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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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vergleichbar war.
    »Cazaly heute nix gut«, sagte sie und zog dabei die Vokale derart in die Länge und ging am Satzende mit dem Ton derart in die Höhe, dass es schon fast wie die Parodie eines tiefaustralischen Akzents klang.
    Angefangen hatte es als Witz, diese Cazaly-Geschichte. Trigger hatte den Spitznamen in den Achtzigern von seinen Mitspielern bei den Swans, Sydneys berühmtem Australian-Football-Club, verpasst bekommen, als die Sporthymne gerade populär geworden war.
    Rauf jetzt, Cazaly, hinein in den Kampf,
    Raus da und auf sie, zeig deine Kraft.
    Dabei hatte das Ganze nichts mit seinem sportlichen Können, sehr viel aber mit seiner Lust auf Sex zu tun. Für sie war
er genau wie Cazaly, entweder »da oben« oder gerade auf dem Weg nach »da oben«. Der Spitzname war ihm allerdings nicht lange geblieben, nur etwa so lange, wie er sich in der ersten Liga hatte halten können, dann nannten ihn alle wieder wie seit der Kindheit schon: Trigger. Aber Cazaly, das hatte was, und deshalb hatte er den Namen nicht ganz und gar aufgegeben. Nur befand sich Cazaly im Augenblick alles andere als »da oben«. Er glich eher einem italienischen Fußballer, der sich im Strafraum krümmt und darauf wartet, dass der Schiedsrichter pfeift und ihn mit dem die Weltmeisterschaft entscheidenden Elfmeter belohnt. Aber wem oder was konnte Trigger die Schuld zuschieben? Jedenfalls nicht der Hitze - die Klimaanlage bei Ruby’s war erstklassig. Auch dem Bett nicht, das war einigermaßen bequem, und die Bezüge waren für einen Puff überraschend sauber. Am Alkohol lag es nicht, mehr als ein, zwei Bier hatte er nicht intus, Drogen schieden ebenfalls aus, er hatte seit mindestens einer Woche keinen mehr durchgezogen. Und an Noi konnte es definitiv nicht liegen - sie hatte sich Cazalys mit ihrer ganzen Professionalität angenommen und ihn mit Hand und Mund gleichermaßen intensiv bearbeitet. Okay, an ihre neuen Titten hatte er sich immer noch nicht gewöhnt, die erinnerten ihn irgendwie an die Saucen-Kunststoffbeutel vom Fish-and-Chips-Stand, und was ihren Brazilian anging, auch mit dem war er nicht so ganz glücklich - genau wie Shane Warne war es Trigger lieber, wenn etwas Gras auf dem Schlagmal war. Aber all das war es nicht. Nein, das Problem war, wie mit fast allem in Triggers Leben, dieses Scheiß-Darwin.
    »Oki, Noi Tricko holen?«, schlug Noi vor.
    »Warte. Ich will dich was fragen.«
    »Was?«

    »Würdest du noch mal mit mir zusammenarbeiten?«
    Football-Spieler. Echter Kerl. Uraustralier. Kumpel. Das waren die Worte, mit denen Trigger sich beschrieben hätte. Zuhälter dagegen kam ihm nicht ganz so leicht über die Lippen. Nicht zuletzt wegen der Assoziation von geschmacklosen Klamotten und protzigen Klunkern. Er sah sich eher als Vermittler, als einer, der es ermöglichte, dass zwei Parteien mit einer sich gegenseitig ergänzenden Interessenlage - Sex und Geld - zueinanderfanden. Außerdem hatte er das bis jetzt erst zweimal gemacht, beide Male für Football-Mannschaften beim Auswärtsspiel, und betrachtete es als einen Nebenjob, um sein Einkommen ein wenig aufzubessern, ein Einkommen, das massiv in den Keller gerauscht war, seit Channel 9 ihm den Kommentatorenvertrag nicht verlängert hatte.
    »Nur Seck. Noi nix machen Show!«, erklärte Noi noch schriller als sonst.
    Beim letzten Mal hatte einer der Spieler, der Ruckman, wenn Trigger das noch richtig im Kopf hatte, ein paar Tischtennisbälle hervorgezaubert und Noi aufgefordert, den Jungs doch mal zu zeigen, was sie damit alles anstellen konnte. Natürlich hatte sie sich dagegen verwahrt, schließlich war sie keine von diesen thailändischen Nutten.
    »Keine Frage, Noi nix machen Floor-Show«, versprach Trigger.
    »Wieder Football?«, fragte Noi.
    »Nein«, sagte Trigger. »Keine Football-Mannschaft.«
    Leider, fand Trigger. Football-Spieler waren eine sichere Bank. Sie waren, quasi von Natur aus, Männer, die gezielt auf den Körper gingen. Und da Amateurmannschaften wie denen, die Triggers Vermittlerdienste in Anspruch genommen hatten, eben der Hey-dich-kenn-ich-doch-vom-Fernsehen-Bonus
der Profis fehlte, mussten sie zahlen, wenn sie auf den Körper wollten. Aber eine Gruppe Vietnamveteranen?
    »Wie fill?«, wollte Noi wissen.
    Tank, Triggers Kontaktmann, hatte ihm hoch und heilig mindestens zehn Freier versprochen. Bei zweihundert die Nummer machte das zwei Riesen.
    »Einen Tausender Minimum.«
    Noi beschäftigte sich gedankenverloren mit Cazaly und schob zärtlich die

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