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Vor aller Augen

Titel: Vor aller Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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Aber ich wusste nicht, auf wen ich wütend sein sollte. Ich wusste nicht, wie man dieses Spiel spielte.
    Aber ich wollte gewinnen.

29
    Wieder war ein Verkauf getätigt worden – ein sehr großer.
    Am Samstagabend hatte das Paar die Halyard-Bar in Newport, Rhode Island, betreten. Das Halyard unterschied sich von den meisten Schwulenclubs in Newports so genanntem Rosa Distrikt. Man sah gelegentlich hohe schwarze Stiefel oder ein mit Dornen besetztes Armband, aber die meisten Männer, die diesen Club besuchten, hatten gelockte Haare und trugen Segelklamotten und natürlich die stets beliebte Croakie-Sonnenbrillen.
    Der DJ hatte gerade einen Strokes-Song aufgelegt. Einige Paare tanzten. Das Paar passte hierher. Das hieß, die beiden fielen nicht auf. Slava trug ein babyblaues T-Shirt und Dockers. Seine etwas längeren schwarzen Haare hatte er mit Gel gestylt. Zoya trug eine schicke Seglermütze und hatte sich so hergerichtet, dass sie wie ein hübscher junger Mann aussah. Sie war erfolgreicher in ihrer Rolle, als sie erwartet hatte, denn sie war bereits mehrmals angebaggert worden.
    Sie hielt mit Slava nach einem ganz bestimmten Typ Ausschau. Kurz nach ihrer Ankunft hatten sie ein vielversprechendes Objekt ausgemacht. Später erfuhren sie, dass
ihr Opfer Benjamin Coffey hieß und im letzten Studienjahr am Providence College war. Benjamin hatte zum ersten Mal gespürt, dass er schwul war, als er in der St. Thomas Church in Barrington, Rhode Island, Ministrant war. Kein Priester hatte ihn je berührt oder missbraucht oder war ihm auch nur zu nahe getreten. Nein, Benjamin hatte einen anderen Ministranten kennen gelernt, der seine Neigung teilte. Sie wurden ein Liebespaar, als sie vierzehn waren.
    Während der Highschool-Zeit hatten sie sich regelmäßig getroffen, doch dann war Benjamin weggezogen.
    Am Providence College hielt er sein Sexleben immer noch geheim, aber im Rosa Distrikt konnte er er selbst sein.
    Das Paar beobachtete den gut aussehenden Jungen, als dieser mit einem etwa dreißigjährigen Barkeeper plauderte, bei dem das Spiel der Muskeln durch die farbigen Lampen über der Theke besonders gut zur Geltung kam.
    Â»Der Junge könnte auf dem Titelblatt von GQ sein«, meinte Slava. »Er ist der Richtige.«
    Ein stämmiger Mann Mitte fünfzig näherte sich der Bar.
    Dicht hinter ihm kamen vier jüngere Männer und eine Frau. Die gesamte Gruppe trug weiße Hosen und blaue Lacoste-Hemden. Der Barkeeper wandte sich von Benjamin ab und schüttelte dem älteren Mann die Hand. Dieser stellte seine Begleiter vor: »David Skalah, Mannschaft; Henry Galperin, Mannschaft; Bill Lattanzi, Mannschaft; Sam Hughes, Koch; Nora Hamerman, Mannschaft.«
    Â»Und das ist Ben«, sagte der Barkeeper.
    Zoya warf Slava einen verstohlenen Blick zu. Beide mussten grinsen. »Der Junge ist genau das, was wir wollen«, sagte sie. »Er ist eine aufpolierte Version von Brad Pitt.«
    Benjamin war eindeutig der Typ, nach dem der Klient verlangt hatte: schlank, blond, jungenhaft, wenn möglich noch Teenager, üppige rote Lippen, intelligentes Aussehen.

    Letzteres war ein Muss – Intelligenz . Und der Käufer wollte auf keinen Fall einen Stricher.
    Ungefähr zehn Minuten später folgte das Paar Benjamin zur Toilette, die ganz in Weiß gehalten war. Auf die Wände waren Seemannsknoten gemalt. Auf einem Tisch standen Mundwasser, Eau de Cologne und ein Kästchen aus Teakholz, das mit Poppers-Fläschchen gefüllt war.
    Benjamin trat in eine Kabine. Das Paar zwängte sich hinter ihm hinein. Es herrschte drangvolle Enge.
    Benjamin drehte sich um. »Besetzt«, sagte er. »Ich bin hier drin. Mein Gott, seid ihr beide zugedröhnt? Haut ab!«
    Â»Nein, das geht leider nicht«, erwiderte Slava und lachte.
    Sie zwangen ihr Opfer auf die Knie. »Hey, hey!«, rief er. »Hilfe! Hilfe!«
    Ein Lappen wurde ihm auf Nase und Mund gepresst und er verlor das Bewusstsein. Dann hob das Paar Benjamin hoch und stützte ihn auf beiden Seiten. Sie schleppten ihn aus der Toilette, als würden sie einem Kumpel helfen, der bewusstlos war.
    Sie brachten ihn durch die Hintertür zum Parkplatz, auf dem teure Cabrios und andere Luxusschlitten standen.
    Den beiden war es egal, ob jemand sie beobachtete, aber sie vermieden es sorgfältig, dem Jungen wehzutun. Keine blauen Flecken. Er war eine Menge Geld wert. Jemand wollte ihn unbedingt

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