Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Schlepper der Goélette bestimmt,
    erst mehrere Seemeilen weiter draußen wieder auftauchen
    sollte. Mit Ausnahme der in das Geheimnis eingeweihten
    Personen glaubte aber jedermann, daß es infolge eines sei-
    nem Rumpf oder seiner Maschine zugestoßenen Unfalls
    wirklich untergegangen sei. An Bord der ›Ebba‹ heuchelte
    man eine schmerzliche Bestürzung, die an Bord der ande-
    ren Schiffe wirklich herrschte. Es wurden deshalb Sondie-
    rungen vorgenommen, längs des vermutlichen Wegs des
    Fahrzeugs Taucher hinuntergeschickt . . . vergebens; es er-
    schien nur zu gewiß, daß der Apparat in den Tiefen des At-
    lantischen Ozeans zugrundegegangen war.
    2 Tage darauf segelte Graf d’Artigas wieder ab, und 24
    Stunden später traf er mit dem Tug an der dafür vereinbar-
    ten Stelle zusammen.
    So kam Ker Karraje in den Besitz eines vortrefflichen
    Hilfsmittels für den doppelten Zweck, die Goélette im Not-
    fall zu schleppen und andere Schiffe anzugreifen. Mit die-
    sem furchtbaren Zerstörungswerkzeug, dessen Existenz
    niemand ahnte, konnte Graf d’Artigas seine alten Seeraub-
    — 187 —
    züge mit besserem Erfolg und sicherer vor Entdeckung wie-
    der aufnehmen.
    Diese Details hab’ ich von Ingenieur Serkö erfahren, der
    ebenso stolz auf sein Werk, wie offenbar sicher ist, daß der
    Gefangene von Back-Cup nie imstande sein wird, das Ge-
    heimnis zu verraten. Man begreift leicht, über welch große
    Offensivkraft Ker Karraje jetzt verfügte. In nächtlichem
    Dunkel stürzte sich der Tug auf die Schiffe, die in der An-
    wesenheit der Vergnügungsyacht ›Ebba‹ nichts Arges sehen
    konnten. Wenn er ihnen mit dem Rammsporn ein Leck bei-
    gebracht hatte, legte sich die Goélette neben sie, ihre Leute
    metztelten die Mannschaft nieder und plünderten die La-
    dung. So kam es, daß recht viele Schiffe in den Seeberichten
    nur noch unter der Rubrik ›Verschollen‹ aufgeführt wur-
    den.Nach der widerlichen Komödie in der Bucht von Charles-
    ton brandschatzte Ker Karraje nun 1 Jahr lang die Schiffe in
    den amerikanischen Gewässern des Atlantischen Ozeans.
    Die zusammengeraubten Schätze häuften sich zusehends.
    Waren, die er nicht selbst verwenden konnte, veräußerte er
    an entlegenen Plätzen und verwandelte die Erträge des See-
    raubs in Gold und Silber. Noch immer fehlte es ihm aber an
    einem sicheren und unbekannten Platz, wo die Piraten ihre
    Schätze bis zur Zeit der Teilung unterbringen konnten.
    Da kam ihm der Zufall zu Hilfe. Bei einer gelegentlichen
    Untersuchung des Meeres unterhalb der Oberfläche in der
    Nähe der Bermudas entdeckten der Ingenieur Serkö und
    der Maschinist Gibson am Fuß des Eilands den Tunnel, der
    — 188 —
    in das Innere von Back-Cup führte. Einen passenderen und
    gegen alle Nachforschungen besser gesicherten Zufluchts-
    ort hätte Ker Karraje gar nicht finden können. Damit wurde
    eines der Eilande des bermudischen Archipels, wo schon
    früher Seeräuber gehaust hatten, zum Schlupfwinkel einer
    noch weit gefährlicheren Bande.
    Nach der ›Inbesitznahme‹ von Back-Cup traf man hier
    die schon beschriebenen Einrichtungen für den Aufenthalt
    von Graf d’Artigas und seinen Komplizen. Ingenieur Serkö
    baute eine elektrische Kraftstation, ohne dabei auf Maschi-
    nen zurückzugreifen, deren Herstellung auswärts hätte Ver-
    dacht erregen können; er bediente sich vielmehr nur leicht
    zu montierender Batterien, die nur die Verwendung von
    Metallplatten und gewisser Chemikalien verlangten, die
    sich die ›Ebba‹ bei ihren Aufenthalten in Häfen der Verei-
    nigten Staaten verschaffte.
    Nach dem Vorhergehenden ist leicht zu erraten, was sich
    in der Nacht vom 19. zum 20. zugetragen hatte. Wenn der
    Dreimaster, der bei der Windstille seinen Platz nicht verlas-
    sen konnte, bei Tagesanbruch nicht mehr zu sehen war, so
    lag das daran, daß er von dem Tug gerammt, von der Goé-
    lette angegriffen, dann geplündert worden und mit seiner
    Besatzung schließlich untergegangen war. Und ein Teil sei-
    ner Ladung befand sich auch auf der ›Ebba‹, als jener in
    der unergründlichen Tiefe des Atlantischen Ozeans ver-
    schwand.
    Oh, in welche Hände bin ich gefallen! . . . Wie wird dieses
    traurige Abenteuer enden! Werd’ ich jemals dem Kerker auf
    — 189 —
    Back-Cup entfliehen, den falschen Graf d’Artigas anzeigen
    und die Meere von der Räuberhorde Ker Karrajes befreien
    können?
    Und so furchtbar er schon ist, wird das nicht noch mehr
    der Fall sein, wenn Ker Karraje in den

Weitere Kostenlose Bücher