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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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Mühe, nicht wieder loszuheulen. Er hätte sie gern in die Arme genommen, damit sie ihre Trauer an seiner Schulter ausweinen konnte, aber es schien ihm irgendwie unpassend. Das hier war eine Befragung, er sammelte Beweise, er war nicht ihr Therapeut oder Beichtvater.
    »Erklären Sie mir das mit dem Kleid«, sagte er, nachdem sie ihre Tränen überwunden hatte. Er kannte die Antwort bereits, aber er wollte sie zurück zum Thema lotsen.
    »Charlies Haare sind nie geschnitten worden. Mit der Zeit wurden sie ziemlich widerspenstig. Wir haben sie mit Haarreifen und Bändern zu zähmen versucht, und schließlich haben wir ihm Zöpfe geflochten. Es war leichter, ihn in ein Kleid zu stecken und ihn aller Welt als Mädchen zu präsentieren, als zu erklären, warum sein Haar so war, wie es war. Und es hat funktioniert. Er hat die ganze Zeit Kleider getragen«, sagte Francesca.
    »Wie haben Sie von dem Voodoo-Priester erfahren?«
    »Eines Tages hat mir Rose aus heiterem Himmel eine handgeschriebene Nachricht von ihm überbracht. Darin waren Dinge über mich und Charlie erwähnt, die niemand – und ich meine: niemand – wissen konnte.«
    »Könnten Sie da etwas mehr ins Detail gehen?«
    »Nein«, sagte sie barsch. »Aber wenn Sie so gut sind, wie Allain behauptet, werden Sie es sicher selbst rausfinden.«
    Max beließ es dabei.
    »Woher kannte Rose den Priester?«
    »Ihre Freundin Eliane arbeitet für ihn.«
    »Verstehe«, sagte Max und setzte sie im Geiste auf die Liste möglicher Verdächtiger. »Könnte Rose von diesen Dingen gewusst haben, die Sie mir nicht erzählen wollen?«
    »Nein.«
    »Auch nicht in einem so kleinen Land wie dem hier?«
    »Nein.«
    »Okay. Sie sind also mit Charlie zu diesem Priester gegangen. Was ist da passiert?«
    »Er hat mit mir geredet, und dann hat er mit Charlie geredet, allein, unter vier Augen.«
    »Wie alt war Charlie da, zwei?«
    »Zweieinhalb.«
    »Und da hatte er schon angefangen zu sprechen?«
    »Nein, kein Wort.«
    »Und wie haben die beiden dann kommuniziert?«
    »Ich weiß es nicht, ich war ja nicht dabei. Aber wie auch immer er das gemacht hat: Es hat geholfen. Charlie hat sich mir gegenüber verändert. Er ist offener geworden. Er hat mich angesehen. Manchmal hat er sogar gelächelt – und er hatte so ein schönes Lächeln, das hat einem den ganzen Tag versüßt.«
    Francescas Stimme war zu einem Flüstern geworden, erstickt von wachsender Trauer.
    Sie putzte sich lautstark die Nase, ein Prusten wie von einem Seehund, dann zündete sie sich eine Zigarette an, ihre letzte. Sie zerknüllte die Packung.
    »Wie oft waren Sie und Charlie bei dem Priester?«
    »Einmal pro Woche.«
    »Immer am gleichen Tag zur gleichen Uhrzeit?«
    »Nein, immer unterschiedlich. Rose hat mir jedes Mal den Termin gesagt.«
    »Ich werde mit dem Mann sprechen müssen.«
    Francesca zog ein gefaltetes Blatt Papier aus der Brusttasche und schob es ihm hin.
    »Seine Adresse. Er erwartet Sie heute Nachmittag gegen zwei Uhr.«
    »Er erwartet mich?«
    »Er hat Sie kommen sehen. Er hat es mir schon vor zwei Monaten gesagt.«
    »Was soll das heißen, er hat mich kommen sehen, vor zwei Monaten? Vor zwei Monaten wusste ich selbst nicht, dass ich kommen würde.«
    »Er sieht so etwas.«
    »Ein Hellseher?«
    »So was in der Art, aber trotzdem anders.«
    »Und wieso haben Sie sich dann beim Abendessen so aufgeführt?«
    »Da wusste ich nicht, dass er Sie meinte.«
    »Sie haben also danach noch mit Duufuur gesprochen?«
    »Ja.«
    »Und deshalb sind Sie hergekommen?«
    Sie nickte.
    »Er hat ganz schön Einfluss auf Sie.«
    »So ist das nicht.«
    »Haben Sie das meinen Vorgängern auch alles erzählt?«
    »Nein. Denen habe ich nur von der Entführung berichtet.«
    »Warum?«
    »Emmanuel war ein netter Kerl, aber er war indiskret, ein Klatschweib. Clyde Beeson habe ich gehasst, und Medd war mir auch nicht sonderlich sympathisch. Die waren nur wegen des Geldes hier.«
    »Davon leben die, Mrs. Carver«, sagte Max. »Sie machen nur ihren Job, wie jeder andere auch. Der eine arbeitet im Büro, der andere an der Tankstelle, andere verdienen sich ihre Brötchen als Polizisten oder Feuerwehrleute – die meisten Menschen tun das, was sie tun, wegen des Geldes. Alle anderen haben entweder Glück oder sind bescheuert.«
    »Dann sind Sie wohl bescheuert, Max«, sagte sie lächelnd. »Glück haben Sie nämlich nicht.«

    Danach hatte sie ihm nicht mehr allzu viel zu erzählen.
    Max ging mit ihr zum Tor. Sie gab ihm die Hand und

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