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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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Führung«, sagte er. »Wir unterhalten uns später.«
    Maurice Codada stand auf und kam hinter seinem Schreibtisch hervor.
    Er hauchte Chantale zwei Küsschen auf die Wange und drückte ihr herzlich die Arme. Sie stellte ihm Max vor.
    » Bienvenu à la Banque Populaire d’Haïti , Monsieur Mainguss «, sagte Codada überschwänglich, senkte den Kopf und zeigte Max seine lustig aussehende rosa Halbglatze mit den Sommersprossen, bevor er seine Hand nahm und sie ebenfalls kräftig schüttelte. Er war ein schmächtiger, kleiner Mann, kleiner und schmaler als Max, aber er hatte einen festen Händedruck. Chantale erklärte, dass sie würde übersetzen müssen, weil Codada kein Englisch sprach.
    Codada geleitete sie zurück zum Haupteingang und fing sofort mit der Führung an, eine Schnellfeuersalve auf Kreolisch, die wie ein Telex aus seinem Mund ratterte, während er sie durch die Halle führte.
    Chantale verpackte seine verbalen Wasserfälle in gepflegte Einzeiler: »Die Säulen stammen aus Italien.« / »Der Fußboden auch.« / »Die Nationalflagge Haitis.« / »Die Schalter stammen aus Italien.« / »Die Angestellten nicht … ha ha ha.«
    Codada flanierte an der Reihe der Kunden vorbei, schüttelte Hände, klopfte Schultern, begrüßte die Damen mit Küsschen: Er bearbeitete die Menge mit dem Elan eines Politikers im Wahlkampf. Er hob sogar ein Kind hoch und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
    Codada erinnerte an einen als Zirkusclown verkleideten Löwen, eine Comicfigur auf der Suche nach einem Comic. Er hatte eine flache, breite Nase, einen runden, orangeroten Afroschopf und die natürliche Blässe aller Rothaarigen, dazu dichte Sommersprossen. Seine Lippen waren rot – die untere sogar tiefrot umrandet – und feucht, weil er sich ständig mit der rosa Zungenspitze um den Mund fuhr wie eine Gottesanbeterin bei der erfolglosen Jagd nach einem flinken Insekt. Sein Blick war verschlagen, die Iris von der Farbe gerösteter Kaffeebohnen, die Lider zierte ein Spaghettimuster aus feinen Adern.
    Vieles an Codada war irgendwie schräg, angefangen bei dem Schmuck, der einfach nicht passte. Er trug jede Menge Gold am Körper, zwei dicke Armbänder an jedem Handgelenk und zwei fette Goldbarren als Ringe an den kleinen Fingern. Beim Lächeln zeigte er seinen goldenen Schneidezahn, und während er durch die Schalterhalle hüpfte, hörte Max es unter seinem Hemd klirren, was ihn vermuten ließ, dass er sich mindestens drei Goldketten um den Hals gehängt hatte.
    In Max’ Augen fehlte es Codada an so gut wie allen Eigenschaften, die ihn für den Posten des Sicherheitschefs qualifizie rt hätten. Die meisten seiner Kollegen waren eher nach innen gekehrt, verschwiegen und vor allem diskret, sie redeten wenig, sahen alles, dachten schnell und bewegten sich schnell. Codada war das genaue Gegenteil. Er mochte Menschen, oder vielmehr, er mochte Aufmerksamkeit. Der gemeine Wachmann dagegen ging in der Menge unter und betrachtete zugleich alle um sich herum als potenzielle Gefahrenträger. Nicht einmal seine Kleidung passte: weiße Leinenhose, marineblauer Blazer und braunweiße Krawatte. Die meisten Sicherheitsleute hielten es eher mit gedämpften Tönen und düsteren Uniformen, Codada hingegen hätte auch als Maître d’Irgendwas auf einem Kreuzfahrtschiff für Schwule anheuern können.
    In einem verspiegelten Aufzug fuhren sie in den ersten Stock, in die Abteilung Geschäftskunden. Codada positionierte sich links neben der Tür, von wo aus er einen vollen dreidimensionalen Blick auf Chantale genießen konnte. Max hatte ihn für schwul gehalten, aber die ganze kurze Fahrt über nahm Codada nicht für eine Sekunde den Blick von Chantales Brüsten, er schien jedes kleinste Detail in sich aufzusaugen. Kurz vor dem ersten Stock spürte er Max’ strengen Blick und sah ihm direkt in die Augen, warf noch einen kurzen Blick auf Chantales Brüste und wieder zurück zu Max, um ihm mit einem kleinen Nicken zu verstehen zu geben, dass sie wohl den gleichen Geschmack hatten. Chantale hatte es nicht bemerkt.
    Die Abteilung Geschäftskunden war mit Fliesenteppich ausgelegt und klimatisiert, ein leichter Plastilingestank hing in der Luft. An den Wänden im Flur prangten gerahmte Schwarzweißfotos größerer Bau- und sonstiger Projekte, die die Bank finanziert hatte, von der Kirche bis zum Supermarkt. Codada führte sie an mehreren Büros vorbei, in denen jeweils drei oder vier adrett gekleidete Männer und Frauen vor Computern und Telefonen

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