Vor aller Augen
glauben«, sagte ich. »Er weiÃ, dass wir ihn brauchen. Er hat vollkommen begriffen, was er uns zu bieten hat: die mögliche Spur zu Sorokin. Er hat mich gewarnt, dass der Wolf versuchen wird, uns aus dem Weg zu räumen. Seine Mission laut Potter: Verbrecher Nummer eins der gesamten Welt zu werden.«
»Und wozu dann der weiÃe Sklavenmarkt?«, fragte ein Agent. »Darin steckt doch nicht viel Geld, und es ist riskant. Wozu dann die Mühe? Klingt für mich wie Blödsinn. Vielleicht will man uns verarschen.«
»Wir wissen nicht, weshalb er tut, was er tut. Das ist Besorgnis erregend, da stimme ich Ihnen zu. Vielleicht liegt es an seiner Herkunft«, erzählte ein Agent von der Russen-gruppe des FBI in New York. »Er hatte immer die Finger in allem, was er finden konnte. Das war bereits so, als er noch die StraÃen Moskaus unsicher machte. AuÃerdem liebt der Wolf selbst Frauen und abartigen Sex.«
»Ich glaube nicht, dass er sie liebt «, widersprach eine Agentin aus Washington. »Also, wirklich, Jeff.«
Der New Yorker Agent fuhr fort. »Einem Gerücht zufolge ist er vor zwei Wochen in einen Club in Brighton Beach marschiert und hat eine seiner Ex-Frauen getötet. Das ist sein Stil. Er hat zwei Kusinen aus seiner Heimat auf dem Sklavenmarkt verkauft. Bei Pasha Sorokin muss man sich immer vor Augen halten, dass er sich vor nichts und
niemandem fürchtet. Er hat erwartet, in Russland jung zu sterben. Er ist überrascht, dass er immer noch lebt. Er liebt das Risiko.«
Stacy Pollack ergriff wieder das Wort. »Lassen Sie mich Ihnen noch ein paar Geschichten erzählen, um Ihnen ein Gefühl zu vermitteln, mit wem wir es zu tun haben. Es hat den Anschein, als hätte Pasha die CIA manipuliert, um ihn aus Russland zu schaffen. Und es stimmt, die CIA hat ihn hierher gebracht. Er sollte ihnen alle möglichen wichtigen Informationen geben, doch das hat er nie getan. Als er nach New York kam, verkaufte er Babys aus einem Apartment in Brooklyn. Angeblich verkaufte er an einem einzigen Tag sechs Babys an wohlhabende Paare â für jedes kassierte er zehntausend Dollar. Erst kürzlich hat er eine Bank in Miami um zwei Millionen Dollar betrogen. Er liebt, was er tut, und ist darin offensichtlich gut. Und jetzt kennen wir eine Internet-Site, welche er besucht. Möglicherweise gelingt es uns, in diese Site einzudringen. Wir arbeiten daran. Wir sind dem Wolf so nah wie noch nie.«
79
Der Wolf war an diesem Abend in Philadelphia, dem Geburtsort der Nation, allerdings nicht seiner Nation. Er lieà sich nicht anmerken, wie aufgeregt er war. Er genoss dieses Gefühl, es geilte ihn auf.
Er fühlte sich dann noch lebendiger. Er genoss es auch, unsichtbar zu sein, dass niemand wusste, wer er war, dass er überall hingehen konnte, dass er tun konnte, was immer
er wollte. Heute Abend wollte er in Philadelphia im First Union Center die Flyers gegen Montreal spielen sehen. Dieses Eishockeyspiel hatte er manipulieren lassen, aber bis jetzt war noch nichts geschehen. Deshalb war er aufgeregt â und allmählich wurde er sehr wütend.
Als sich das letzte Drittel dem Ende näherte, war der Spielstand 2-1 für die Flyers! Er saà nur vier Reihen hinter den Strafbänken. Um sich abzulenken, lieà er den Blick über die Zuschauermenge schweifen â eine Mischung aus Yuppies in teurem Zwirn und mit gelockerten Krawatten und Arbeitern in übergroÃen Flyers-Jacken. Alle hatten groÃe Bierbecher und Tüten mit Chips dabei.
Seine Augen wanderten zurück zum Spiel. Die Spieler flitzten in atemberaubender Geschwindigkeit übers Eis. Los, los, tut was !, trieb er sie stumm an.
Plötzlich sah er, dass Ilia Teptev nicht auf seiner Position war. Und schon war es geschehen: Tor â für die Kanadier! Die Menge brüllte Beleidigungen. »Ilia, du Arsch! Du elender Stümper!«
Dann erklärte der Stadionsprecher über Lautsprecher: »Tor für Kanada durch Nummer achtzehn, Stevie Bowen, in der neunzehnten Minute.«
So endete das Drittel: 2-2. Sofort wurde die Eisfläche ausgebessert. Noch mehr Bier, noch mehr Chips wanderten in die Münder. Das Eis wurde wieder zu einer glänzenden Glasscheibe.
Die nächsten sechzehn Minuten blieb es bei der Pattsituation. Der Wolf hätte Teptev und Dobushkin am liebsten auf der Stelle erwürgt. Dann bahnte sich der kanadische Mittelstürmer Bowen einen Weg durch
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