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Vor aller Augen

Titel: Vor aller Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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fragte ich.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin nur für die Recherchen zuständig, richtig? Aber der Verdacht scheint sich zu erhärten. Im letzten Jahr zahlreiche weiße Frauen der Oberschicht, die als vermisst gemeldet wurden. Viele davon attraktive Blondinen. Keine besondere regionale Auswahl, aber ich möchte der Sache noch weiter nachgehen. Geographisches Profil? Manchmal kann man den Radius verbrecherischer Aktivitäten genau bestimmen.«
    Â»Also bisher keine regionalen Unterschiede. Das ist schade. Irgendwas in Bezug auf die Opfer? Irgendwelche Muster?«
    Monnie schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf. »Nichts sticht wirklich heraus. Frauen werden in
Neuengland vermisst, im Süden und im Westen. Ich forsche weiter. Die Frauen werden meist als sehr attraktiv beschrieben. Und keine ist je gefunden worden. Sie verschwinden und bleiben verschwunden.«
    Sie blickte mich schweigend an. In ihren Augen lag Traurigkeit. Ich spürte, dass sie aus diesem Loch herauswollte.
    Ich griff nach dem Papierstapel. »Wir bemühen uns. Ich habe der Familie Connolly ein Versprechen gegeben.«
    Jetzt blitzte Humor in ihren hellgrünen Augen auf. »Und Sie halten Ihre Versprechen?«
    Â»Ich bemühe mich«, antwortete ich. »Danke für die Ausdrucke. Arbeiten Sie nicht zu viel. Fahren Sie heim und kümmern Sie sich um Ihre Kinder.«
    Â»Sie auch, Alex. Kümmern Sie sich um Ihre Kinder. Sie haben schon viel zu viel und zu hart gearbeitet.«

33
    Nana und die Kinder, ganz zu schweigen von der Katze Rosie, warteten auf mich auf der vorderen Veranda, als ich an diesem Abend heimkam. Die mürrischen Mienen und die Körpersprache waren keine günstigen Vorzeichen. Ich wusste, warum alle so glücklich waren, mich zu sehen. Und Sie halten Ihre Versprechen?
    Â»Halb acht. Es wird immer später«, sagte Nana kopfschüttelnd. »Du hattest vorgeschlagen, dass wir uns heute im Kino Drumline ansehen. Damon war schon ganz aufgeregt.«

    Â»Ich muss diese Orientierung mitmachen«, erklärte ich ihr.
    Â»Genau«, sagte Nana und die Missbilligung auf ihrem Gesicht wurde noch ausgeprägter. »Warte nur, bis es richtig losgeht. Dann kommst du wieder um Mitternacht nach Hause. Wenn überhaupt. Du hast kein Leben. Du hast kein Liebesleben. All diese Frauen, die dich mögen, Alex – obwohl Gott allein weiß, warum -, lass dich von einer einfangen . Gestatte jemandem Zugang, ehe es zu spät ist.«
    Â»Vielleicht ist es schon zu spät.«
    Â»Würde mich nicht überraschen.«
    Â»Du bist wirklich tough«, sagte ich und ließ mich neben den Kindern nieder. »Eure Nana ist hart wie Stahl«, erklärte ich ihnen. »Möchte jemand ein paar Körbe werfen?«
    Damon verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Nicht mit Jannie. Nie und nimmer.«
    Ich stand auf. »Ich hole den Ball. Wir werden draußen spielen.«
    Als wir aus dem Park zurückkamen, hatte Nana Klein Alex bereits ins Bett gebracht. Sie saß wieder auf der Veranda. Ich holte eine große Packung Eis. Vanille mit Schokoladenstücken. Wir aßen, dann gingen die Kinder nach oben, um zu schlafen, zu lernen oder im Internet zu surfen.
    Â»Du wirst langsam wirklich ein hoffnungsloser Fall, Alex«, erklärte Nana und leckte das letzte Eis vom Löffel. »Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.«
    Â»Du meinst, ich bleibe, wie ich bin. Ich bin eben pflichtbewusst. Das findet man heutzutage immer seltener. Dir schmeckt das Eis, richtig?«
    Sie verdrehte die Augen. »Vielleicht solltest du mit der Zeit gehen, Sohn. Pflicht ist nicht alles.«
    Â»Für die Kinder bin ich da. Und auch für dich, alte Frau.«
    Â»Ich habe nie behauptet, dass du das nicht wärst. Na ja, jedenfalls nicht in letzter Zeit. Wie geht’s Jamilla?«

    Â»Wir hatten beide viel zu tun.«
    Nana bewegte den Kopf auf und ab, wie eine dieser blödsinnigen Puppen, die Leute auf dem Armaturenbrett ihrer Autos haben. Dann stand sie auf und begann, die Eisschälchen einzusammeln, die die Kinder auf der Veranda hatten stehen lassen.
    Â»Ich mach das schon«, sagte ich.
    Â»Die Kinder hätten es tun sollen. Das wissen sie genau.«
    Â»Sie nützen es aus, wenn ich daheim bin.«
    Â»Stimmt. Weil sie wissen, dass du ein schlechtes Gewissen hast.«
    Â»Wieso?«, fragte ich. »Was habe ich gemacht? Was verpasse ich

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