Vor der Flagge des Vaterlands
Vergnügungsyachten üblich ist. Über
dem Hackbord wehte keine Flagge; nur am Topp des Groß-
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masts flatterte ein leichter roter Wimpel noch ein wenig im
abflauenden Ostwind.
Graf d’Artigas und Kapitän Spade nahmen in dem Boot
Platz. Vier Ruder hatten sie innerhalb weniger Minuten zur
Goélette befördert, die sie von der Leiter an der Seite aus
bestiegen.
Graf d’Artigas zog sich in seine Kabine unter dem Hin-
terdeck zurück, während sich der Kapitän nach dem Vor-
derdeck begab, um seine letzten Befehle zu erteilen.
Nah am Bug angelangt, beugte er sich über die Schanz-
kleidung des Steuerbords hinaus und suchte nach einem
Gegenstand, der in einer Entfernung von wenigen Faden
im Wasser schaukelte.
Es war eine Bake von geringer Größe, die von der Ebbe-
strömung in der Neuze bewegt wurde.
Jetzt kam langsam die Nacht. Am linken Ufer des viel-
fach gewundenen Flusses begann die unbestimmte Silhou-
ette von New Berne allmählich zu verschmelzen; die Häuser
hoben sich dunkel vom Horizont ab, den vom Rand einer
Wolkenbank im Westen noch ein roter Feuerstreif erhellte.
An der entgegengesetzten Seite verhüllte sich der Himmel
mit dichtem Dunst. Ein Regenfall schien jedoch kaum be-
vorzustehen, denn der Dunst hielt sich am Himmel in be-
trächtlicher Höhe.
Gegen 7 Uhr blinkten in den verschiedenen Höhenlagen
der Häuser von New Berne die ersten Lichter auf, während
die aus den niedrigen Stadtteilen sich in langen Zickzack-
linien kaum unter der Wasseroberfläche widerspiegelten,
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da der Wind sich gegen Abend mehr und mehr legte. Sanft
glitten die Fischerbarken stromauf nach Einschnitten am
Ufer, wobei die einen mit ihren aufgezogenen Segeln noch
den letzten Lufthauch zu nutzen suchten und die anderen
von Riemen bewegt wurden, deren kurzer, rhythmischer
Schlag weithin über das Wasser tönte. Auch zwei Damp-
fer zogen vorüber, aus deren doppelten, mit schwärzlichem
Rauch gekrönten Schornsteinen Funkengarben emporwir-
belten, während die Schaufeln ihrer Räder mächtig ins Was-
ser einschlugen und sich der Schwengel der Maschine, fau-
chend wie ein Seeungeheuer, über dem Spardeck auf und
ab bewegte.
Um 8 Uhr erschien Graf d’Artigas wieder auf Deck der
Goélette, jetzt aber begleitet von einem etwa 50jährigen
Mann.
»Es ist nun Zeit, Serkö«, redete er diesen an.
»Ich werde Spade benachrichtigen«, antwortete Serkö.
Der Kapitän kam heran.
»Mach dich zur Abfahrt fertig«, sagte Graf d’Artigas zu
ihm.
»Wir sind bereit.«
»Nimm dich aber in acht, daß niemand in Healthful
House etwas bemerkt und den Verdacht schöpft, daß Tho-
mas Roch und sein Pfleger an Bord der ›Ebba‹ geschafft
worden sei.«
»Wo man sie auch beim eifrigsten Nachforschen nicht
finden würde!« fügte Serkö hinzu.
Verschmitzt lächelnd zuckte er dabei mit den Schultern.
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»Immerhin ist es besser, überhaupt keinen Verdacht auf-
kommen zu lassen«, erwiderte Graf d’Artigas.
Das Boot wurde klargemacht. Der Kapitän und fünf
Mann stiegen hinein. Vier der Männer ergriffen die Riemen.
Der fünfte, der Obersteuermann Effrondat, der das Boot
lotsen sollte, setzte sich ans Steuer neben Kapitän Spade.
»Glück auf den Weg, Spade«, rief Serkö lachend, »und
erledige alles hübsch ruhig, wie ein Liebender, der seine
Schöne entführt . . .«
»Ja, falls nicht jener Gaydon . . .«, meinte Effrondat.
»Nun, das versteht sich«, erwiderte Kapitän Spade.
Das Boot stieß ab und die Matrosen blickten ihm nach,
bis es in der Dunkelheit verschwand.
Wir fügen hier ein, daß die ›Ebba‹, während sie auf die
Rückkehr des Bootes wartete, keinerlei Vorbereitungen zur
Abfahrt traf. Jedenfalls wollte sie den Ankerplatz von New
Berne auch nach der Entführung nicht sofort verlassen.
Übrigens hätte sie jetzt gar nicht aufs hohe Meer gelangen
können. Man fühlte nicht den leisesten Lufthauch mehr,
und vor Ablauf einer halben Stunde mußte sich die Flut bis
auf einige Seemeilen die Neuze stromaufwärts bemerkbar
machen. Die Goélette stellte sich auch noch nicht senkrecht
über ihre Anker.
2 Kabellängen vom Ufer festgelegt, hätte sich die ›Ebba‹
bei 15 bis 20 Fuß Wassertiefe ihm noch mehr nähern kön-
nen, was das Anbordschaffen nach der Rückkehr des Boo-
tes beschleunigt hätte. Wenn sie dieses Manöver nicht aus-
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führte, geschah es, weil Graf d’Artigas seine Gründe hatte,
es nicht zu
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