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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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die Tür.
    »Herein.«
    Wie der Commander erwartet hatte, war es Detective Buchanon.
    In Zivil!
    Wer hatte ihr erlaubt, wieder zivil zu tragen?
    »Sie wollten mich sprechen«, sagte Detective Buchanon und machte schon wieder dieses komische Gesicht.
    Commander Schneider hätte nicht gewusst, wie sie es beschreiben
sollte - ein Lächeln war es nicht, ein Grinsen auch nicht -, aber was immer es war, es ging ihr auf die Nerven, und das schon seit dem allerersten Tag. Ihr Vorgänger hatte sie mit einer Herablassung behandelt, die ans Frauenfeindliche grenzte, und für ihre Vorgeschichte in der freien Wirtschaft hatte er nur Hohn und Spott übrig gehabt. Dass Detective Buchanon sein Hätschelkind war, war nicht zu übersehen gewesen - als »besonderes Talent« hatte er sie angepriesen. Commander Schneider war entschlossen, alle ihre Ermittler gleich zu behandeln - Polizeiarbeit, das hieß Teamwork. Natürlich war auch Raum für »besondere Talente«, und es galt, Intuition anzuerkennen und zu fördern, aber nicht auf Kosten eines geregelten Dienstablaufs.
    »Mr. Maxwell hat mich angerufen«, berichtete Commander Schneider.
    Sie hatte sich auch früher schon mit Mr. Maxwell unterhalten und ihn stets als höflichen, vernünftigen Menschen erlebt, den Inbegriff englischer Zurückhaltung. Von selbiger englischer Zurückhaltung konnte bei besagtem Telefonat allerdings keine Rede sein. Er hatte angedeutet, nein, klipp und klar festgestellt, dass der Fall ohne das Engagement von Detective Buchanon nach wie vor ungelöst wäre und man womöglich gar den falschen Mann für den Mord an seiner Tochter verurteilt hätte. Darüber hinaus legte er großen Wert auf die Feststellung, dass es allein Detective Buchanon war, die Kontakt zu ihm und seiner Frau hielt, ihnen das Nötige steckte war der Ausdruck, den er gebrauchte. Am Ende hatte eine Drohung gestanden: Sollte Detective Buchanon für ihre Arbeit nicht die gebührende Anerkennung zuteilwerden, so bliebe ihm keine Wahl, als vor die Medien zu treten, um seinem Missfallen an den Ungebührlichkeiten und Mängeln
bei der Handhabung dieser Ermittlung den angemessenen Ausdruck zu verleihen.
    »Sie scheinen sich mit dem Mann ja ziemlich gut zu verstehen«, konstatierte Commander Schneider.
    »Das ist nichts Ungewöhnliches, wenn man bei einer Mordermittlung lange Zeit miteinander zu tun hat«, sagte Dusty leicht überheblich.
    »Reden wir nicht lange drum herum, Detective. Was verlangen Sie?«
    Da die Northern Territory Police Force weder beim Fall Chamberlain noch bei der Sache Falconio eine sonderlich gute Figur abgegeben hatte, durfte sie nicht zulassen, dass der Presse nun der nächste fette Brocken vor die triefenden Mäuler geworfen wurde - ganz besonders nicht den tollwütigen britischen Revolverblättern. Sie sah die Schlagzeilen schon vor sich: AUSSIEPOLIZEI JETZT ENDGÜLTIG KOMPLETT HIRNVERBRANNT!
    »Ich will zurück in den nicht uniformierten Dienst«, erklärte Detective Buchanon.
    »Offenbar haben Sie ja selbständig bereits erste diesbezügliche Schritte eingeleitet.«
    »Und ich brauche meinen Wagen.«
    »Dann lassen Sie mich mal raten«, riss der Commander die Initiative wieder an sich. »Sie möchten die Suche nach der mysteriösen Toten fortsetzen, ungeachtet der Tatsache, dass es nicht den geringsten Beweis gibt, dass sie überhaupt jemals existiert hat.«
    Dusty schüttelte den Kopf.
    »Also, Sie werden diesen Fall abschließen«, erklärte Commander Schneider. »Feststellen, wer Jonsberg getötet hat. Die gerichtliche Untersuchung vorbereiten.«

    Das waren Aufträge, keine Fragen, vorgebracht mit der ganzen Autorität von Commander Schneider. Die Fahnderin allerdings nahm sich die Freiheit, dies etwas anders zu interpretieren.
    »Nein, ich möchte mit sofortiger Wirkung von diesem Fall abgezogen werden. Detective Roberts-Thomson kann ihn abwickeln.«
    »Und was, wenn die Frage gestattet ist, gedenken Sie mit Ihrer Zeit anzufangen?«
    »Ich kümmere mich um den Blähbauch«, sagte sie und meinte damit die Wasserleiche, die man kürzlich unter Stokes Wharf im Hafen entdeckt hatte.
    Commander Schneider lenkte den Blick auf das Bücherregal, als suche sie Erleuchtung bei den dort versammelten Management-Gurus. Die aber blieb aus. Was allerdings weniger den Gurus als Detective Buchanon zuzuschreiben war. Ein mutmaßlich vernunftbegabtes menschliches Wesen benahm sich einfach nicht auf derart bizarre, unvorhersehbare Weise.
    »Er gehört Ihnen«, sagte Commander

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