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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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nur Menschen, Tank. Die arbeiten nicht freiwillig mehr, als unbedingt sein muss.«
    »Und was ist mit der Spurensicherung und dem ganzen Mist?«
    »Wir sind hier im Territory, Alter. ›Ein Dingo hat mein Baby geschnappt.‹ Weißt du noch, wie übel die das damals versaut haben?«
    Tank nickte.
    »Ein Problem gibt es aber«, sagte Scotty.
    »Welches?«
    »Es fehlt das bindende Glied.« Scotty legte Tank die Hand auf die Schulter. »Sieht ganz so aus, als gäbe es hier eine Aufgabe für dich, Alter.«
    Es dauerte einen Moment, bis Tank klar war, was Scotty da von ihm verlangte, und als es so weit war, schrak er zurück.
    »Das kann ich nicht.«
    »Du musst ja nicht, Tank. Wirst bestimmt eine schöne Zeit in Berrimah haben. Wenn du den Arsch hinhältst.«
    »Mach du’s, Scotty.«
    »Bin ich der Hengst oder du? Schließlich hast du sie totgefickt.«
    Das war die Revanche. In Vietnam war er, Tank, der Stecher gewesen, der Dreifuß, der Rammler mit dem Dauerständer. Einmal hatte er fünf Mädels in einer Nacht gevögelt und die letzte - die letzte! - auf offener Bühne, angefeuert von den Jungs. Scotty dagegen, auch wenn ihm das natürlich nie jemand ins Gesicht gesagt hätte, Scotty war das Bleistiftpimmelchen.

    »Ich bezahl dich.«
    »Allmählich gehst du mir auf den Senkel, Tank.«
    Ihm war völlig klar, wie sehr Scotty das genoss. Gleichzeitig aber war ihm klar, dass er von der Logik, von der Vernunft her recht hatte - abgesehen von dem Umstand, dass beide tot im Entkontaminierungszelt lagen, gab es nichts, was den SAS-Kerl mit der Kleinen verband.
    Tank bückte sich nach dem Messer mit dem weißen Heft.
    »Fingerabdrücke!«, mahnte Scotty.
    Tank nahm ein Taschentuch und wickelte es sich um die Hand.
    »Ich schieb draußen Wache«, sagte Scotty. »Und Tank?«
    »Ja?«
    »Mach’s mit Gefühl, Alter.«

63
    Die Vernehmungszimmer eins bis fünf unterschieden sich praktisch in nichts voneinander. Sie hatten die gleiche Form, das gleiche Aussehen, rochen nach dem gleichen amtlichen Putzmittel - andeutungsweise zitronig, unverkennbar chemisch - und enthielten die gleiche Ausstattung: Tisch, Stühle, Einwegspiegel, Aufnahmegerät. Dusty aber hatte in Zimmer 4 so viele Stunden mit dem Versuch zugebracht, dem verschlossenen Gardner Informationen zu entlocken, dass seine kleinen Makel - der nierenförmige Kaffeefleck auf dem Teppichbelag, die toten Fliegen in der Verschalung der Deckenleuchte - gewichtig geworden waren und dem Raum eine Eigenständigkeit verliehen, die ihm nicht zukam.

    Falls die Umgebung Barry O’Loughlin einschüchterte, so ließ er sich das zumindest nicht anmerken. Andererseits, warum sollte sie? Es gab ausreichend Tee (»Wie viel Stück Zucker, Barry?«), Fontana schwafelte vom Fischen und vom Football und davon, wie unfassbar groß diese Termitenhügel waren, abartig, oder?
    Dusty ließ sich viel Zeit, bis sie sagte: »Also, Barry, möchten Sie uns jetzt von den Ereignissen berichten, die sich in den Tagen um den ersten Oktober im Veteranenlager zutrugen?«
    Barry, immer noch ordensgeschmückt, drückte den Rücken durch.
    »Wie Sie sehen, habe ich mich in gutem Glauben und ohne Rechtsbeistand hierher begeben«, erklärte er in durchaus achtbarer Rechtsbeistandsmanier.
    »Das ist uns durchaus bewusst«, sagte Dusty, die Ellbogen auf den Tisch gestützt, die Finger verschränkt. »Wenn Sie uns jetzt berichten würden, was sich zugetragen hat.«
    Barry setzte zu einem flüssigen, einstudierten Vortrag an:
    » Ich habe an diesem Morgen die beiden Leichen im Zelt entdeckt … Es war meine Entscheidung, die Polizei nicht einzuschalten … I ch habe die beschwerten Leichen im Billabong versenkt … I ch habe die Leichen aus dem Billabong geholt und vergraben …« Schnell stellte sich heraus, dass er die Geschichte vorwärts wie rückwärts herbeten konnte, wie tausendfach im Pub erzähltes Anglerlatein.
    »Erwarten Sie ernsthaft, dass wir Ihnen glauben, dass Sie das alles ganz allein getan haben?«, fragte Dusty, als er zum Ende gekommen war.
    »So hab ich’s Ihnen erzählt, oder nicht?«
    »Sie haben diese Leichen ganz allein geschleppt?«

    »So ist es.«
    »Haben die Leichen ganz allein vergraben?«
    »Ganz allein.«
    Dusty wusste exakt, was Barry O’Loughlin da trieb. Aber als er dann auch noch sagte: »Tja, ich nehme an, Sie werden mich jetzt festnehmen müssen«, da hatte sie genug von seiner Scheinheiligkeit und seiner großkotzigen Märtyrerpose.
    »Ein paar Details würde ich gerne noch

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