Vor dem Regen - Roman
Beifallsbellen quittierten. Die frühe Heimkehr ihres Frauchens hatte dem drögen Vormittag unerwartet Spannung verliehen.
Sie arbeitete langsam, um nicht ins Schwitzen zu kommen.
Die Regenzeit hatte zwar offiziell eingesetzt, dennoch war jeder Tag wie ein Build-Up im Kleinen, bei dem Hitze und Feuchtigkeit stetig zunahmen, bis der nachmittägliche Wolkenbruch sie aus dem Ring schlug. Dusty bereute es mittlerweile ernsthaft, dass sie ein derart beeindruckendes Loch ausgehoben hatten. Andererseits, sie hatte im Lauf der Zeit so viele würdelos verscharrte Leichen ausgraben müssen, dass sie so etwas keinesfalls selbst verantworten wollte, und sei es auch nur bei einer Sau.
Fontana holte sich einen Stuhl vom Swimmingpool, klappte ihn unter dem Frangipanibaum auf und setzte sich. Dusty funkelte ihn böse an, während sich über ihrer Braue die ersten Schweißtropfen sammelten. Sie legte keinen Wert darauf, dass die Männer ihr die Tür aufhielten oder ihr im Bus den Sitz anboten, und außerdem war dies zugegebenermaßen ihr Problem - ihr Garten, ihre tote Sau, ihr Grund, es auszubuddeln -, aber trotzdem durfte man doch erwarten, dass er wenigstens mal fragte, dieser Kerl mit seinen fitnessstudiogestählten Muskelpaketen.
»Weißt du eigentlich, was man sich über dich und den Buchhalter erzählt?«, fragte Fontana.
»Ich kann’s mir vorstellen.«
»Immerhin bist du mit ihm nach Kanulla gefahren, und es heißt, ihr wärt in der Hochzeitssuite abgestiegen.«
»Allerdings, und rein zufällig haben wir da den Mord an McVeigh aufgeklärt.«
»Wir?«
»Ja, ich und Gerard. Wir.«
»Du weißt doch, wie es ihn in den Schuppen verschlagen hat, oder?«
»Ja, das weiß ich. Übrigens habe ich Belinda getroffen.«
»Wie geht’s ihr denn?«
»Geht so, aber es ist nicht gerade leicht für sie: die Arbeit im Pub und dazu noch das Kleine.«
»Wusste gar nicht, dass sie ein Kind hat.«
»Doch, mittlerweile hat sie eins.«
Schwer lastete die Besorgnis auf Fontanas Stimme, als er fragte: »Ehrlich jetzt?«
»Reingelegt!«, jubilierte Dusty.
»Mann, werd endlich erwachsen, Buchanon!«
»Ach, was sind wir zimperlich«, sagte Dusty und schaufelte Fontana eine Ladung Erde auf die Schuhe.
»Das ist nicht komisch«, erklärte er.
»Bin ich vielleicht diejenige, die dauernd blöde Kinderschänderwitze reißt?«
Das nahm Fontana den Wind aus den Segeln. Kurzzeitig wenigstens.
»Letzte Woche hatte ich Geburtstag.«
»Tut mir leid, dass ich nicht dran gedacht habe. Happy birthday to you . Happy birthday , lieber Fontana. Happy birthday to you .«
»Mein vierzigster«, klagte Fontana und machte ein jämmerliches Gesicht.
»Ach Gott, davon geht doch die Welt nicht unter.«
»Aber ich dachte immer, mit vierzig, da hab ich Kinder und alles.«
»Ihr Kerle müsst euch doch da überhaupt keine Gedanken machen«, wischte Dusty seine Sorgen beiseite. »Ihr seid doch alle Spermaschleudern. Nimm Rupert Murdoch.«
Fontana grinste sein dämliches Grinsen, das erste des heutigen Tages. »Lieber nicht.«
»Aber wenn ich du wär, würde ich pornomäßig ein bisschen
kürzertreten. Das macht die Kaulquappen ganz wuschig.«
»Es sind keine Pornos.«
»Ach nein? Und warum wird dann jedes Mal, wenn ich vorbeigehe, der Bildschirm schwarz?«
Fontana zögerte, dann sagte er: »RSVP.«
»Die Internet-Kontaktbörse?«
Fontana nickte.
Dusty grinste. Da hatte sie nun wirklich komplett danebengelegen.
»Willst du nicht fragen, wie’s läuft?«, fragte er mit mehr als nur einer Spur Schüchternheit.
Dusty entschied, dass er nicht beides haben konnte - ihr die komplette Buddelei überlassen und dann auch noch erwarten, dass sie die mitfühlende Zuhörerin gab.
»Dich juckt’s nicht zufällig in den Fingern, auch mal zum Spaten zu greifen?«
»Eigentlich nicht.«
Eine Chance gab Dusty ihm noch. »Damit würdest du dir heute Abend das Fitnessstudio sparen.«
»Grade heute Abend ist das Unterleibsprogramm dran. Gesäß. Quadriceps. Wadenmuskeln.«
»Schön für dich.«
»Jedenfalls, letzte Woche hatte ich eine Verabredung mit dieser Wellness-Beraterin.«
»Fontana?«, runzelte Dusty die Stirn.
»Ja?«
»Kann es sein, dass du mich gerade mit jemandem verwechselst, den dieser Quatsch irgendwie interessiert?«
Kaum hatte Dusty das gesagt, tat es ihr leid. Das hätte nicht sein müssen. Aber es funktionierte.
»Na gut, gib die Schaufel schon her«, seufzte Fontana.
»Es handelt sich hier um einen Spaten.«
»Gib’s einfach nur
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