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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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herzustellen.
    »Danke«, sagte Dusty und strich sich unwillkürlich Celias Zotteln hinter die Ohren.
    »Wo haben Sie das machen lassen?«
    Etliche Jahre und ungezählte verpfuschte Schnitte waren nötig gewesen, bis Dusty endlich eine Friseurin gefunden hatte, mit der sie alt werden konnte. Sie war längst mit sich
übereingekommen, sollte Laura je bei Parap Cuts aufhören und Darwin verlassen, sie würde ihr folgen müssen. Nie im Leben würde sie sie mit einer Felicity Roberts-Thomson teilen.
    »Bei Sam’s«, erwiderte Dusty und verwies damit auf einen Salon im Einkaufszentrum von Casuarina, der als das Schwarze Loch des Friseurgewerbes bekannt war: der Ort, an den nie jemand zurückkehrte.
    »Danke«, sagte Flick mit diesem typischen Halblächeln, das allen weismachen wollte, im Grunde sei doch alles im Lot auf der Welt - die Lerch’ in den Lüften, der Frosch im Teich, unser Vater im Himmel - und all das Gedöns. Als Flick hier anfing und ihr der Sand von Bondi noch zwischen den Zehen klebte, hatte Dusty dem Lächeln eine Halbwertszeit von maximal sechs Monaten zugestanden. Der erste schwere Autounfall, der erste Doppelmord, und es wäre für immer aus ihrem Gesicht verschwunden; doch das Lächeln war geblieben, trotz der Abscheulichkeiten, denen es zweifellos ausgesetzt war, das musste man mit allem Respekt zugestehen.
    Wäre Felicity Roberts-Thomson das archetypische Bondi-Glamour-Luder mit bikinitauglichen Titten, blonder Schüttelmähne und superlangen Beinen, dann wäre das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Aber so eine war sie nicht. Sie hatte eine Bibliothekarinnenhüfte und Möpse, die keiner Erwähnung wert waren, und niemand hätte ihr irgendwo nachgepfiffen. Und das sah nicht nur Dusty so. Sie hatte diesbezüglich die Meinung diverser männlicher Kollegen eingeholt (na gut, eigentlich hatte sie die Meinung eines Kollegen mehrmals eingeholt).
    »Der braucht echt keiner nachpfeifen, was, Font?«

    »Nein, Dusty, der braucht nun wirklich keiner nachpfeifen.«
    »Buschschwein, oder was sagst du?«, hatte Dusty hoffnungsvoll nachgelegt.
    »So weit würde ich jetzt nicht gehen.«
    »Du würdest sie also flachlegen, stimmt’s, Fontana?«
    »Käme drauf an, wie viele Jim Beam ich an dem Abend intus habe«, hatte seine nicht untypische Antwort gelautet.
    Flick rückte einen Stuhl an Dustys Schreibtisch.
    »Ist sie es?«, fragte Dusty.
    »Wie Sie sehr wohl wissen, ist eine eindeutige Identifikation zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht möglich.«
    So lange hatte Dusty nach ihr gesucht, so oft waren ihre Gedanken um sie gekreist. Selbst in der Freizeit war sie in die Wüste hinausgefahren, und einmal hatte sie dabei sogar James mitgeschleift. Sie hatte dort draußen gezeltet, war tagelang herumgefahren, herumgelaufen, war ihren Ahnungen gefolgt, immer auf der Suche nach dem Ort, wohin er sie geschleppt haben könnte. Und jetzt behandelte diese Südlerin sie wie eine Außenstehende.
    »Ist sie es oder nicht?«, fragte Dusty energisch.
    »Nun ja, die Hinweise deuten in diese Richtung, aber wir werden damit erst an die Öffentlichkeit gehen, wenn wir hundertprozentig sicher sind.«
    Sie war es.
    »Hören Sie, mir ist klar, dass Sie sehr viel Zeit und Mühe auf diesen Fall verwendet haben und es mir wahrscheinlich übel nehmen, dass ich jetzt die Ermittlungen leite«, sagte Flick.
    »Ganz und gar nicht«, entgegnete Dusty mit einer solchen Unaufrichtigkeit, dass man sich nur wundern konnte,
wieso nicht auf der Stelle die Jungs vom Betrugsdezernat hereinplatzten und sie abführten.
    »Aber wenn Ihnen zu dem Fall noch irgendetwas wichtig erscheint, dann würde ich mich liebend gern mit Ihnen darüber unterhalten.«
    »Selbstverständlich«, sagte Dusty.
    Selbstverständlich nicht.
    Bis sechs harrte sie an ihrem Schreibtisch aus, dann war es in England acht Uhr morgens, und sie griff zum Telefon. Sie hatte sich ihre Worte nicht vorab zurechtgelegt, gab es doch nichts Schlimmeres als hölzerne Polizeibeamtensprache: »Madam, es ist meine Pflicht, Sie davon in Kenntnis zu setzen, dass eine weibliche, auf die Beschreibung passende Person …« Vergiss es. Außerdem ermahnte sie sich, der Versuchung zu widerstehen, das Wort »Closure« zu benutzen. Himmel, vor zehn Jahren hatte außerhalb der Psychoszene noch niemand gewusst, was das sein sollte, aber inzwischen war es allgegenwärtig, die reinste Aga-Kröte von einem Wort.
    »Hallo«, meldete sich Mrs. Maxwell so prompt, als habe sie neben dem

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