Vor aller Augen
mindestens zwanzig bis fünfundzwanzig Kilo Ãbergewicht. Rafe Farley musste ungefähr hundertvierzig Kilo wiegen und hatte dicke rote Haarbüschel nicht nur auf dem Kopf, sondern am ganzen Körper.
Ein altes Kinoplakat für den Film Cool Hand Luke klebte über einem groÃen Bett, auf dem keinerlei Bettwäsche war. Sonst fiel mir nichts in Auge.
Farley brüllte mit dunkelrotem Gesicht: »Ich habe Rechte! Ich habe meine gottverdammten Rechte! Ihr Wichser bekommt mächtigen Ãrger.«
Ich hatte das Gefühl, dass er Recht haben könnte. Wenn dieser kreischende Mann Mrs. Meek entführt hatte, war diese vermutlich bereits tot.
» Du bekommst Ãrger, Fettsack!«, schrie ein HRT-Agent dem mutmaÃlichen Täter ins Gesicht. »Und du auch, Lady!«
Konnten diese beiden tatsächlich das Paar sein, das Audrey Meek und Elizabeth Connolly entführt hatte?
Ich hielt es für ausgeschlossen.
Aber wer zum Teufel waren sie?
39
Ned Mahoney und ich waren allein mit Rafe Farley in dem dunklen Schlafzimmer, einem Schweinestall. Die Frau, die uns versichert hatte, sie sei seine Freundin, hatte einen dreckigen Bademantel angezogen und war in die Küche gebracht worden, um sie dort zu verhören.
Wir waren alle über das, was drauÃen passiert war, aufgebracht. Zwei Agenten waren durch die Sprengladung verwundet worden. Rafe Farley war das Beste, was wir als Durchbruch oder mutmaÃlichen Täter zu bieten hatten.
Die Situation wurde immer bizarrer. Als Vorgeschmack spuckte Farley auf Mahoney und mich, bis ihm der Mund austrocknete. Das war an einem bestimmten Punkt so wahnwitzig, dass Ned und ich uns anschauten und loslachten.
»Ihr haltet das wohl für scheiÃkomisch , ja?«, kreischte Farley vom Bett her, wo er wie ein gestrandeter Wal lag. Wir hatten ihn gezwungen, sich anzuziehen, Bluejeans und ein Arbeitshemd, hauptsächlich, weil wir den Anblick der schwabbeligen Fettmassen und die Tätowierungen in Form nackter Frauen und eines purpurroten Drachen, der ein Kind verschlang, nicht mehr ertragen konnten.
»Sie werden wegen Entführung und Mord angeklagt«, fuhr Mahoney ihn an. »Sie haben zwei meiner Männer verwundet. Der eine verliert wohl ein Auge.«
»Ihr hattet kein Recht, in mein Haus einzudringen, während ich schlafe! Ich habe Feinde !«, schrie Farley und spuckte wieder in Richtung Mahoney. »Seid ihr reingestürmt, weil ich ein bisschen Gras verkaufe? Oder weil ich eine verheiratete Tussi ficke, die mich mehr als ihren Alten mag?«
»Sprechen Sie von Audrey Meek?«, fragte ich.
Plötzlich wurde er still und starrte mich an. Gesicht und Hals wurden tiefrot. Was war das? Er war kein guter Schauspieler und auch nicht besonders schlau.
»Wovon zum Teufel reden Sie? Haben Sie mein Gras geraucht?«, sagte Farley schlieÃlich. »Audrey Meek? Die Mode-Lady, die entführt worden ist?«
Mahoney beugte sich vor. »Audrey Meek. Wir wissen, dass Sie alles über diese Frau wissen, Farley. Wo ist sie?«
Farleys Schweinsaugen schienen noch kleiner zu werden. »Woher zum Teufel soll ich das wissen?«
Mahoney lieà nicht locker. »Waren Sie je in einem Chatroom, der âºLieblingsdinge Vierâ¹ heiÃt?«
Farley schüttelte den Kopf. »Nie davon gehört.«
»Wir haben Aufzeichnungen über deine Gespräche, Arschloch«, erklärte Ned. »Du musstâne Menge erklären, Lucy.«
Farley blickte verwirrt drein. »Wer zum Teufel ist Lucy? Wovon reden Sie, Mann? Meinen Sie diese Serie, I Love Lucy ?«
Mahoney war gut darin, Farley aus der Fassung zu bringen. Ich glaubte, wir würden prima zusammenarbeiten.
»Du hast sie irgendwo im Wald in Jersey versteckt«, brüllte Mahoney und stampfte mit dem Fuà auf.
»Haben Sie ihr wehgetan? Ist sie in Ordnung? Wo ist Audrey Meek?«, warf ich ein.
»Bringen Sie uns zu ihr, Farley!«
»Sie wandern zurück in den Knast. Und diesmal kommen Sie nicht so schnell wieder raus«, brüllte ich ihn an.
Es war, als wachte Farley jetzt endlich auf. Er kniff die Augen zusammen und starrte uns an. Mein Gott, er stank, besonders jetzt, wo er Angst hatte.
»Moment mal. ScheiÃe, jetzt kapier ich. Das Ding im Internet? Ich habe mich nur aufgespielt.«
»Was soll das heiÃen?«
Farley sank in sich zusammen, als hätten wir ihn geschlagen. »Liebling Vier ist für Abartige zum Quatschen. Alle
Weitere Kostenlose Bücher