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Vor aller Augen

Titel: Vor aller Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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Drive und der Boylston Street. In den Nachtstunden, nachdem die Clubs schlossen, war der echte
Paul Xavier häufig in die Fens gegangen, auf der Suche nach sexuellen Abenteuern. Deshalb hatten wir unseren Agenten hierher geschickt.
    Es war für uns alle gefährlich, hier zu sein, besonders aber für Agent Gautier. Das Gebiet war dunkel, und es gab keinerlei Straßenbeleuchtung. Das hohe Schilf am Flussufer war dicht und bot Deckung für sexuelle Aktivitäten – und Entführungen.
    Agentin Peggy Katz und ich befanden uns am Rand des Schilfgürtels, das Elefantengras glich. Während der vergangenen halben Stunde hatte sie mir gestanden, dass sie eigentlich gar nicht an Sport interessiert sei. Sie hatte nur so viel über Basketball und Football gelernt, weil sie in der Lage sein wollte, sich mit ihren männlichen Kollegen über irgendetwas zu unterhalten.
    Â»Männer reden über andere Sachen«, widersprach ich und beobachtete dabei die Fens durchs Nachtglas.
    Â»Das weiß ich. Ich kann auch über Geld und Autos reden. Aber ich weigere mich, mit euch geilen Böcken über Sex zu reden.«
    Ich musste lachen. Katz war oft bissig, aber stets mit einem Augenzwinkern. Allerdings wusste ich auch, dass sie ziemlich tough sein konnte.
    Â»Warum sind Sie zum FBI gegangen?«, fragte sie, während wir darauf warteten, dass Agent Gautier auftauchte. »Ihnen ist es doch bei der Washingtoner Polizei gut gegangen, oder?«
    Â»Ja, mir ging es bestens.« Ich senkte die Stimme und deutete auf eine Lichtung weiter vorn. »Da kommt Gautier.«
    Agent Gautier hatte die Boylston Street verlassen. Er schlenderte über die Fens zum Muddy River. Ich kannte die Gegend von einem früheren Erkundungsgang ziemlich gut. Während des Tages wurde dieser Abschnitt des Parks
Siegesgarten genannt. Hier pflanzten Leute Blumen und Gemüse an. Überall standen Schilder, welche die nächtlichen Besucher baten, diese nicht zu zertrampeln.
    Der Anführer des Teams, Roger Nielsen, flüsterte etwas. Seine Stimme klang in meinem Kopfhörer ein wenig verzerrt. »Männlich, mit Kappe, Alex. Kräftiger Typ. Sehen Sie ihn?«
    Â»Hab ihn.« Kappe sprach in ein Mikrofon im Kragen seines Sporthemds. Er gehörte nicht zu uns, daher musste er einer der anderen sein – einer der Männer des Wolfs.
    Ich suchte die Gegend nach ein oder zwei Partnern ab. Die Entführungsmannschaft? Wahrscheinlich. Wo zum Teufel konnten sie sein?
    Â»Ich glaube, er hat ein Mikro. Sehen Sie es?«, fragte Nielsen.
    Â»Er hat eindeutig ein Mikro. Ich sehe noch einen verdächtigen Mann. Bei den Gärten links von uns«, meldete ich. »Der redet auch in seinen Kragen. Sie bewegen sich auf Gautier zu.«

86
    Sie waren zu dritt. Kräftige Männer. Sie begannen Gautier einzukreisen. Gleichzeitig rückten wir vor. Ich hatte meine Glock in der Hand, aber war ich wirklich auf das vorbereitet, was in diesem kleinen dunklen Park geschehen würde?
    Die Entführer hielten sich dicht am Park Drive. Meiner Meinung nach hatten sie auf der Straße einen Van oder
Truck geparkt. Sie wirkten selbstsicher und furchtlos. Offenbar hatten sie das schon früher gemacht: gekaufte Männer und Frauen packen und wegschleppen. Es waren Profi-Kidnapper.
    Â»Wir sollten jetzt zuschlagen«, sagte ich zu Senior Agent Nielsen. »Gautier ist in Gefahr.«
    Â»Wir warten, bis sie ihn packen«, widersprach er. »Wir wollen das richtig machen. Warten!«
    Ich teilte Nielsens Meinung keineswegs und mochte ganz und gar nicht, was sich da abspielte. Weshalb warten? Gautier war allein da draußen, und der Park war dunkel.
    Â»Gautier ist in Gefahr«, wiederholte ich.
    Einer der Männer, ein Blonder, der eine Boston-Bruins-Windjacke trug, winkte Gautier zu.
    Gautier blieb stehen und schaute dem Mann entgegen, der sich ihm näherte. Er nickte und lächelte. Der Blonde hatte eine Art Taschenlampe in der Hand. Damit leuchtete er Paul Gautier ins Gesicht.
    Ich hörte sie sprechen. »Schöne Nacht für einen Spaziergang«, sagte Gautier, dann lachte er. Er klang nervös.
    Â»Was tut man nicht alles für die Liebe«, erwiderte der Blonde. Er sprach mit russischem Akzent.
    Die beiden standen sich im Abstand von einem knappen Meter gegenüber. Die zwei anderen Entführer hielten sich im Hintergrund, aber nicht weit entfernt.
    Dann riss der Blonde eine Pistole aus der

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