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Vor aller Augen

Titel: Vor aller Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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Mahoneys Enthusiasmus war ansteckend und jede Art von Aktion war besser als das ewige Herumsitzen. Wenigstens taten wir etwas. Vielleicht würden wir Audrey Meek zurückbekommen.
    Genau in diesem Moment kamen wir an einem ungestrichenen Bungalow vorbei. Ich sah zerbrochene Verandabretter, eine Rostlaube und einen Campingherd im kleinen Vorgarten. »Da ist es«, erklärte Mahoney. »Home, sweet home. Hier in der Nähe parken wir.«
    Wir hielten knapp hundert Meter weiter, neben einem Gehölz aus Roteichen und Fichten. Ich wusste, dass zwei Agenten vom Observationsteam bereits in Tarnanzügen ganz in der Nähe in Stellung gegangen waren. Diese Agenten beobachteten nur und würden beim Zugriff nicht beteiligt sein. Außerdem war noch eine Kamera mit geschlossenem Stromkreis auf den Bungalow und den Wagen des mutmaßlichen Entführers, einen roten Dodge Polaris, gerichtet.

    Â»Wir glauben, dass er drinnen schläft«, teilte mir Mahoney mit, während wir zwischen den Bäumen hindurchliefen, bis das heruntergekommene Haus in Sichtweite war.
    Â»Es ist fast Mittag«, warf ich ein.
    Â»Farley arbeitet nachts. Er ist um sechs Uhr morgens heimgekommen. Seine Freundin ist auch drin.«
    Ich sagte nichts.
    Â»Was? Was denken Sie?«, fragte Mahoney, als wir das Haus vom Waldrand aus knapp fünfzig Metern Entfernung beobachteten.
    Â»Sagten Sie, seine Freundin ist auch im Haus? Das klingt irgendwie nicht richtig, oder?«
    Â»Keine Ahnung, Alex. Laut Observation war die Freundin die ganze Nacht da. Ich schätze, es könnte das Paar sein. Mein Job ist es, Rafe Farley festzunehmen. Dann wollen wir mal... Hier ist HRT Eins. Ich gebe das Kommando. Fünf, vier, drei, zwei, eins. Los! «

38
    Ich beobachtete mit Mahoney, wie der Sturmtrupp schnell zu dem unauffällig aussehenden Haus rannte. Die sechs Agenten trugen schwarze Overalls und Schutzwesten. Im seitlichen Garten standen zwei weitere Schrottautos, ein Kleinwagen und ein Dodge-Truck, dazu jede Menge Ersatzteile für Kühlschränke und Klimaanlagen. Ein Urinal stach ins Auge, das vermutlich aus einer Kneipe stammte.
    Die Fenster des Hauses waren dunkel, obwohl es Mittag
war. War Audrey Meek dort drin? Lebte sie? Ich hoffte es. Wenn wir sie jetzt heil herausbrachten, war das ein ungeheurer Erfolg. Besonders, da alle dachten, sie sei wahrscheinlich tot.
    Aber irgendetwas bei dieser Erstürmung störte mich.
    Doch das spielte jetzt wirklich keine Rolle mehr.
    Wenn das HRT eingreift, gibt es kein höfliches Protokoll.
    Kein Anklopfen, kein Reden, kein Verhandeln, keine »political correctness«. Ich sah, wie zwei Agenten die Eingangstür eintraten. Sie machten sich daran, ins Haus des mutmaßlichen Entführers zu stürmen.
    Dann hörte ich einen dumpfen Knall. Die Agenten warfen sich zu Boden. Der eine stand nicht wieder auf. Sein Kollege schleppte sich taumelnd ein Stück vom Haus weg. Der Anblick war grauenvoll, ein richtiger Schock.
    Â»Eine Bombe«, stieß Mahoney überrascht und wütend hervor. »Er hat sie an der Tür angebracht.«
    Inzwischen waren die vier anderen Agenten im Haus. Sie waren durch die Hinter- und Seitentür eingedrungen.
    Es gab keine weiteren Explosionen, demnach waren die anderen Türen nicht mit einer Bombe gesichert worden. Zwei Agenten vom HRT näherten sich den beiden Verwundeten.
    Sie trugen den Kollegen weg, der sich seit der Explosion nicht mehr gerührt hatte.
    Mahoney und ich rannten so schnell wir konnten zum Haus. Aus dem Gebäude waren keine Schüsse zu hören.
    Plötzlich hatte ich Angst, dass Farley gar nicht im Haus war. Ich betete, dass Audrey Meek da drinnen nicht schon tot sei. Alles kam mir so völlig falsch vor. So hätte ich den Zugriff nie durchgeführt. Das FBI! Ich hatte diese Bastarde immer gehasst und ihnen nie getraut – und jetzt war ich einer von ihnen.
    Dann hörte ich: »Alles sicher! Alles sicher!« Und: »Wir
haben einen Verdächtigen! Wir haben ihn. Es ist Farley. Und da ist auch eine Frau.«
    Welche Frau? Mahoney und ich stürmten durch die Seitentür. Überall dichter Rauch. Das Haus stank nach Sprengstoff, aber auch nach altem Essen und Marihuana.
    Wir rückten durch das kleine Wohnzimmer in das dahinter liegende Schlafzimmer vor.
    Ein nackter Mann und eine Frau lagen mit gespreizten Beinen und Armen auf dem Holzboden. Die Frau war nicht Audrey Meek. Sie war dick,

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