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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nötig, ihn zu fesseln und
    seinen Mund zu schließen. Es genügte vielmehr, daß ihn
    zwei Matrosen, der eine am Kopf, der andere an den Füßen
    packten und ihn so zum Boot trugen, das unter der Obhut
    des Obersteuermanns der Goélette am Ufer lag.
    Das geschah denn auch in kürzester Zeit.
    Kapitän Spade verließ das Zimmer als letzter, löschte die
    Lampe darin aus und verschloß die Tür. So durfte er anneh-
    men, daß die Entführung nicht vor dem nächsten Morgen
    entdeckt wurde, oder daß das doch mindestens bis zu den
    ersten Frühstunden dauerte.
    In gleicher Weise wie der Kranke wurde auch Gaydon
    weggeschafft, was nun keine Schwierigkeit machte. Die bei-
    den anderen Seeleute hoben ihn auf und trugen ihn durch
    den Garten zu der Tür in der Mauer.
    In diesem Teil des gänzlich verlassenen Parks herrschte
    tiefste Finsternis. Man sah von hier aus und den Hügel hi-
    nauf nicht einmal den Lichtschein aus den Hauptgebäuden
    und den anderen Pavillons von Healthful House.
    Vor der Tür angelangt, brauchte Kapitän Spade diese nur
    aufzuschlagen.
    Die beiden Leute, die den Pfleger trugen, durchschritten
    sie zuerst. Dann wurde Thomas Roch auf den Armen der
    beiden andern hinausgeschafft. Endlich ging auch Kapitän
    Spade hinaus und verschloß die Pforte mit dem richtigen
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    Schlüssel, den er ins Wasser der Neuze werfen wollte, wenn
    er sich wieder im Boot von der ›Ebba‹ befand.
    Auf dem Weg und am Ufer befand sich keine Seele.
    Nach 20 Schritten waren alle schon bei dem Obersteu-
    ermann Effrondat, der hier am Abhang sitzend gewartet
    hatte.
    Thomas Roch und Gaydon wurden im Heck des Bootes
    niedergelegt, und zuletzt nahm auch Kapitän Spade wieder
    Platz.
    »Schnell den Dregganker herein!« befahl er dem Ober-
    steuermann.
    Dieser gehorchte dem Befehl, stieß das Fahrzeug etwas
    ab und stieg selbst ein.
    Die vier Riemen tauchten ins Wasser und das Boot glitt
    auf die Goélette zu. Eine Laterne am Fockmast zeigte ihre
    Lage an. Unter der steigenden Flut hatte sich das Schiff un-
    terdessen gedreht.
    2 Minuten später lag das Boot schon mit der ›Ebba‹ Bord
    an Bord.
    Graf d’Artigas lehnte auf der Schanzkleidung neben de-
    ren Lücke, die zur Außentreppe führte.
    »Ist’s gelungen, Spade?« fragte er hinunter.
    »Vollständig.«
    »Alle beide! . . . Der Wächter und der Bewachte!«
    »In Healthful House hat niemand Verdacht geschöpft?«
    »Kein Mensch.«
    Es war nicht anzunehmen, daß Gaydon, dem die Binde
    die Ohren und beide Augen verschloß, die Stimmen von
    — 55 —
    Graf d’Artigas und Kapitän Spade hätte wiedererkennen
    können.
    Wir fügen hier auch ein, daß weder er noch Thomas
    Roch unmittelbar an Bord der Goélette gehievt wurden.
    Längs des Schiffsrumpfs ließ sich vielmehr ein Geräusch
    wie vom Anstreifen eines Gegenstands vernehmen, und es
    verging eine halbe Stunde, ehe Gaydon, der seine Kaltblü-
    tigkeit unverändert bewahrt hatte, fühlte, daß er von neuem
    aufgehoben, in die Höhe gezogen und dann zum Grund des
    Laderaums hinabgelassen wurde.
    Die Entführung war gelungen; es schien, als ob die
    ›Ebba‹ nur noch die Anker zu lichten brauchte, das Strom-
    becken hinabzugleiten und nach dem Pamplico-Sund hin-
    zusteuern, um das hohe Meer zu erreichen. Dennoch wurde
    an Bord nichts unternommen, was auf eine Abfahrt des
    Schiffes deutete.
    Es mochte zwar gewagt erscheinen, an dem Ort zurück-
    zubleiben, wo im Lauf des Abends die Doppelentführung
    ausgeführt worden war; Graf d’Artigas hatte seine Gefan-
    genen aber so geschickt verbergen lassen, daß sie nicht ent-
    deckt werden konnten, auch wenn die ›Ebba‹, deren Still-
    liegen ganz in der Nähe von Healthful House verdächtig
    erscheinen konnte, von Polizeibeamten aus New Berne
    durchsucht werden sollte.
    Jedenfalls schliefen, 1 Stunde nach der Rückkehr des
    Bootes – mit Ausnahme der Leute, die auf dem Bug wach-
    ten – die übrigen Mannschaftsmitglieder in ihrem Raum,
    Graf d’Artigas, Serkö und Kapitän Spade in ihren Kabinen
    — 56 —
    an Bord der Goélette, die unbeweglich auf dem stillen Mün-
    dungsbecken der Neuze lag.
    4. KAPITEL
    Die Goélette ›Ebba‹
    Erst am folgenden Morgen und ohne besondere Eile began-
    nen auf der ›Ebba‹ die Vorbereitungen zur Abfahrt. Von der
    Spitze des Kais von New Berne aus konnte man sehen, wie
    die Matrosen nach dem üblichen Scheuern des Decks die
    Segel aus ihren Hüllen zogen, unter Leitung des Obersteu-
    ermanns Effrondat die Beschlagleinen

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