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Vor aller Augen

Titel: Vor aller Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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als würde irgendetwas, das er über Milton oder Donne geschrieben hatte, jetzt noch eine Rolle spielen. Ich schaute mir weiter seine Bücher an: das Altenglische Wörterbuch, The Riverside Shakespeare, Milton, Gravity’s Rainbow, ein Merck-Handbuch .
    Â»Dieses Verhör ist illegal. Sie sollten das doch wissen. Ich möchte meinen Anwalt sprechen«, sagte er, als ich mich wieder setzte. »Das verlange ich.«
    Â»Ach, wir plaudern doch nur«, erwiderte ich. »Das hier ist nur eine Befragung. Wir warten, bis der Anwalt hier ist. Ich möchte Sie nur näher kennen lernen.«
    Â»Ist mein Anwalt verständigt? Ralph Guild in Boston?«, fragte Taylor. »Sagen Sie es mir. Verarschen Sie mich nicht.«

    Â»Soweit ich weiß, ja«, erwiderte ich. »Mal sehen. Wir haben Sie gegen acht Uhr morgens festgenommen. Um halb neun wurde er angerufen.«
    Taylor schaute auf seine Armbanduhr. Seine dunklen Augen funkelten. »Jetzt ist es erst halb eins!«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Kein Wunder, dass Ihr Anwalt noch nicht da ist. Sie unterrichten also englische Literatur, richtig? In der Schule mochte ich Literatur und habe viel gelesen. Das tue ich immer noch, aber Naturwissenschaften lagen mir mehr.«
    Taylor funkelte mich immer noch an. »Sie vergessen, dass Francis ins Krankenhaus gebracht wurde. Der Zeitpunkt ist festgehalten.«
    Ich schnippte mit den Fingern. »Richtig! Selbstverständlich. Er wurde kurz nach neun abtransportiert. Ich habe selbst das Formular unterschrieben«, sagte ich. »Ich habe wie Sie promoviert. In Psychologie, an der Johns Hopkins in Baltimore.«
    Homer Taylor wiegte sich auf der Holzbank hin und her. Er schüttelte den Kopf. »Mir machen Sie keine Angst, Sie beschissenes Arschloch . Kleine Wichte wie Sie können mich nicht einschüchtern. Das können Sie mir glauben. Ich bezweifle, dass Sie promoviert haben. Vielleicht an der Baumwoll akademie.«
    Ich ignorierte den Köder. »Haben Sie Benjamin Coffey getötet? Ja, ich denke, das haben Sie. Wir werden später nach der Leiche suchen. Warum ersparen Sie uns nicht die Mühe?«
    Taylor lächelte boshaft. »Ihnen Mühe ersparen? Warum sollte ich?«
    Â»Darauf habe ich eine ziemlich gute Antwort. Weil Sie später meine Hilfe brauchen werden.«
    Â»Dann werde ich Ihnen später Mühe ersparen, nachdem
Sie mir geholfen haben.« Taylor grinste. »Was sind Sie?«, fragte er. »Der Quotennigger des FBI?«
    Ich lächelte. »Nein. Ich bin Ihre letzte Chance. Sie sollten sie ergreifen.«

77
    Nur Potter und ich waren in der Bibliothek im Farmhaus. Er trug Handschellen und war total cool, ohne eine Spur von Angst. Er funkelte mich an.
    Â»Ich möchte meinen Anwalt«, sagte er erneut.
    Â»Das glaube ich gern. Ich würde das auch wollen – an Ihrer Stelle. Ich würde hier richtig Theater machen.«
    Taylor lächelte. Seine Zähne waren stark verfärbt. »Wie wär’s mit einer Zigarette? Geben Sie mir irgendwas !«
    Ich gab ihm eine. Ich zündete sie sogar für ihn an. »Wo haben Sie Benjamin Coffey vergraben?«, fragte ich noch einmal.
    Â»Sie führen hier tatsächlich das Kommando?«, fragte er. »Interessant. Die Welt dreht sich, nicht wahr? Der Wurm auch.«
    Ich ignorierte die Frage. »Wo ist Benjamin Coffey?«, wiederholte ich. »Er ist da draußen begraben, nicht wahr? Da bin ich mir sicher.«
    Â»Weshalb fragen Sie dann? Wenn Sie die Antwort ohnehin kennen.«
    Â»Weil ich keine Zeit damit verschwenden will, diese Felder umzugraben oder den Teich abzulassen.«
    Â»Ich kann Ihnen wirklich nicht helfen. Ich kenne keinen
Benjamin Coffey. Francis war selbstverständlich freiwillig hier. Er hasste Holy Cross. Die Jesuiten mögen uns nicht. Zumindest einige der Priester.«
    Â»Wen mögen die Jesuiten nicht? Wer außer Ihnen ist in diese Sache involviert?«
    Â»Für einen dämlichen Polizisten sind Sie ganz schön komisch. Ich mag trockenen Humor.«
    Ich streckte das Bein aus und trat ihm gegen die Brust. Die Bank fiel um, und er knallte mit dem Kopf auf den Fußboden. Ich sah, dass er verblüfft, ja schockiert war. Wenigstens hatte das ein wenig wehgetan.
    Â»Soll mir das Angst einjagen?«, fragte er, sobald er wieder Luft bekam. Er war jetzt wütend, sein Gesicht war tiefrot, und die Halsschlagader pochte sichtbar. Das war zumindest ein Anfang.

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