Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
Postbote. Beefy verdankte den Spitznamen ebenfalls
seiner Statur, wenn es in seinem Fall auch die nackte Ironie war; er war ein schmaler Kerl und erledigte im Ort die Handlangerdienste - er war Hundefänger, Totengräber und richtete die Hochzeiten aus. Offenbar gab es nichts, was er nicht konnte.
    Fasziniert lauschte Dusty den Erinnerungen an ihren vorigen Besuch. Die Besäufnisse. Die Pferdewetten. Der Ausflug zur Mine. Alles war in bonbonbunte Nostalgie verpackt, als gehöre es einer längst versunkenen, sorgloseren Vergangenheit an.
    »Wo steckt eigentlich Ron?«, erkundigte sich Dusty.
    Er war es gewesen, der angebissen hatte, als Dusty das Gespräch beiläufig - und wie sie selbst fand, ganz schön gerissen - auf Gardner gebracht hatte.
    »Bin mit ihm zur Schule gegangen«, hatte er erzählt. »War immer schon ein Drecksack.«
    »Also traust du ihm zu, dass er die Pommie-Tussi kaltgemacht hat?«, hatte Fontana eine Spur weniger gerissen nachgebohrt.
    Ron hatte keinen Moment gezögert. »Näh. Er war ein Drecksack, aber nicht so ein Drecksack. Mehr der Mitläufer, weißte?«
    Außerdem hatte Ron den Großteil des Wochenendes nichts anderes getan, als Dusty anzuschmachten, und sogar versprochen, sie zu besuchen, wenn er das nächste Mal in Darwin sei.
    »Müsste eigentlich jeden Moment kommen«, sagte Tissues. »Football sollte inzwischen durch sein.«
    Soweit Dusty verstanden hatte, war Ron weniger eine Stütze der hiesigen Gemeinschaft als vielmehr ihr Fundament. Als Grundschullehrer war er bei allem und jedem involviert,
vom Football-Club bis zum Komitee für eine saubere Stadt.
    Zwei Minuten später betrat Ron den Saal.
    Wie war es nur möglich, dass jemand in einem kleinen Provinzort ungesühnt einen Mord begehen konnte?, fragte sich Dusty. Man konnte ja nicht mal im Badezimmer furzen, ohne dass alle Welt es mitkriegte. Ron war Mitte vierzig, weder hässlich noch schön und mit etwas viel Speck auf den Rippen. Sandfarbener Teint - eigentlich ganz ähnlich wie Gerard. Wenn er sich freute, Dusty wiederzusehen, so ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Er setzte sich an den Tisch, wirkte aber irgendwie verschlossen, fast verstimmt, und beteiligte sich nicht an der Unterhaltung. Das war nicht der mitteilsame Ron, den Dusty vom letzten Mal kannte.
    »Ich geh dann mal wieder«, sagte er, trank aus und erhob sich. »Muss noch Aufsätze korrigieren.«
    »Was ist denn mit dem los?«, wunderte sich Dusty und sah ihm nach, als er durch die Tür verschwand.
    »Weiß nicht, frag ihn am besten selbst«, riet Tissues.
    Das ließ Dusty sich nicht zweimal sagen und lief Ron hinterher.
    »Ron, stimmt etwas nicht?«, fragte sie.
    Er blieb stehen, drehte sich um und sah sie an - wenn Blicke Messer wären, wäre sie jetzt Hackfleisch.
    »Ich war in Darwin, weißt du. Ein Wochenende, kurz nachdem du hier gewesen bist.«
    Dusty wusste, was jetzt kommen würde.
    »Hab die Nummer angerufen, die du mir gegeben hast. Kein Anschluss.«
    »Vielleicht hast du sie nicht richtig aufgeschrieben.«

    »Ja, klar, das hab ich mir auch gedacht. Aber dann ist mir eingefallen, dass du was vom Nightcliff Football-Club erzählt hast, also geh ich da hin und frag, ob jemand Dusty kennt. Klar, alle kennen Dusty. Die von der Polizei, oder? Nein, sag ich. Die Dusty hat eine Tierhandlung. Ich zeig das Bild herum, das ich mit dem Handy gemacht hab. Nein, nein, heißt es, das ist schon Dusty. Die von der Polizei. Und auf einmal wird mir alles klar. All die Fragen über Gardner.«
    Dusty wollte verschwinden. Unsichtbar werden. Sich in Luft auflösen.
    »Es tut mir wirklich leid, Ron.«
    »Vergessen Sie’s, Detective. Sie mussten Ihre Arbeit tun. Und ich habe die meine. Wenn Sie mich also entschuldigen würden, ich muss jetzt nach Hause.«
    Dusty sah Ron nach, der in seinen Wagen stieg und wegfuhr. Womit sie die verdeckte Ermittlung in den Wind schreiben konnte. Ron hatte seinen Freunden mit Sicherheit alles erzählt, und Tissues und Beefy zogen nur eine Show ab, um den Dreckschweinen ihrerseits gehörig eins auszuwischen. Aber als Dusty wieder hineinging, hatten Gerard und seine beiden neuen besten Freunde den größten Spaß miteinander.
    »Der Typ ist echt total irre!«, erklärte Tissues voller Hochachtung.
    »1983?«, fragte Beefy.
    »Sieger war Kiwi«, antwortete Gerard. »Geritten von Johnny Cassidy. Gewicht dreiundfünfzig Kilo.«
    »Tut mir leid, wenn ich die Runde auflöse, aber ich muss mich aufs Ohr hauen. Gerard?«
    »Gerard geht

Weitere Kostenlose Bücher