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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Mauern
    einer Bastion durch die schweren Geschosse der modernen
    Artillerie niederzulegen.
    Das betreffende Geschwader sammelte sich am Eingang
    zum Chesapeake in Virginia und steuerte dann nach dem
    Archipel, vor dem es am Abend des 17. November eintraf.
    Am nächsten Tag setzte sich das für den ersten Angriff
    bestimmte Schiff in Gang. Es war noch 4 1/2 Seemeilen von
    dem Eiland entfernt, als drei seltsame Geschosse, die zuerst
    darüber hinsausten, in ihrer Bahn umkehrten, es von hin-
    ten einholten, in 50 Meter Entfernung explodierten und es
    innerhalb weniger Sekunden versenkten.
    Die Wirkung der Explosion, infolge einer furchtba-
    ren Aufwühlung der Luftschichten, einer Erschütterung
    der ganzen Atmosphäre, die alles übertraf, was man bisher
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    mit neuen Sprengstoffen zu erzielen vermochte, war eine
    fast augenblickliche gewesen. Die vier zurückgebliebenen
    Kriegsschiffe litten trotz der Entfernung, in der sie sich be-
    fanden, noch immer etwas von dem weitreichenden Rück-
    schlag.
    Aus dieser urplötzlich hereingebrochenen Katastrophe
    ließen sich zwei Folgerungen ableiten:
    1. Der Seeräuber Ker Karraje verfügte über den Fulgu-
    rator Roch.
    2. Die neue Höllenmaschine besaß die zerstörerische
    Kraft, die der Erfinder ihr zuschrieb.
    Nach dem Verschwinden des vorausgedampften Kreu-
    zers setzten die anderen Schiffe ihre Boote aus, um viel-
    leicht noch einzelne zu retten, die jenes Unglück überlebt
    hatten und sich an Trümmern festhielten.
    Darauf tauschten die Schiffe untereinander Signale aus
    und steuerten dann auf das Eiland Back-Cup zu.
    Das schnellste von ihnen, der französische Kreuzer ›Ton-
    nant‹, setzte sich unter Volldampf an ihre Spitze, während
    die andern mit ihren Feuern erhöhten Druck erzeugten, um
    es bald einzuholen.
    Die ›Tonnant‹ drang eine halbe Seemeile weit in die Zone
    ein, die durch die Explosion furchtbar aufgewühlt worden
    war, ohne Beachtung der Gefahr, auf ähnliche Weise zer-
    stört werden zu können. In dem Augenblick, wo sie so ma-
    növrierte, um ihre schweren Geschütze richten zu können,
    hißte sie die Trikolore.
    Von der Kommandobrücke aus konnten die Offiziere die
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    auf den Uferfelsen des Eilands verstreute Bande Ker Karra-
    jes erkennen.
    Die Gelegenheit schien günstig, das ganze Gesindel zu
    vernichten, wenn es gelang, ihren bisherigen Schlupfwin-
    kel zusammenzuschießen. Die ›Tonnant‹ gab also ihre ers-
    ten Lagen ab, die die sofortige Flucht der Seeräuber in das
    Innere von Back-Cup zur Folge hatten.
    Wenige Minuten später wurde die ganze Luft durch
    ein solches Donnerkrachen erschüttert, daß man fürchten
    mußte, das Himmelsgewölbe werde über dem Atlantischen
    Ozean zusammenbrechen.
    Anstelle des Eilands fand sich nur noch ein Haufen rau-
    chender Felsstücke, die wie das Geröll einer Lawine über-
    einander herunterstürzten . . . statt der umgekehrten Tasse
    die zerbrochene Tasse! – Anstelle Back-Cups ein Gewirr
    von Klippen, über die das von der Explosion zur gewalti-
    gen lokalen Sturmflut aufgepeitschte Meer brausend hin-
    wegschäumte.
    Was war die Ursache für diese Explosion gewesen? Hat-
    ten sie die Seeräuber, die nun die Unmöglichkeit jeder Ver-
    teidigung erkannten, freiwillig herbeigeführt?
    Die ›Tonnant‹ war von einzelnen Trümmern des Eilands
    nur ganz leicht getroffen worden. Ihr Befehlshaber ließ die
    Boote aufs Meer setzen, sobald es sich einigermaßen beru-
    higt hatte, und sie ruderten auf das zu, was von Back-Cup
    noch über das Wasser emporragte.
    Nachdem die Mannschaften unter Führung ihrer Offi-
    ziere gelandet waren, durchsuchten sie die Trümmer, die
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    jetzt mit der nach den Bermudas verlaufenden Klippen-
    reihe verschmolzen.
    Hier fanden die Leute einige schrecklich verstümmelte
    Leichen, abgerissene Gliedmaßen . . . blutige Massen von
    Menschenfleisch . . . Von der Höhle war nichts mehr zu se-
    hen. Alles lag unter ihren Ruinen begraben.
    Ein einziger Körper wurde noch ziemlich unverletzt auf
    dem nordöstlichen Teil des Riffkranzes aufgefunden. Ob-
    gleich dieser Körper nur noch ganz schwach atmete, nährte
    man doch die Hoffnung, ihn wieder ins Leben zurückru-
    fen zu können. Auf der Seite liegend, hielt seine zusammen-
    geballte Hand ein Schreibheft, das mit einer unvollendeten
    Zeile abschloß.
    Der französische Ingenieur Simon Hart war es, den man
    an Bord der ›Tonnant‹ schaffte. Trotz aller ihm gewidmeten
    Sorgfalt gelang es jedoch

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