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Vor aller Augen

Titel: Vor aller Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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ich hier gewesen war. Ich erinnerte mich an mein Gespräch mit den kleinen Mädchen und dann an das mit Brendan Connolly in seinem Arbeitszimmer. Seine Trauer war mir zu Herzen gegangen; ich hatte sie für ebenso echt gehalten wie die seiner Töchter.
    Selbstverständlich hatte niemand den Verdacht gehegt, dass er seine Frau betrügen und sie an einen anderen Mann verkaufen könnte. Pasha Sorokin hatte Elizabeth bei einer Party im Haus der Connollys kennen gelernt. Er hatte sie begehrt,
Brendan Connolly nicht. Der Richter hatte seit Jahren Affären. Elizabeth erinnerte Sorokin an Claudia Schiffer, die während seiner Zeit als Gangster in Moskau überall von Plakaten herabgelächelt hatte. So wurde der grässliche Handel abgeschlossen. Ein Ehemann hatte seine Frau in die Gefangenschaft verkauft . Er hatte sie sich auf die entsetzlichste Weise vom Hals geschafft. Wie konnte er Elizabeth so gehasst haben? Und wie hatte sie ihn lieben können?
    Ned Mahoney saß mit mir im Auto und wartete darauf, Sphinx festzunehmen. Wenn wir den Wolf noch nicht haben konnten, war er die zweitbeste Wahl – der Trostpreis.
    Â»Ich frage mich, ob Elizabeth von dem Doppelleben ihres Mannes wusste«, murmelte Mahoney.
    Â»Möglich, dass sie einen Verdacht hatte. Sie haben nicht regelmäßig zusammen geschlafen. Als ich im Haus war, zeigte Connolly mir das Arbeitszimmer. Da stand ein Bett. Nicht gemacht.«
    Â»Glauben Sie, dass er heute zur Arbeit fährt?«, fragte Mahoney. Er verspeiste seelenruhig einen Apfel. Ein Kollege mit wahrlich kühlem Kopf.
    Â»Er weiß, dass wir Sorokin und Fedorov festgenommen haben. Meiner Meinung nach wird er vorsichtig sein. Wahrscheinlich spielt er den Unschuldigen. Schwer zu sagen.«
    Â»Vielleicht sollten wir ihn doch im Haus verhaften. Was meinen Sie?« Er biss erneut in den Apfel. »Alex?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das bringe ich nicht fertig, Ned. Das kann ich seiner Familie nicht antun.«
    Â»Okay, war ja nur’ne Frage.«
    Wir warteten. Kurz nach neun trat Brendan Connolly aus der Vordertür und ging zu einem silberfarbenen Porsche Boxster, der auf der Zufahrt parkte. Er trug einen blauen Anzug und in der Hand eine schwarze Sporttasche. Er pfiff fröhlich vor sich hin.

    Â»Dreckschwein«, flüsterte Mahoney. Dann sprach er ins Walkie-Talkie. »Hier ist Alpha Eins … Sphinx verlässt das Haus. Er steigt in einen Porsche. Fertig machen für Zugriff. Kennzeichen V6T-81K.«
    Der Rückruf kam prompt. »Hier Braves Eins … Sphinx ist in Sicht. Wir haben alles im Griff. Er gehört uns.«
    Dann: »Braves Drei in Position an zweiter Kreuzung. Wir warten auf ihn.«
    Â»Dürfte etwa zehn bis fünfzehn Sekunden dauern. Er fährt die Straße hinunter. Jetzt biegt er rechts ab.«
    Â»Ich möchte ihn festnehmen, Ned«, sagte ich ruhig zu Mahoney.
    Er blickte starr nach vorn durch die Windschutzscheibe. Antwortete mir nicht. Aber er sagte auch nicht Nein.
    Ich beobachtete, wie der Porsche sich mit normaler Geschwindigkeit der nächsten Kreuzung näherte. Dann wurde er langsamer, um abzubiegen. Und dann gab Brendan Connolly Gas und floh!
    Â»O Mann«, sagte Mahoney und warf seinen Apfel weg.

107
    Ãœber Funk kam eine Meldung. »Verdächtige Person fährt nach Südosten. Er muss uns gesehen haben.«
    Ich trat ebenfalls aufs Gas und raste in die Richtung, in die der Porsche verschwunden war. Ich jagte mit fünfundsechzig Meilen durch die engen gewundenen Straßen zwischen den Villen. Immer noch konnte ich den silbrigen Porsche nicht sehen.

    Â»Ich fahre nach Osten«, meldete ich über Funk. »Ich rechne damit, dass er versuchen wird, den Highway zu erreichen.« Ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun können. Mir kamen mehrere Autos entgegen. Die Fahrer drückten empört auf die Hupe. Das hätte ich auch getan. Ich fuhr fünfundsiebzig in einer Wohngegend.
    Â»Ich sehe ihn!«, schrie Mahoney.
    Ich trat noch kräftiger aufs Gas. Endlich verringerte sich der Vorsprung ein wenig. Ich sah einen blauen Wagen, der sich dem Porsche aus östlicher Richtung näherte. Das war Braves Zwei. Wir hatten Brendan Connolly in der Zange. Jetzt war die Frage, ob er aufgeben würde oder nicht.
    Unvermittelt schoss der Porsche nach rechts von der Straße in ein Gebüsch, das höher war als das Autodach. Der Porsche stellte sich kurz auf und rollte

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