Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vor aller Augen

Titel: Vor aller Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
Vom Netzwerk:
los.
    Doch schon waren mehrere FBI-Leute vom Geisel-Befreiungs-Team zur Stelle, schützten Coulter nach allen Seiten und schafften ihn in einen wartenden Kleinbus.
    Â»Zielperson in Sicherheit«, hörte ich den Bericht. »Jetzt hauen wir mit ihm ab, so schnell wir können.«
    Ich drehte mich zum Haus um. Was war mit der Familie? Wo steckte sie?
    Hatte er sich die ganze Geschichte nur ausgedacht? O Gott, was hatte Dennis Coulter getan?
    Dann sah ich die Familie. Sie marschierte im Gänsemarsch aus dem Haus. Die Szene war unbeschreiblich. Meine Nackenhaare sträubten sich.
    Ein alter Mann in weißem Hemd und schwarzer Hose mit Hosenträgern. Eine ältere Frau in einem weiten rosafarbenen Kleid und Schuhen mit hohen Absätzen. Tränen strömten über ihre Wangen. Zwei kleine Mädchen in weißen Partykleidchen. Zwei Frauen mittleren Alters hielten sich an den Händen. Drei Männer, etwa Mitte zwanzig, gingen mit hoch erhobenen Händen. Dann kam noch eine Frau mit zwei kleinen Babys.

    Mehrere Erwachsene trugen Kartons.
    Ich war ziemlich sicher, dass ich wusste, was sie enthielten. Ja, ich wusste es. Die Unterlagen, die Beweise.
    Detective Dennis Coulter hatte doch die Wahrheit gesagt. Seine Familie hatte ihm geglaubt. Sie hatten gerade sein Leben gerettet.
    Ned Mahoney schlug mir kräftig auf den Rücken. »Gute Arbeit. Wirklich, sehr gut!«
    Ich lachte und sagte: »Für einen SN nicht übel. Das war aber doch ein Test , richtig?«
    Â»Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Aber wenn’s einer war, dann haben Sie ihn mit Auszeichnung bestanden.«

9
    Ein Test? Mein Gott. Hatte man mich deshalb nach Baltimore geschickt? Verdammt, alles nur das nicht!
    Ich kam spät nach Hause, zu spät. Ich war froh, dass niemand mehr wach war, besonders Nana. Im Augenblick konnte ich keinen ihrer durchdringenden, tadelnden Blicke ertragen. Ich brauchte ein Bier und dann wollte ich nur noch ins Bett. Schlafen.
    Leise schlich ich mich ins Haus, um niemanden zu wecken. Kein Laut, nur das kaum hörbare Summen des Kühlschranks. Ich wollte Jamilla anrufen, sobald ich oben in meinem Zimmer war. Ich vermisste sie schrecklich. Rosie, unsere Katze, kam und strich mir um die Beine. »Hallo, Rote«, flüsterte ich. »Heute war ich richtig gut.«

    Dann hörte ich jemanden weinen.
    Ich lief die Treppe hinauf zu Klein Alex’ Zimmer. Er war wach und wimmerte. Ich wollte nicht, dass Nana oder eines der anderen Kinder aufwachte. Außerdem hatte ich meinen Jungen seit dem frühen Morgen nicht mehr gesehen und wollte ihn in die Arme nehmen. Ich hatte sein kleines Gesicht vermisst.
    Er saß da und schien überrascht zu sein, mich zu sehen. Dann lächelte er und klatschte in die Hände. Oh! Daddy ist da. Daddy ist das größte Weichei im ganzen Haus.
    Â»Wieso bist du denn wach, Kleiner? Es ist schon spät«, sagte ich.
    Alex’ Bett ist ein Hochbett, das ich selbst gebaut habe. An beiden Seiten war ein Klappgitter, damit er nicht herausfiel.
    Ich klappte ein Gitter herunter und legte mich neben ihn. »Rutsch ein bisschen rüber, damit Daddy auch Platz hat«, flüsterte ich und küsste ihn auf den Kopf. Ich kann mich nicht erinnern, dass mein Vater mich je geküsst hätte, daher küsste ich Klein Alex bei jeder passenden Gelegenheit. Das gilt auch für Damon und Jannie, ganz gleich, wie sehr sie sich darüber beschweren.
    Â»Ich bin müde, mein Kleiner«, sagte ich. »Wir steht’s mit dir? Schwerer Tag, Puppy?«
    Ich holte sein Fläschchen aus der Spalte zwischen Matratze und Gitter hervor. Er trank und kuschelte sich eng an mich. Dann drückte er sein Plüschtier, die Kuh Muh, an sich und war blitzschnell wieder eingeschlafen.
    Wie schön. Zauberhaft. Ich liebe diesen Babyduft. Seinen leisen Atem – Babyatem.
    In dieser Nacht schliefen wir beide prächtig.

10
    Das Paar verkroch sich für ein paar Tage in New York City, Lower Manhattan. Dort konnte man ganz locker untertauchen und von der Landkarte verschwinden. Und New York war die einzige Stadt, wo sie alles bekommen konnten, was sie wollten und wann sie es wollten. Das Paar wollte harten Sex. Sozusagen als Vorspeise.
    Ãœber sechsunddreißig Stunden hatten sie sich außer Reichweite ihres Arbeitgebers gehalten. Schließlich drang ihr Kontaktmann, Sterling, zu ihnen durch und erreichte sie per Handy in einem Zimmer im Chelsea Hotel an der

Weitere Kostenlose Bücher