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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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saßen. Keiner schien wirklich etwas zu tun zu haben. Genau genommen sah es aus, als würde auf der ganzen Etage nicht viel passieren. Die meisten Computerbildschirme waren schwarz, kein Telefon klingelte, und manche Angestellte machten sich nicht einmal die Mühe, ihre Untätigkeit zu überspielen. Sie saßen plaudernd auf den Schreibtischen, lasen Zeitung oder unterhielten sich. Fragend schaute Max zu Chantale hinüber, aber die sparte sich eine Erklärung. Codadas Stimme hallte durch die Stille. Viele schauten auf und blickten der Gruppe nach, einige lachten laut über irgendetwas, das Codada gesagt hatte. Aber was immer es war, es wurde entweder bei der Übersetzung ausgespart oder überlebte den Sprung in die andere Sprache nicht.
    Max fing an, Gustavs Mentalität und seine Einstellung diesen Menschen gegenüber zu verstehen. Es gab einiges, was man daran hassen konnte, aber noch sehr viel mehr, was zu bewundern war.
    Auf der nächsten Etage ging es ein klein wenig lebhafter zu: Hypotheken und Privatkredite. Die Ausstattung war die gleiche wie unten, aber Max hörte das eine oder andere Telefon klingeln, und an einigen Computern wurde sogar gearbeitet. Codada erklärte mit Chantales Hilfe, dass der Haitianer lieber selbst ein Haus baute, als ein bereits fertiges zu kaufen, weshalb häufig eine Finanzspritze nötig war, um ein Stück Land zu erwerben und einen Architekten und eine Baufirma zu engagieren.
    Die Büros der Carvers befanden sich im obersten Stockwerk. Vor den Spiegelwänden des Aufzugs straffte sich Codada und klopfte sich das Haar platt. Chantale warf Max ein »Was für ein Hampelmann«-Lächeln zu. Max klopfte sich auf die Glatze.
    Die Aufzugtüren öffneten sich zu einem Empfangsbereich mit einem hohen Mahagonitresen, hinter dem eine Frau saß, und einem Wartebereich mit niedrigen schwarzen Ledersofas, einem Couchtisch und einem Wasserkühler. Auch zwei Wachleute mit Uzis im Arm und kugelsicheren Westen waren zu sehen, einer links, einer rechts. Codada ging voran und führte sie zu einer schweren Doppeltür an der linken Wand. Er tippte einen Zugangscode in ein Tastenfeld, das in den Türrahmen eingelassen war. Von rechts war eine Kamera auf sie gerichtet. Die Türen öffneten sich auf einen Flur, der zu einer weiteren Doppeltür führte.
    Sie waren auf dem Weg zum Büro von Gustav Carver. Codada sagte ihre Namen in eine Gegensprechanlage, und sie wurden hineingesummt.
    Gustavs Sekretärin, eine resolute Frau von Ende vierzig mit heller Haut, begrüßte Codada mit förmlicher Herzlichkeit.
    Codada stellte ihr Max vor, aber nicht umgekehrt, sodass er ihren Namen nicht erfuhr. Er sah auch kein Namensschild auf dem Schreibtisch. Mit einem kurzen Nicken gab sie Max die Hand.
    Codada stellte ihr eine Frage, auf die sie mit » non « antwortete. Er dankte ihr und führte Max und Chantale wieder hinaus aus dem Büro und zurück in den Flur.
    »Er hat gefragt, ob wir Gustav Carvers Büro sehen dürfen, aber Jeanne hat nein gesagt«, flüsterte Chantale.
    »Was ist mit Allain?«
    »Der ist Vizepräsident. Sein Büro liegt im ersten Stock. Wir sind daran vorbeigelaufen.«
    Codada führte sie zurück ins Erdgeschoss. Max gab ihm zweihundert Dollar, die er für ihn in haitianische Währung umtauschen sollte. Codada schwebte in Richtung Kassen davon, unterwegs schüttelte er noch ein paar Hände und hauchte noch ein paar Küsschen in die Luft.
    Wenige kurze Minuten später war er wieder da und hielt einen braunen Packen Gourdes von der Dicke eines Backsteins zwischen Daumen und Zeigefinger. Durch die Invasion und den bedenklichen Zustand der haitianischen Wirtschaft hatte die Währung so hoffnungslos an Wert verloren, dass man für einen Dollar zwischen fünfzig und hundert Gourdes kriegte, je nachdem, zu welcher Bank man ging. Die Banque Populaire bot den großzügigsten Kurs in ganz Haiti.
    Max nahm den Stapel entgegen und betrachtete die Scheine. Sie waren feucht und fettig und wiesen – obschon ursprünglich blau, grün, violett oder rot gewesen – unterschiedliche Schattierungen eines gräulichen Brauns auf. Je geringer der Wert (fünf Gourdes), umso schlechter waren vor lauter Dreck und Schmiere Zahlen und Design zu erkennen, während die größeren Scheine (500 Gourdes) nur leicht fleckig und problemlos lesbar waren. Die Scheine rochen heftig nach Käsefüßen.
    Codada führte sie durch die Drehtüren nach draußen und verabschiedete sich. Im gleichen Moment kamen die Männer mit den – jetzt leeren

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