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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Hunden wurden die Augen ausgerissen.
Häuser in Brand gesteckt. Dann sexuelle Geschichten. Kleine Mädchen, meistens Aborigines, die auf dem Spielplatz missbraucht wurden. Das meiste hat man Gardner angelastet. Aber Ali ist sicher, dass Gardner mit Sex nie was am Hut hatte. Wenn er sich mit seinen Kumpels über dem Playboy einen abgewichst hat, ist Gardner die Milchrunde abgelaufen und hat bei den Leuten das Milchgeld einkassiert. Brian Jonsberg dagegen hatte mit Sex sehr wohl was am Hut. War geradezu besessen davon, sagt Ali. Sex und Gewalt. Nur war Jonsberg unendlich viel schlauer als Gardner. Hat sich kein einziges Mal erwischen lassen.«
    »Gardner hat mit Sex nie was am Hut gehabt«, wiederholte Dusty. »Das hat er dir gesagt?«
    »Das hat er mir gesagt.«
    Vor zwei Jahren hatte Dusty im Büro des Commanders gestanden und zu Geoff praktisch das Gleiche gesagt.
    »Ich glaube nicht, dass es Gardner war«, hatte sie erklärt.
    »Inwiefern?«
    »Er ist kein Sexualtäter.«
    Dusty hatte vier Jahre mit Sexualdelikten zu tun gehabt, sie kannte diese Täter. Sie wusste, wie es war, sich ihre schmutzigen Geschichten anzuhören - jedes Wort eine Anzüglichkeit. Wusste, wie es war, sich von ihren Blicken ausziehen zu lassen, sich von ihren Blicken vögeln zu lassen, während sie unter dem Tisch an sich herummachten.
    Gardner war nicht so.
    Und nun war Dusty am ganzen Körper wie elektrisiert - war das der Durchbruch, den sie sich so gewünscht hatte?
    »Dann lass uns sofort mehr über Brian Jonsberg in Erfahrung bringen.«
    »Seine Mutter lebt noch hier«, sagte Gerard. »Hinter der
Tankstelle links, dann die dritte rechts, das Haus mit dem EH Holden im Vorgarten. Angeblich nicht zu verfehlen.«
    Dusty hatte sich bereits in Bewegung gesetzt. »Na los, Gerard, gehen wir!«
    Als sie nach der Tankstelle links abbogen, wollte Dusty wissen: »Wie konntest du dir das überhaupt alles merken, bei der Menge Bier, die du gesoffen hast?«
    »Indem ich eben nicht so viel getrunken habe.«
    »Das war alles nur gespielt?«
    Gerard schüttelte den Kopf. »Nein, was mich umgehauen hat, waren die Bongs.«
    »Du rauchst Yarndi ?«
    »Jetzt schon.«
    Und das konnte nun wirklich kein schlechtes Kraut gewesen sein. Die Bergarbeiter verdienten die fette Kohle, die Aborigines sackten fette Tantiemen ein, hier konnte man sich das Beste vom Besten leisten: fiese Hydrokulturen, die einem das Gehirn Neuron um Neuron einzeln zerlegten. Dustys Wertschätzung für Gerard stieg deutlich.
    An der dritten Straße bogen sie rechts ab. Dies war das alte Kanulla, abgewirtschaftet und heruntergekommen. Bis hierher würden die Wohltaten der Mine niemals reichen. Die meisten der gemauerten Häuser waren verlassen, bestanden nur noch aus den Grundmauern oder waren mit Brettern vernagelt.
    Bei Nummer 7 aber gab es Hinweise auf Leben - der EH Holden in der Zufahrt und die wie zum Hohn auf das völlig verrostete Blechdach genietete Satellitenschüssel.
    Dusty und Gerard stiegen aus und näherten sich dem Haus. Der Holden hatte platte Reifen, aber dafür tauchte hinter dem Seitenfenster das Gesicht eines Mädchens auf,
es mochte vielleicht fünf oder sechs sein. Ihre Lippen waren mit Lippenstift verschmiert, die Augen mit Mascara verschattet, und die Stirn zierte ein Diadem aus dem Ramschladen.
    »Hallo«, sagte sie. »Ich bin eine Prinzessin, und das ist mein Schloss.«
    »Das ist ein prächtiges Schloss, und du bist eine wunderschöne Prinzessin«, sagte Dusty.
    »Wie heißt ihr?«, fragte das Mädchen.
    »Ich bin Dusty, und das ist mein Freund Jezza.«
    Das Mädchen kletterte aus dem Wagen und lächelte Dusty an. Sie trug ein zerschlissenes Feenkleidchen mit einem zerschlissenen Feenflügelpaar. Ihr Schmuck glitzerte in der Sonne: das Talmifunkeln der Plastikjuwelen am Diadem. Das Schimmern der Armringe. Und, um ihren Hals, eine goldene Kette. Sie war zu groß für sie und baumelte herab, und das kleine Kreuz hing ihr fast über den Nabel.
    »Eine hübsche Kette hast du da«, sagte Dusty.
    »Du aber auch«, erwiderte die Kleine und zeigte auf die Uhrkette um Dustys Hals.
    »Wie wär’s, wenn wir tauschen?«, schlug Dusty vor.
    Das Mädchen grinste breit und zeigte die lippenstiftverschmierten Zähne. »Okay«, sagte sie und zog die Kette über den Kopf.
    »Chantay, wer ist da?«, rief jemand hinter dem Haus.
    »Nette Leute, Nana.«
    Dann erschien eine Frau in schwarzen Leggins, mit einem Schlabber-T-Shirt und einer Zigarette in der Hand. Dusty erkannte sie

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