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Vor dem Sturm (German Edition)

Vor dem Sturm (German Edition)

Titel: Vor dem Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesmyn Ward
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mit.« Er drehte die Machete zwischen den Fingern und warf sie Marquise zu, der sie am Griff auffing und beinahe fallen ließ.
    »Alles in Ordnung, Mister Claude?«, fragte Big Henry Daddy.
    Jede Linie in Daddys Gesicht, seine Schultern, sein Hals, seine Schlüsselbeine, seine Unterarme schienen in einem Netz gefangen zu sein, das über den Boden schleifte.
    »Jo«, sagte Daddy. »Ich muss mich bloß mal kurz hinsetzen. Meine Hand.« Er brach ab. Big Henry nickte, legte eine seiner großen behutsamen Hände auf Daddys Rücken und geleitete uns durch die herumirrende Menge, die umgekippten Bäume und die Elektrokabel, die wie vergessene Angelschnüre herumhingen, zu seinem Haus. Er schaute sich über die Schulter zu mir um, und sein Blick war so sanft, so zaghaft und zärtlich, dass ich meine Geschichte gerne zu Ende erzählt hätte.
Ich bin schwanger
, wollte ich sagen. Aber ich tat es nicht.
    Zwischen den älteren Frauen mit Lockenwicklern, Hausschuhen und zu großen T-Shirts, den Mädchen in Sweatpants und Trägerhemdchen, den Jungs auf ihren Fahrrädern und den Männern,die in Grüppchen beisammen standen und aufeinander oder auf den Himmel zeigten, sah ich Manny. Er saß hinten auf einem silberweißen Pick-up, der halb auf der Straße stand, umgeben von abgerissenen Baumkronen. Er starrte über die Menge hinweg zu uns herüber, und von so weit weg bestand er nur aus muskulösen Schultern, goldener Haut und pechschwarzen Augen. Seine Brust und seine Beine waren mit Schlamm verschmiert. Er hob einen Unterarm zu einem kurzen, steifen Gruß. Randall beugte sich zu mir hinüber, während er Daddys und Big Henrys Rücken beäugte.
    »Ist er’s?«, flüsterte er.
    Ich nickte und schaute zu Boden.
    »Ich wusste, dass du in ihn verknallt warst, aber –« Randall räusperte sich. »Ich hätte nicht gedacht, dass er drauf eingeht.«
    »Ich wollte es«, sagte ich.
    »Ich schlag ihm die Fresse ein«, sagte Randall. Die Worte kamen zischend aus ihm heraus.
    Ein Mädchen löste sich aus der Menge, setzte sich neben Manny auf die Ladefläche des Wagens und legte den Kopf an seine Schulter. Shaliyah. Manny saß steif neben ihr und schaute weiter zu mir herüber, und zu Randall, wartete auf ein Winken, ein Nicken, irgendwas. Ich schob die Hand in Randalls Armbeuge, und Juniors Beine rieben über meinen Handrücken. Seine Haut, und Randalls Haut, war warm; ich ging so, dass Randall mein Schutzschild war, meine warme Decke, mein Bruder.
    »Nein, Randall«, sagte ich. »Das brauchst du nicht, das hab ich schon selbst getan.«
    Randall schnaubte verächtlich, aber er setzte Junior nicht ab, sondern drückte seinen Unterarm an seine Taille, klemmte meinen Arm unter seinen und zog mich mit sich. Wir gingen zusammen bis vor Big Henrys Haustür.
    Big Henrys Mutter, Miss Bernadine, ist halb so groß wie BigHenry, hat breite Hüften und schmale Schultern, und ich weiß jetzt, woher er die sanften Hände hat. Sie packte Daddy in dem dunklen, heißen Haus aufs Sofa, wickelte im Licht der offenen Tür und der offenen Fenster seinen Verband ab, machte seine Hand sauber und wickelte sie wieder ein. Ihre Hände waren klein und flink wie Nachtigallen, und ebenso leicht. Sie machte Schmalzfleisch-Sandwiches, und als einer ihrer Brüder einen kleinen Generator herüberbrachte, schloss sie mit einer Verlängerungsschnur den Kühlschrank und einen kleinen Ventilator daran an, den sie im Wohnzimmer ins Fenster stellte und auf Daddys Gesicht richtete, das grau und verzerrt aussah.
    Marquise war zum Haus hochgerannt, um nach Skeetah zu suchen. Er hatte seinen Hund mitgenommen: Lala glänzte wie zerlassene Butter, unberührt vom Chaos des Hurrikans. Er sagte, als er zum Haus kam, hörte Skeetah seinen Hund bellen und kam aus dem Wald. Skeetah trug nasse, schlammige Shorts, die er aus dem Hauswrack geholt hatte, war aber immer noch barfuß. Als Marquise ihn überreden wollte, mit zu Big Henry zu kommen, hatte er Marquise um sein Feuerzeug gebeten und gesagt, er würde draußen beim Haus campen, weil er auf China warten wollte. Marquise hatte versucht, es ihm auszureden, aber Skeetah hatte ihn gar nicht beachtet, deshalb war Marquise schließlich weggegangen. Als Marquise uns das erzählte, kaute er auf der Innenseite seiner Wange herum und sah aus, als schäme er sich, weil es ihm nicht gelungen war, Skeetah mit nach Bois zu bringen. »Er ist stur«, sagte Randall. »Du kannst ihn nich zwingen, wenn er nich will.«
    In dieser Nacht, als Leute mit

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