Vor aller Augen
du dieses Wissen mit mir teilst. Du klingst schon fast wie ein FBI-Mann. Ich wette, da drin zu sitzen, ist ein komisches Gefühl.«
»Nein, nicht wirklich.«
»Auf der anderen Seite arbeiten, der dunklen . Im J. Edgar
Hoover Building. Ein FBI-Mann sein. Mir läuft es eiskalt über den Rücken, wenn ich nur daran denke.«
»Die Warterei ist die gleiche, Jam. Die Warterei ist immer die gleiche.«
»Wenigstens hast du gute Freunde, mit denen du dich dabei unterhalten kannst. Und du hast auch ein paar Telefonfreunde.«
»Ja, die habe ich. Du hast Recht, mit dir wartet es sich leichter.«
»Ich bin froh, dass du das so empfindest. Wir müssen uns sehen, Alex. Wir müssen uns berühren. Es gibt Dinge, über die wir sprechen müssen.«
»Das weià ich. Sobald dieser Fall vorbei ist. Ich verspreche es. Ich steige ins erste Flugzeug.«
Jamilla lachte erneut. »Dann hau rein, Junge! Fang den groÃen bösen Wolf, diesen Psychowichser. Sonst bin ich im Flugzeug nach Osten.«
»Versprochen?«
»Versprochen.«
83
Ungefähr ein Dutzend Agenten saÃen da, vertilgten Roastbeef-Sandwiches und deutschen Kartoffelsalat und tranken Eistee, als wir wieder Kontakt mit dem Wolfsbau bekamen. Der Wolf meldete sich persönlich.
Potter. Wir haben über deinen Wunsch entschieden , stand in der E-Mail. Melde dich bei uns .
Die Gruppe aà weiter. Wir waren uns einig, dass es nicht nötig war, sich sofort beim Wolf zu melden. Es könnte seinen Verdacht erregen. Ein Agent spielte bereits in Hanover die Rolle von Dr. Homer Taylor. Wir hatten die Lüge verbreitet, dass der Professor die Grippe hätte und eine Weile nicht unterrichten könne. Gelegentlich zeigte sich »Professor Taylor« in seinem Haus. Manchmal schaute er aus dem Fenster oder saà auf der vorderen Veranda. Unseres Wissens hatte sich niemand am Dartmouth College oder auf der Farm in Webster nach Taylor erkundigt. Beide Orte wurden von Agenten scharf observiert.
Ich hoffte, dass die Agenten im AuÃendienst wussten, was sie taten. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir keine Ahnung, wie vorsichtig der Wolf war oder ob er bereits Verdacht geschöpft hatte. Wir wussten einfach nicht genug über den Russen. Nicht einmal, ob jemand vom FBI ihn mit Informationen versorgte.
Wir einigten uns darauf, dass ich anderthalb Stunden warten sollte, da ich nicht online gewesen war, als er Kontakt aufgenommen hatte. Der Wolf würde das wissen. Während des gestrigen Tages hatten wir erfolglos versucht, den Besitzer des Wolfsbaus oder einen der anderen Benutzer aufzuspüren. Das bedeutete, dass ein Spitzenhacker diese Website gesichert hatte. Die Experten des Büros waren zuversichtlich, dass sie durchbrechen könnten, aber bis jetzt war es noch nicht geschehen.
Homer Taylor war wieder nach Washington geschafft worden, und wir benutzten seine Augen für den Eyescan. Dann saà ich vor dem Computer und begann zu tippen. Ich folgte dem Kommunikationsmodell zum Wolfsbau, das Taylor als Teil unseres Abkommens gestellt hatte.
Hier ist Mr. Potter, begann ich. Kann ich jetzt meinen Geliebten bekommen?
84
Ich wartete auf die Antwort des Wolfs â wir alle warteten.
Keine Antwort. ScheiÃe. Was hatte ich falsch gemacht? Ich war zu weit gegangen, oder?
Er war gerissen. Irgendwie wusste er, dass wir ihm auf die Schliche gekommen waren. Aber wie?
»Ich bleibe noch eine Weile drin«, sagte ich und blickte mich im Raum um. »Ich will wissen, was er anzubieten hat. Er weià es. Angeblich bin ich doch total geil.«
Hier ist Potter, tippte ich ein paar Minuten später.
Plötzlich tauchten auf meinem Bildschirm Wörter auf.
Ich las: Wolf: Das ist überflüssig, Potter. Ich weiÃ, wer du bist.
Ich tippte noch mehr mit Taylors sarkastischer »Stimme«: Es ist unhöflich, mich so lange warten zu lassen.
Du weiÃt, was ich fühle und durchmache.
Wolf: Wie sollte ich? Du bist der perverse Irre, Potter, nicht ich.
Ich tippte: So nicht! Du bist der wirklich Irre. Der Grausamste von allen.
Wolf: Warum sagst du das? Glaubst du etwa, dass ich Geiseln nehme â wie du?
Mein Herz raste. Was meinte er damit? Hatte der Wolf eine Geisel in seiner Gewalt? Vielleicht mehr als eine? Konnte Elizabeth Connolly nach so langer Zeit noch am Leben sein? Oder eine andere Geisel? Vielleicht eine, von der wir gar nichts wussten?
Wolf: Sag mir was, Schwuchtel. Beweise mir,
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