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Vor dem Sturm (German Edition)

Vor dem Sturm (German Edition)

Titel: Vor dem Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesmyn Ward
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den Schuppen geschlichen hat, wenn wir mit China draußen waren, ob er schon öfter mit ihnen gespielt hat.
    »Können wir heute in den Park gehen?«, fragt er. Daddy schlägt zweimal gegen den Stall und flucht. Er ist verkatert. Erwird böse sein. Ich ziehe den Deckel der Würstchendose ab, nehme eins raus und reiche es Junior. China rollt sich zur Wand, um ihren Welpen im Schlaf zu entkommen, so gut es geht, und ich nicke.
    »Ja, können wir machen.«
    Als wir kleiner waren und Mama uns morgens zur Schule wecken musste, hat sie uns immer zuerst am Rücken berührt. Und wenn sie spürte, wie wir uns unter ihren Händen wanden, uns auf den Morgen zubewegten, sagte sie mit sanfter Stimme, wir müssten aufwachen, es sei Zeit für die Schule. Nachdem sie gestorben war, musste Daddy uns wecken, aber er hat uns nicht angefasst. Er hat neben unserer Zimmertür laut an die Wand geklopft und gebrüllt:
Aufwachen
. Als Skeetah in einem schwarzen Muscle-Shirt und Jeans-Shorts wieder zum Schuppen kommt, schwitzt er bereits. Er weckt China so, wie Mama uns geweckt hat. Die Welpen rollen von ihm weg. Er setzt sie in eine größere Kiste, wo sie sich unbeobachtet wälzen und mit den Pfoten kratzen.
    »Sie muss aufstehen«, sagt Skeet. Als wir ihm sagen, dass wir in den Park gehen, hat er einen Entschluss gefasst. »Sie muss es ausschwitzen.«
    Skeetah legt China eine Leine an, hebt sie hoch und wirft sie sich über die Schulter. Ihre Hinterbeine baumeln zwischen seinen Oberschenkeln, sodass er nur schwer laufen kann. Das hat er nicht mehr gemacht, seit sie ein Welpe war. Damals hing sie lächelnd über seiner Schulter und leckte das Salz von seinen Ohren und seinem Nacken. Jetzt runzelt sie mit halb geschlossenen Augen die Stirn, döst mit nickendem Kopf ein. Eine dünne Speichelspur hängt bis auf seinen Rücken hinunter. Skeetah schiebt China immer wieder hoch, und erst als wir ums Haus herum sind, eine alte Badewanne und die Karosserie eines Autos, das ich nie habe fahren sehen, umrundet haben und über den Graben auf denausgefransten Asphalt der Straße gesprungen sind, setzt er sie ab. Kiefern wiegen sich auf beiden Seiten im plötzlich aufkommenden Wind, und China schwankt mit ihnen. Sie zittert. Ihr weißes Fell hat Skeetahs hart aussehende Schultern mit Staub bedeckt. Er runzelt die Stirn. Er zerrt an ihrer Leine.
    »Komm schon.«
    Junior stößt mich in die Rippen.
    »Bin gleich wieder da«, sagt Junior, und dann rennt er zum Haus zurück.
    China blickt ihm geistesabwesend nach. Skeetah zerrt noch einmal an ihrer Leine und geht los. Sie setzt sich mühsam in Bewegung und trottet hinter ihm her. Die Kette zieht an ihren Ohren, umringt ihren Kopf wie ein Würgeisen. Skeetah läuft leicht gebückt und schaut sich nicht um. Ein Habicht kreist über uns, lässt sich von einem Luftstrom tragen. Spiralförmig schwebt er abwärts und verschwindet flügelschlagend in den fedrigen Baumwipfeln. Unser Haus hat die Farbe von Rost und ist unter den Eichen und hinter all dem Schrott beinahe unsichtbar, so schief wie es steht. Die Zementblöcke, auf denen es ruht, haben die Farbe des Sandes. Ich folge Skeetah, der so schnell geht, dass seine Gestalt in der Mittagshitze schon verschwimmt. Ich erwarte, dass Junior mit einem Ball wiederkommt, aber dann höre ich das Knirschen und Mahlen von Fahrradreifen und sehe, wie er die Straße entlangstrampelt, im Stehen. Das schwerfällige schwarze Rad wackelt bei jedem Tritt. Es ist selbst für Junior zu klein. Als er mit einem Schlenker neben mich fährt, sehe ich, dass es keinen Sattel hat. Deshalb fährt er im Stehen. Ich lache.
    »Wo hast du das denn her?«
    »Gefunden«, keucht Junior. Sein Lächeln ist mehr wie ein Ausatmen, und dann keucht er noch mal und steuert von mir weg, um im Kreis um Skeetah herumzufahren. China, die normalerweise jeden Fahrradfahrer jagt, trottet nur langsam weiter und beachtetJunior gar nicht. Skeetah seinerseits beachtet sie nicht, sondern läuft geradeaus weiter, mit krummem Rücken, ein verkrampfter, besorgter Strich in der Landschaft. Die Leine bleibt straff. Ich renne, um sie einzuholen.
    Während wir ins Zentrum von Bois Sauvage laufen, weg von unserem Pit, erscheinen nach und nach die Häuser, anfangs vereinzelt hinter Bäumen versteckt, dann näher aneinander stehend, bis es nur noch kleine Waldstücke sind, die sie voneinander trennen. Wir gehen an Big Henrys unangemessen schmalem Haus vorbei. Marquises kleines rosa Häuschen, das nur drei Fenster hat, steht

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