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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Das »Marschieren« bereitete Dusty Kopfzerbrechen. Nach ihrer Erfahrung mit den Quakern - ein ausnehmend freundliches Exemplar hatte sich in ihrem Erdgeschoss-Badezimmer eingenistet - neigten sie eher zum Hüpfen. Aga-Kröten hüpfen erbarmungslos auf Darwin zu , wirkte allerdings nicht annähernd so dramatisch. Aber wie auch immer, es war eine Umweltsauerei allererster Güte.

    Ursprünglich in Hawaii beheimatet, war Bufo marinus im Jahr 1935 in Queensland angesiedelt worden, um dortige Zuckerrohrschädlinge zu bekämpfen, hatte sich im tropischen australischen Klima aber derart wohlgefühlt, dass sie sich ungezügelt vermehrt, in alle Himmelsrichtungen ausgebreitet und eine Spur der Verwüstung hinterlassen hatte, las Dusty. Und jetzt war sie auf dem Weg nach Darwin; einzelne Exemplare waren bereits im Kakadu-Nationalpark, dreihundert Kilometer im Osten, gesichtet worden. Da die Parlamentswahl bevorstand, war die Aga-Kröte zum politischen Thema geworden, und die beiden großen Parteien versprachen ihren Anhängern, man werde sie mit aller zu Gebote stehenden Härte bekämpfen.
    »Welche Kröten ins Northern Territory kommen und wie sie dahin kommen, das entscheiden immer noch wir«, wurde Ward Johns, prominenter Vertreter der Liberalen, zitiert.
    Dusty richtete den Blick auf das Foto auf der Titelseite des Australian . Dort wurde ein Serienvergewaltiger, der sich den Pulli über den Kopf gezogen hatte - bevorzugter Kopfputz der Kriminellen weltweit -, von zwei stämmigen Polizisten in den Gerichtssaal geführt.
    Sie versuchte sich auf den Artikel zu konzentrieren, wurde aber dauernd durch Gesprächsfetzen abgelenkt, die von den Absoluten herüberwehten: Es ging ums Nicht-Durchschlafen, um gereizte Brustwarzen und die erste feste Nahrung.
    »Was denkst du, Jacqui?«
    Dusty sah hin; es war immer spannend, ein Wunschnummernschild mit einem Gesicht zu verbinden. Angesichts der überbordenden Ausmaße ihres fahrbaren Untersatzes war Jacqui erstaunlich zierlich. Sie hatte kurze blonde Haare und
einen dicken Bauch. Ja, Jacqui war schwanger, und da der Bugaboo, den sie neben sich stehen hatte, ein Zweisitzer war, durfte man wohl annehmen, dass sie es darauf anlegte, dem Rückgang der Geburtenrate persönlich Einhalt zu gebieten.
    Jacqui zögerte die Antwort kurz hinaus, damit die anderen Absoluten ihr auch wirklich alle an den Lippen hingen, bevor sie ihre Weisheit verkündete.
    »Für eine Frau gibt es nichts Wichtigeres, als Kinder zu haben.«
    Beifälliges Murmeln. Gar keine Frage. Absolut.
    Am liebsten wäre Dusty mitsamt der Zeitung zu den Absoluten rübermarschiert und hätte ihnen Bescheid gesagt - Kinder kriegen kann jede, schnallt ihr das nicht? Jede. Dafür muss man nicht mehr tun, als alle neun Monate die Beine breit zu machen. Aber das, was ich tue, das kann nicht jede. Um die schweren Jungs hinter Gitter zu kriegen, braucht es Mut, Gerissenheit, Hartnäckigkeit, Hingabe, Erfahrung; nicht bloß zwei Minuten verschwitztes Jiggy-jiggy. Ich setze mein Leben aufs Spiel, bloß damit ihr euch in irgendwelche Cafés setzen und mit euren gereizten Nippeln euren Latte trinken könnt, ohne dass so ein Dreckschwein hier reinplatzt und euch das Hirn rausvergewaltigt!
    Dusty ließ die Zeitung sinken, und ihre Wut legte sich so schnell, wie sie gekommen war. Wem machte sie da etwas vor? Schwere Jungs hinter Gitter stecken? Leckerlis vor Vergewaltigern schützen? Dusty stand auf und warf etwas Kleingeld auf den Tisch.
    » Selamat jalan «, sagte Nyoman, als sie an der Theke vorbeiging.
    » Selamat tinggal «, erwiderte Dusty.

9
    Viel schien es nicht zu geben, was Detective Dusty Buchanon und der Verwaltungsbeamte Alex Vatskalis gemein hatten. Er hatte griechische Wurzeln, seine Vorfahren waren ursprünglich aus Kastelorizo nach Darwin emigriert, um in den hiesigen Schlachthäusern zu arbeiten. Dusty nicht. Er war fett, Dusty nicht. Er ging donnerstagnachts gerne ins Erotic Croc, um sich von Katerina, der russischen Domina, zärtlich auspeitschen zu lassen. Dusty nicht. Aber beide waren Fans derselben Australian-Football-Mannschaft: St. Kilda. Also hatten sie alles gemein.
    »Wir müssen endlich dieses unfähige Weichei von Trainer loswerden«, sagte Alex, während Dusty das Formular ausfüllte, das er ihr gegeben hatte.
    Nun hielt aber Dusty sehr große Stücke auf dieses unfähige Weichei von Trainer. Sie hatte den Kitzel der Erregung, den seine Heldentaten als Spieler - wie auch die heldenhafte Ausbuchtung seiner Shorts

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