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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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    Negerrasse, und vielleicht versteht er meine Sprache über-
    haupt nicht.
    Die Tür wird geschlossen; ich esse mit Appetit und ver-
    schiebe auf spätere Zeit alle Fragen, auf die man mich doch
    nicht immerfort ohne Antwort lassen konnte.
    Wiederum bin ich Gefangener, diesmal jedoch unter
    weit angenehmeren Verhältnissen, die sich, wie ich anneh-
    men darf, bis zum Eintreffen an unserem Bestimmungsort
    schwerlich ändern werden.
    Damit überlaß’ ich mich wieder meinen Grübeleien.
    Mein erster Gedanke ist: Graf d’Artigas war es, der diese
    — 109 —
    Entführungsgeschichte angezettelt hat, er ist der Urheber
    der Entführung Thomas Rochs, und ohne Zweifel ist der
    französische Erfinder in einer nicht weniger bequemen Ka-
    bine an Bord der ›Ebba‹ untergebracht.
    Doch wer ist eigentlich jene Persönlichkeit? . . . Woher
    kommt der Fremdling? Wenn er sich Thomas Rochs be-
    mächtigt hat, so will er sich doch, koste es, was es wolle, in
    den Besitz des Geheimnisses des Fulgurators bringen. Ei-
    nen andern Grund konnte er zu dem Gewaltakt nicht ha-
    ben. Ich muß mich also hüten, nicht zu verraten, wer ich
    bin, denn jede Aussicht auf Wiedererlangung meiner Frei-
    heit würde schwinden, wenn man über meine Person die
    Wahrheit erführe.
    Da gibt es Geheimnisse zu erforschen, Unerklärliches
    zu klären . . . Die persönlichen Verhältnisse dieses Grafen
    d’Artigas, seine Absichten für die Zukunft, die Richtung,
    der seine Goélette folgt, ihren Heimathafen, und auch diese
    Fortbewegung ohne Segel oder Schraube und mit einer
    Geschwindigkeit von mindestens 10 (See-)Meilen in der
    Stunde zu ergründen . . .
    Endlich, am Abend, dringt ein recht kühler Luftstrom
    durch die Lichtluke der Kabine. Ich schließe sie mit der
    Flügelschraube, und da meine Tür von außen verriegelt ist,
    scheint es mir das beste, mich auf das Lager zu strecken und
    bei den sanften Bewegungen dieser merkwürdigen ›Ebba‹
    angesichts des Atlantischen Ozeans einzuschlummern.
    Am nächsten Morgen steh’ ich früh auf, mache schnell
    Toilette, kleide mich an und warte.
    — 110 —
    Da fällt mir zuerst ein, nachzusehen, ob die Tür jetzt
    auch noch verschlossen ist.
    Nein, das ist nicht der Fall; ich stoße sie auf, klettere die
    eiserne Leiter wieder hinauf und befinde mich auf Deck.
    Auf dem Heck sind die Matrosen noch mit dem Scheu-
    ern beschäftigt, und zwei Männer – einer davon ist der Ka-
    pitän – unterhalten sich miteinander. Der Kapitän erscheint
    nicht überrascht, mich zu sehen, und macht den andern
    durch ein Zeichen auf mich aufmerksam.
    Dieser Zweite, den ich bisher noch nicht gesehen habe,
    war ein Mann von etwa 50 Jahren, mit schwarzem, doch
    mit einzelnen Silberfäden vermischtem Haar und Bart, von
    schlanker Gestalt, lebhaftem Blick und intelligentem Ge-
    sichtsausdruck. Er nähert sich dem hellenischen Typus, und
    ich konnte an seiner griechischen Abstammung nicht län-
    ger zweifeln, als ich ihn Serkö nennen hörte – Ingenieur
    Serkö, wie der Kapitän der ›Ebba‹ sagte.
    Der letztere heißt Spade – Kapitän Spade – und die-
    ser Name läßt an italienischen Ursprung denken. Also ein
    Grieche, ein Italiener und eine Mannschaft, die aus allen
    Winkeln der Erde hergeholt ist, eingeschifft auf einer Goé-
    lette mit norwegischem Namen – das alles zusammen muß
    doch sicher berechtigten Verdacht erregen.
    Und Graf d’Artigas mit dem spanischen Namen und
    dem asiatischen Typus . . . woher stammt der? . . .
    Kapitän Spade und Ingenieur Serkö sprechen mit ge-
    dämpfter Stimme. Der erstere beobachtet scharf den Mann
    am Steuer, der sich um die Angaben des Kompasses, der vor
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    seinen Augen in dem gewöhnlichen ›Häuschen‹ steht, nicht
    besonders zu kümmern scheint. Er folgt offenbar mehr den
    Zeichen, die ihm ein Matrose auf dem Vorderdeck gibt und
    auf die hin er mehr nach Steuerbord oder nach Backbord
    beidreht.
    Thomas Roch ist auch da, neben der kleinen Mann-
    schaftswohnung auf dem Verdeck. Er blickt hinaus auf das
    grenzenlose, verlassene Meer, das am Horizont von keiner
    Landlinie abgeschlossen wird. Doch konnte man denn bei
    dem Wahnsinnigen nicht auf alles gefaßt sein, sogar, daß er
    sich plötzlich über Bord stürzte? . . .
    Ich weiß nicht, ob es mir gestattet sein wird, mit meinem
    früheren Pflegebefohlenen aus Healthful House zu verkeh-
    ren.Während ich auf ihn zugehe, beobachten mich Kapitän
    Spade und Ingenieur Serkö, lassen mich aber gewähren.
    Ich

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