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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Farmern und Kerry Packer treten die Kinder von Polizisten für gewöhnlich nicht in die Fußstapfen ihrer Eltern. Wie auch, wenn sie doch aus erster Hand wissen, was der Beruf mit sich bringt? Nach dem Bezahlen - Dusty bestand darauf, dass es auf ihre Karte ging - kehrten sie in die Hochzeitssuite zurück und machten sich bereit.
    Am einfachsten wäre es natürlich, mit gezückter Dienstmarke in den Pub zu stürmen und wild draufloszufragen. Doch genau das wollte Dusty vermeiden. Sie erinnerte sich an die Unterhaltung, die sie letztes Jahr bei der Rückfahrt aus Kanulla mit Fontana gehabt hatte.
    »Weißt du was«, hatte er gesagt und die langen Beine von sich gestreckt. »Ich fühl mich mies.«
    »Ginge mir nicht anders, wenn ich ein Barmädchen gevögelt hätte«, hatte Dusty ihm entgegengehalten.
    Fontana schüttelte den Kopf.
    »Eine Rothaarige noch dazu«, hatte sie gesagt.
    »Das waren echt nette Leute, und wir haben sie total verarscht.«
    »Wir haben verdeckt Informationen eingeholt. Und in deinem Fall eine Geschlechtskrankheit.«
    »Ich fühl mich mies.«
    »So ist das bei Gonorrhö.«
    Wenn einer wie Fontana, mit Fontanas fragwürdiger Moral, sich »mies fühlen« konnte, dann war es nicht eben klug, die Tarnung auffliegen zu lassen, und sei es auch ein gutes Jahr später.
    »Gerard, hast du je verdeckt ermittelt?«
    »Kann ich nicht behaupten.«
    »Dann ist heute dein Glückstag.«
    »Muss ich was Spezielles anziehen?«, wollte er wissen.

    Fliederfarbenes Polohemd. Schlottershorts. Jesuslatschen.
    »Nein, das reicht völlig«, sagte Dusty.
     
    Dusty stieß die Pubtür auf. Am Tresen standen Bergarbeiter in ihrer Kluft. Allerdings hieß das hier nicht geschwärzte Gesichter und genagelte Schuhe, sondern ordentliche Khakiuniformen mit einem schmucken Carlyle-Diamond-Logo. Dies waren Arbeiter im Tagebau, die in den Führerständen von Baggern und Lastern saßen, und was es an klimatisierten Großraumgeräten mehr gab.
    Dusty hatte sich mit Jeans und taillierter Bluse konservativ gekleidet, dennoch spürte sie auf dem Weg zum Tisch die Blicke, die ihr folgten und sich an sie hefteten. Gut möglich, dass Diamanten tatsächlich die besten Freunde eines Mädchens waren, nur gab es wohl kaum eine Frau, die auf die Idee kam, ausgerechnet hier danach zu suchen.
    Am hinteren Ende des Raums stand eine Gruppe Aborigines. Dusty hatte vergessen, wie die hiesige Gemeinschaft hieß, aber sie wusste, dass sich die Mine auf ihrem Land befand. Wenn man sich ansah, wie sie die Spielautomaten fütterten, bestand kein Zweifel, dass sie alles daransetzten, ihre Tantiemen im Umlauf zu halten. Dusty musste daran denken, dass James immer über Selbstbestimmung und wirtschaftliche Unabhängigkeit schwadroniert hatte. Alles gut und schön, aber mittlerweile hatte sie doch ihre Zweifel - Wohlfahrt war Wohlfahrt, es war einfach Geld fürs Nichtstun, und dabei spielte es keine Rolle, ob eine Firma oder der Staat den Scheck ausstellte.
    Sie entdeckte keine Gäste, die sie vom Aufenthalt mit Fontana her kannte. Dafür grinste Belinda, die rothaarige Barkeeperin, als sie Dusty sah. »So bald zurück?«

    Dusty hätte nicht sagen können, ob das ironisch gemeint war oder ob achtzehn Monate hier in Kanulla tatsächlich als kurze Zeit galten.
    »Hab’s in der Ferne einfach nicht ausgehalten. Wie läuft’s denn so?«
    »Kann nicht klagen. Haben Sie den Großen auch dabei?«
    »Nein«, sagte Dusty und sah die Enttäuschung über Belindas Gesicht huschen.
    »Sind heute gar keine Einheimischen da?«
    »Die werden gleich kommen. Machen Sie sich da mal keine Sorgen.«
    Dusty bestellte zwei Weißwein und kehrte an den Tisch zurück.
    »Bist du eigentlich verheiratet?«, fragte sie Gerard, da ihr auffiel, dass sie absolut nichts über sein Privatleben wusste.
    »Nein.«
    »Hast du eine Lebensgefährtin?«
    »Bin noch auf der Suche.«
    Dusty war eben dabei, eine nächste, etwas anzüglichere Frage zu stellen, als Tissues und Beefy hereinkamen. Beide trugen Jeans und Band-T-Shirts - Tissues war offenbar Anhänger von Black Sabbath, während Beefy es mit dem australischen Rock-Urgestein AC/DC hielt. Sie freuten sich, Dusty zu sehen, hießen Gerard willkommen und zeigten sich enttäuscht, dass Fontana nicht hatte mitkommen können.
    »Charakterschwein«, sagte Tissues, der selbst kein schlechter Vertreter dieser Spezies war.
    Tissues war groß und kastenförmig - woher er auch den Spitznamen hatte, Tissues wie in Tissue-Schachtel - und der hiesige

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