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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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her!«
    Dusty reichte ihn hinüber, und Fontana stieg mit nacktem Oberkörper ins Loch und fing an zu graben.
    »Also erzähl schon«, sagte Dusty und sank in den Liegestuhl.
    Fontana berichtete von der Wellness-Beraterin und den anderen Dates, die er bereits absolviert hatte, worauf Dusty etliche weise Ratschläge für ihn wusste: Red nicht nur von deiner Knarre, und wenn es tatsächlich zum Sex kommen sollte, dann ist es sicher nicht verkehrt, erst mal den Pulsmesser abzuschnallen.
    »Da ist was!«, rief Fontana.
    Smith und Wesson hatten in ihrem Hundeleben ja nun wirklich schon einiges gesehen, aber doch nichts, was auch nur annähernd so aufregend und bebellenswert gewesen wäre wie die Bergung dieses haarlosen Borstenviehs aus dem Loch, die Lagerung auf den Bodenplatten am Pool und das Abspritzen mit dem Gartenschlauch.
    »Verdammt noch mal, kannst du den Kötern nicht das Maul stopfen?«, sagte Fontana.
    Das Schwein war aufgedunsen, bleich und - um mit Dr. Singh zu sprechen - verströmte leicht pestilenzialische Ausdünstungen, war aber insgesamt in erstaunlich gutem Zustand.
    »Da muss die Kugel rein sein«, vermutete Fontana, der in die Hocke gegangen war und auf die Wunde an der rechten Schulterpartie des Schweins zeigte, wo das umgebende Fleisch von Schießpulver geschwärzt war. »Keine Austrittswunde zu sehen. Dürfte immer noch drinstecken.«

    Genau das hatte Dusty gehofft.
    »Also dann«, sagte Fontana. »Packen wir Schweinchen Babe in den Kofferraum und ab zur Rechtsmedizin.«
    »Vergiss es.«
    »Was?«
    »Du weißt doch, wie die sind, die wollen alles in dreifacher Ausfertigung haben. Viel zu viele Fragen, Font. Da kriegt Big C unter Garantie Wind davon.«
    »Na schön, bringen wir’s in eine Praxis. ›Verzeihen Sie, unser armes Schweinchen scheint heute etwas angeschlagen. Ob Sie wohl ein paar Röntgenbilder machen könnten?‹«
    Was längst nicht so abwegig war, wie es klang - Singhie hatte doch einen Röntgenapparat. Dusty rief den Pathologen an und schilderte ihm das Dilemma. Er zeigte sich zwar verständnisvoll, konnte aber nicht helfen. Es war einfach nicht drin, ein Schwein ins Leichenschauhaus zu bringen.
    »Betriebsärztlicher Dienst?«, schlug Dusty vor.
    »Nicht mit Omar. Er ist Moslem.«
    Immerhin wusste der Doktor Rat zur Feststellung von Einschusskanälen in menschlichem Gewebe - das sich, wie er erklärte, nur unwesentlich von schweinischem Gewebe unterschied.
    Dusty gab die Information an Fontana weiter.
    »Operieren wir, Dr. Buchanon?«
    »Wir operieren, Dr. Fontana.«
    Also stellten die beiden Ermittler ein Basis-Obduktionsset zusammen, das eine Metallsäge, ein Fischmesser, einen Plastikeimer, diverse Küchengeräte, eine langstielige Pinzette und das Wegsperren der mittlerweile völlig außer Rand und Band geratenen Hunde in die Waschküche beinhaltete, und machten sich an die Arbeit.

    »Eimer bitte, Dr. Buchanon.«
    Fontanas Obduktionsmethode war unkonventionell, aber effektiv - er sägte systematisch ein Teil des Schweins nach dem anderen weg und entsorgte es im Eimer, nachdem er sich seiner Projektilfreiheit vergewissert hatte. Nach rund zwei Stunden - in denen Dusty den Eimer zweimal ins Grab leeren musste - rief Fontana: »Na bitte!«
     
    Die Waagschale der noch schuldigen Gefallen zwischen Dusty und Shotgun Rick, dem Ballistiker, senkte sich deutlich zu Dustys Gunsten. Dusty hatte Ricks vierzehnjähriger Tochter Megan, einer aufstrebenden Wasserpolo-Spielerin, etliche Privattrainerstunden gegeben. Als Dusty nun mit einer Kugel in einem Plastiksäckchen bei ihm auf der Matte stand, war er bereit.
    »Das gleiche Kaliber ist es schon mal«, sagte er und hielt das Tütchen ans Licht. »Das lässt hoffen.«
    Das Projektil, das man aus Jonsbergs Kopf extrahiert hatte, lag bereits auf der einen Seite des Vergleichsmikroskops. Rick legte das neue Projektil auf die andere Seite. Kurz scharfgestellt, hier und da ein wenig gedreht und dann: »Bingo!« Selbst für Dustys ungeübtes Auge war eindeutig zu erkennen, dass die Riefung, der charakteristische Abdruck der Züge des Pistolenlaufs auf dem Projektil, identisch war. Die Waffe, mit der Jonsberg erschossen wurde, hatte auch das Schwein getötet.
    Auf der Heimfahrt konnte Dusty an nichts anderes als an Ruby’s und die Spuren im Umfeld dieses Etablissements denken, die sich mehr und mehr verdichteten.
    Franky Ng war bei Ruby’s gewesen.
    Spanners arbeitete bei Ruby’s.

    Jonsberg war von Spanners beziehungsweise Spanners Knarre

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