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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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gewillt war, alles zu verachten, was James jemals gesagt, getan oder angedeutet hatte, sie musste ihm doch zugestehen, dass er sich mit seiner künftigen Schwiegermutter wirklich alle nur erdenkliche Mühe gegeben hatte. »Da finden Ost und West ganz unmittelbar zueinander.«
    Genau in dem Moment waren zwei völlig verwilderte Typen aus Humpty Doo vorbeispaziert, beide mit Dreadlocks und barfüßig, einer von ihnen in einem speckigen Sarong, aus dem der halbe Arsch heraushing. Celia lüpfte eine sorgsam gezupfte Augenbraue, und Dusty wusste, was jetzt folgte, war kein Spaß.
    »Da finden wohl eher Ost und weißer Abschaum zusammen.«
    Sie weigerte sich, das Essen anzurühren. Es kann doch wohl nicht sein, dass es hier keinerlei Hygienevorschriften gibt . Sie weigerte sich, den Kaffee zu trinken. Es ist viel zu heiß für
Kaffee . Und als Dusty bei einer Asiatin Bok Choy kaufte, war sie vollends entsetzt. Dir ist sicher bekannt, dass diese Asiaten da drauf urinieren . Ab da wurde es kein bisschen besser, und sie waren alle froh, als es gelang, sie um halb zwei Uhr morgens in den Nachtflug nach Adelaide zu verfrachten.
    Celia fuhr fort. »Ich weiß, ich habe dich das schon einmal gefragt, aber ich will einfach die Wahrheit wissen, und ich liebe dich ganz genauso, wenn du eine bist. Und, bist du denn nun eine?«
    »Eine was?«, fragte Dusty, obwohl sie sehr genau wusste, worauf ihre Mutter hinauswollte.
    »Du weißt schon, eine Les-bi-er-in.«
    »Als ich das letzte Mal nachgeschaut habe, war ich’s jedenfalls noch nicht.«
    »Kein Grund, schnippisch zu werden, Frances.«
    »Ich war fünf Jahre mit James zusammen, falls du das vergessen hast, Mum.«
    »So ein netter Mann.«
    Celia hatte James nie ausstehen können. Es war ihr zuwider, dass er sozial Bedürftigen Rechtsbeistand leistete. Es war ihr zuwider, dass seine Eltern - italienische Plantagenbesitzer - aus Kalabrien stammten und nicht von irgendwoher, wo es hübsch war, der Toskana zum Beispiel. Aber seit der Trennung von Dusty und James hatten Celias Gefühle sich offenbar radikal gewandelt.
    »Erinnerst du dich noch an die Tochter von unserer Nachbars-Peggy?«, wollte sie wissen. »Alles andere als ein hübsches Mädchen. Kinn praktisch nicht existent. Also, die hat nach zwölf Jahren ihren Mann verlassen und ist mit einem Barmädchen zusammengezogen. Und bei der Polizei, das weiß ich von deinem Vater, wimmelt es nur so von denen.«

    Celia sprach nur selten von Dustys Vater und wenn, dann ausschließlich, um sich in elterlicher Solidarität auf ihn zu berufen.
    »Mum, wenn ich ans andere Ufer wechsle, bist du die Erste, die es erfährt, okay?«
    Dusty ging zu einem Thema über, das ihrer Mutter deutlich mehr zusagte. »Ich hab mir gestern die Haare machen lassen.«
    »Ein neuer Schnitt?«
    »Ich habe mir Highlights setzen lassen.«
    »An deiner natürlichen Haarfarbe ist nichts auszusetzen.«
    »Zumindest wenn ich eine Maus wäre.«
    »Also sind diese Zotteln, an denen du dauernd rumspielst, immer noch da?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Dusty und strich sich die Zotteln hinter die Ohren.
    »Frances, entweder man hat kurze Haare oder man hat lange Haare. Wieso bist du nur so fixiert darauf, weder noch zu sein?«
    »Bye, Mum.«
    Wie so oft, meist nach einen Telefonat mit ihrer Mutter, schleuderte Dusty ihr Nokia auf die Hängematte. Diesmal allerdings traf sie eine besonders elastische Stelle, die es zurück in die Luft und über das Geländer katapultierte, von wo es nach einem Eineinviertel-Salto im Swimmingpool landete. Eine blubbernde Kette aus Luftblasen ausstoßend, sank es zu Boden.
    Eine Kreepy-Krauly-Reinigungsmaschine bewegt sich nicht gerade schnell, und vielleicht reichte die Zeit für Dusty ja aus, um die Treppe hinunterzurennen, ins Becken zu hechten und das Handy zu retten. Aber sie war wie hypnotisiert,
gebannt von der Unausweichlichkeit der Ereignisse, wie bei einem David-Attenborough-Naturfilm, wenn der erbarmungslose Räuber sich an die ahnungslose Beute heranpirscht. Unfähig, etwas zu tun, saß sie da und sah ihr Handy im Wirbel der blauen Tentakel des preisgekrönten Poolreinigers verschwinden. Danach hatte sie den Morgenlauf wirklich nötig.

3
    Die Kläffer auf der Ladefläche waren kaum zu bändigen, als Dusty Beastie Boy, ihren Holden HZ Pick-up, Baujahr’78, an den Strand von Casuarina lenkte. Sie hatte ihn, als sie noch im Betrugsdezernat war, höchstpersönlich bei einem Scheckbetrüger konfisziert, hatte seinen Weg durch den

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