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Vor aller Augen

Titel: Vor aller Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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dass du es tatsächlich bist.
    Beweisen? Wie? Ich wartete auf weitere Anweisungen, doch es kamen keine.

    Ich tippte: Was willst du wissen? Ich bin geil. Nein, nicht wirklich. Ich liebe ihn.
    Wolf: Was ist mit Worcester geschehen? Ihn hast du doch auch geliebt.
    Jetzt führte das Gespräch in unbekannte Gewässer. Ich hoffte, dass ich lückenlos an die Dinge anknüpfen konnte, die Taylor mir erzählt hatte. Die andere Frage machte mich wirklich nervös: War das tatsächlich der Wolf, mit dem ich sprach?
    Wolf: Und es wird keine Auswirkungen geben?
    Mr. Potter: Ich bin vorsichtig. Wie du. Ich liebe mein Leben. Ich will nicht erwischt werden. Und das wird auch nie geschehen!
    Wolf: Heißt das, dass Worcester in Frieden ruht? Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Mit einem zynischen Scherz?
    Wolf: Ich will es ganz genau wissen. Gib mir die Scheißdetails, Potter. Los!
    Mr. Potter: Ist das ein Test? Diesen Scheiß mache ich nicht mit.
    Wolf: Du weißt, dass es ein Test ist.
    Ich tippte: Sickergrube. Das habe ich schon gesagt.
    Keine Antwort vom Wolf. Meine Nerven lagen blank.
    Wann bekomme ich nun meinen neuen Jungen?, tippte ich.
    Mehrere Sekunden Pause.
    Wolf: Hast du das Geld?
    Mr. Potter: Selbstverständlich.
    Wolf: Wie viel hast du?
    Ich glaubte, dass ich die richtige Antwort darauf wusste, aber sicher war ich nicht. Vor zwei Wochen hatte Taylor hundertfünfundzwanzigtausend Dollar von seinem Konto bei Lehman in New York abgehoben.

    Mr. Potter: Hundertfünfundzwanzigtausend. Geld ist nicht das Problem. Es brennt mir ein Loch in die Tasche.
    Keine Reaktion vom Wolf.
    Ich tippte: Du hast mir gesagt, ich soll mich nicht wiederholen.
    Wolf: Gut, in Ordnung. Vielleicht besorgen wir dir den Jungen. Sei vorsichtig! Einen nächsten gibt’s vielleicht nicht.
    Ich tippte: Dann kommen auch keine nächsten hundertfünfundzwanzigtausend!!!
    Wolf: Da mache ich mir keine Sorgen. Es gibt jede Menge Freaks wie dich. Du würdest staunen, wie viele.
    Mr. Potter: Und, wie geht es deiner Geisel?
    Wolf. Ich muss wieder an die Arbeit… Noch eine Frage, Potter. Nur um sicher zu sein. Woher hast du deinen Namen?
    Ich blickte im Raum umher. O Gott! Ich hatte vergessen, Taylor danach zu fragen. Eine Stimme flüsterte mir etwas ins Ohr. Monnie. »Die Kinderbücher? Sie nennen Harry in der Schule Mr. Potter. Möglich. Ich weiß es nicht.«
    War es das? Ich musste etwas tippen. Es musste die richtige Antwort sein. Kam der Name von den Harry-Potter-Büchern? Weil er Jungen mochte? Dann schoss mir etwas durch den Kopf, das ich in Taylors Bibliothek auf der Farm gesehen hatte.
    Meine Finger suchten die Tasten, hielten kurz inne.
    Dann tippte ich meine Antwort: Das ist absurd. Der Name kommt von dem Roman von Jamaica Kincaid – Mr. Potter. Leck mich!
    Ich wartete auf eine Reaktion. Ebenso alle anderen im Raum. Endlich kam die Antwort.
    Wolf: Ich besorge dir den Jungen, Potter.

85
    Wir waren wieder im Geschäft und ich arbeitete wieder auf der Straße, so wie ich es liebte.
    Ich war schon mehrmals in Boston gewesen und mochte die Stadt genug, um zu überlegen, dorthin zu ziehen. Ich fühlte mich wohl dort. Die nächsten beiden Tage beschatteten wir einen Studenten, der Paul Xavier hieß, auf dem Weg von seinem Apartment auf Beacon Hill zu den Lehrveranstaltungen in Harvard, dann ins Ritz Carlton, wo er als Kellner arbeitete, und schließlich in beliebte Clubs wie No Borders und Rebuke.
    Xavier war der »Köder«, den wir für den Wolf und seine Menschenräuber ausgelegt hatten.
    Xavier wurde von einem dreißigjährigen Agenten unserer Außenstelle in Springfield, Massachusetts, »gespielt«. Der Agent hieß Paul Gautier. Jungenhafter Charme, gut aussehend, groß, schlank, mit hellbraunen Locken. Er wirkte wie Anfang zwanzig. Er war bewaffnet, aber trotzdem bewachten ihn mindestens sechs Agenten rund um die Uhr, Tag und Nacht. Wir hatten keinen blassen Schimmer, wie oder wann das Team des Wolfs versuchen würde, ihn zu ergreifen, nur, dass es geschehen würde.
    Zwölf Stunden pro Tag war ich einer der Agenten, die Gautier beobachteten und schützten. Ich hatte auf die Gefahr hingewiesen, einen »Köder« zu benutzen, um die Geiselnehmer zu fangen, aber niemand hatte auf mich gehört.
    Am zweiten Abend der Observierung ging Paul Gautier, im Einklang mit dem Plan, zu den »Fens« am Muddy River, in der Nähe des Park

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