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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Trigger an den Hinterkopf. Jemand sackte zusammen. Er taumelte aus dem Zelt. Spanners stand da, die Makarov noch in der Hand.
    »Guter Schuss?«, fragte er und blies wie ein Hollywood-Cowboy imaginären Qualm vom langgezogenen Pistolenlauf.
    »Verdammt, du hättest mich umbringen können!«
    Spanners zuckte die Achseln und hielt die Hand auf. »Knete.«
    Trigger zögerte keinen Moment, ihm das Bündel zu geben.
    Spanners stopfte sich das Geld in die Hosentasche. »Und jetzt sag mir, wieso ich dich nicht auch noch abknallen soll.«

    Trigger fielen tausend Gründe ein, aber er brachte kein Wort heraus. Irgendwann sagte er: »Ich habe Kinder.«
    Spanners lachte und zielte auf Triggers Kopf. »Ja, klar. Und wann hast du die Blagen zuletzt gesehen?«
    Trigger schloss die Augen und wartete auf das Ende.
    Es blieb aus.
    Er öffnete die Augen.
    Spanners hatte die Waffe sinken lassen.
    »Warum?«, fragte Trigger.
    Spanners drehte den Innenarm nach außen. Trotz des schlechten Lichts erkannte Trigger die Tätowierung: ein Wasserbüffel, das Abzeichen des Nightcliff Football-Clubs, Triggers Club.
    »Du bist ein nutzloses Stück Scheiße, Trigger. Aber glaub’s mir, du warst mal ein unglaublicher Football-Spieler.«
    Trigger wusste nicht, wie er reagieren sollte. Auf die Knie sinken und ihm danken? Ihm versichern, er werde ewig in seiner Schuld stehen? Ihm den Hintern küssen? Zumindest hatte sein Körper seine ganz eigenen Vorstellungen - Trigger pisste sich in die Hose.
    »Du hast uns nie gesehen, klar, Champ? Sollten irgendwann die Bullen bei uns an die Tür klopfen, dann kommen wir und treten deine ein.«
    Trigger nickte. »Und was soll ich jetzt tun?«
    Spanners grinste. »Wie wär’s, wenn du in deinen Rostkübel steigst und einfach losfährst?«
    »’ne frische Hose könnte auch nicht schaden«, kicherte Ned Maleski.

61
    »Du hast also das Okay von Big C«, sagte Fontana auf dem Fahrersitz, als sie auf die Esplanade einbogen.
    De facto war das eine Aussage von Fontana gewesen, keine Frage. De facto erübrigte sich also eine Antwort.
    »Diese Ecke von Darwin mag ich richtig gern«, sagte Dusty.
    Die alten, an den sanften Bogen der Esplanade geschmiegten Backsteinbauten - der Gerichtshof, die Admiralität - strahlten eine Historizität aus, die einem Großteil der restlichen, von den Japanern zerbombten, vom Zyklon Tracy zerlegten, von den Bauspekulanten zerneuerten Stadt fehlte. Zudem war es der behördliche Nabel des Northern Territory, hier hatten, in architektonisch spektakulären Neubauten, Oberster Gerichtshof und Regierung ihren Sitz.
    »Und jetzt stellen wir uns vors Gericht und warten?«, fragte Fontana.
    »Nein, Maria schickt mir eine SMS, wenn sie fertig sind. Gehen wir erst mal auf einen Kaffee.«
    Maria, die Gerichtsdienerin, war mit Dusty befreundet. Auch das hatte Geoff, der frühere Commander, ihr beigebracht: Entweder du bist mit dem Gerichtsdiener befreundet, oder du stehst von Haus aus auf verlorenem Posten.
    »Roma’s?«
    »Wo sonst?«
    Das Roma’s war eine Darwiner Institution und dank seiner Lage an der Esplanade Stammcafé der Lobbyisten, Politiker, Journalisten, Zivil- und Strafrichter und überhaupt
sämtlicher Meinungsmacher, ein Mekka der Macchiatos und Manipulationen.
    »Ich setz dich vor der Tür ab, Hinkebein«, sagte Fontana. »Und such einen Parkplatz.«
    Zwar hatte der junge Arzt in der Notaufnahme in Sydney sich nach Kräften mit einem Gerät bemüht, das sich wie ein Stemmeisen anfühlte, auch noch den letzten Rest Seeigelstachel aus Dustys betäubter Sohle zu entfernen, dennoch hatte sie sich entzündet. Sie verschmähte die Krücken, aber der Fuß schmerzte permanent und bisweilen heftig, damit sie nur ja nicht vergäße, was sie ihm angetan hatte.
    Die Lobbyisten lobbyierten offenbar gerade anderswo, denn es gab etliche freie Tische. Dusty entschied sich für einen am Fenster. In Mandorah, auf der anderen Seite des Hafens, brannte es. Die Rauchsäule verschmolz mit den aufziehenden Wolken. Fontana brauchte nicht lange - die Parkplatzsuche war in Darwin nur selten ein Problem -, und binnen kurzem hatten beide ihren Kaffee vor sich stehen.
    »Übrigens, ich wollte dir was sagen«, setzte er an. »Ich finde, du solltest es als Erste erfahren.«
    Fontana machte ein derart gewichtiges, ernstes Gesicht, dass Dusty gar nicht anders konnte. »Du bist schwanger. Ich wusste es. Bitte sag mir, dass du ein Ultraschallbild dabeihast. Du weißt doch, wie hinreißend ich Ultraschallbilder

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