, ein Imperium, das man auf dem Fleisch und Blut von Kindern errichtet hatte. Einen Teil dieses Geldes hielt er nun in Händen, und dieses Geld war seine Zukunft.
    »Nicht genug?« Auf einmal sah Allain verängstigt aus. »Ich zahle Ihnen gerne mehr. Nennen Sie die Summe.«
    Max schüttelte den Kopf.
    »Ich bin noch nie für einen Auftrag bezahlt worden, den ich nicht zu Ende gebracht habe«, sagte er schließlich. »Ich weiß immer noch nicht mit Sicherheit, was mit Charlie passiert ist.«
    »Vincent hat die Suche wieder aufgenommen«, sagte Allain. »Er hat Sie gemocht, mein Vater, wissen Sie das? Er sagte, Sie seien ein ehrenwerter Mensch.«
    »Ach ja? Nun, ich mag ihn nicht«, entgegnete Max. »Und ich kann sein Geld nicht annehmen.«
    Er legte den Überweisungsbeleg auf den Tisch.
    »Aber es ist schon auf Ihrem Konto. Es gehört Ihnen.« Allain zuckte mit den Achseln. »Geld weiß nicht, woher es kommt.«
    »Aber ich weiß es. Und das ist das Problem«, sagte Max. »Ich überweise es Ihnen zurück, sobald ich kann. Bis dann, Allain.«
    Sie gaben sich die Hand, dann ging Max aus dem Vorstandszimmer Richtung Aufzug.

    Er parkte den Wagen neben der pastellrosafarbenen katholischen Kathedrale in Port-au-Prince und ging los Richtung Stadtzentrum.
    In der Nähe des Marché de Fer blieb er vor einem Gebäude stehen, das von sich behauptete, eine Kirche zu sein, obwohl es von außen eher wie ein Lagerhaus aussah.
    Er drückte die Tür auf, trat ein und fand sich in der schlichtweg außergewöhnlichsten und schönsten Kapelle wieder, die er je gesehen hatte.
    Am Ende des Mittelgangs, hinter dem Altar, prangte ein Wandgemälde, das die komplette Wand vom Boden bis zu den drei verrammelten Fenstern unter dem Gewölbe einnahm, es war gut sechs Meter hoch. Max ging zwischen den einfachen Holzbänken hindurch nach vorn und setzte sich in die zweite Reihe. Gut ein Dutzend Menschen – hauptsächlich Frauen – saßen oder knieten an verschiedenen Plätzen.
    Die Jungfrau Maria im gelben Kleid mit blauem Umhang beherrschte das

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