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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ihnen zu gelangen? . . .
    — 203 —
    Über die Ursache des Erscheinens jenes Pottwals erhalte
    ich übrigens sehr bald Aufschluß. Es handelt sich nicht um
    Fischer, die ihm hitzig nachstellten, sondern um eine Bande
    Haie, um jene furchtbaren Quermäuler, die das Meer in der
    Umgebung der Bermudas so unsicher machen. Zu fünf bis
    sechs werfen sie sich auf die Seite und reißen die ungeheu-
    ren Kinnladen auf, die mit gewaltigen Zähnen, wie die Egge
    mit Eisenspitzen, besetzt sind. Sie stürzen sich auf den Wal,
    der sich nicht anders verteidigen kann, als daß er sie mit
    wuchtigen Schlägen mit dem Schwanz zu töten oder doch
    abzuwehren versucht. Der Wal ist schon arg verwundet, und
    das Wasser färbt sich rötlich, während er untertaucht, wie-
    der aufsteigt und über der Oberfläche erscheint, ohne den
    Bissen der Quermäuler entgehen zu können.
    Und doch werden es nicht die gefräßigen Tiere sein, die
    aus dem Kampf als Sieger hervorgehen. Die Beute wird ih-
    nen entgehen, denn der Mensch mit seinen Hilfsmitteln ist
    mächtiger als sie. Am Ufer stehen eine Menge Genossen
    von Ker Karraje, die nicht besser sind, als jene Haie, denn
    Seeräuber oder Tiger des Meeres, das läuft auf dasselbe hi-
    naus! Sie werden versuchen, den Kaschelott einzufangen . . .
    als gute Prise für die Bewohner von Back-Cup.
    In diesem Augenblick nähert sich der Wal dem Hafen-
    damm, wo der Malaie des Grafen d’Artigas und einige der
    kräftigsten Leute stehen.
    Der Malaie ist mit einer Harpune bewaffnet, die eine
    lange Leine trägt. Er schwingt sie mit starkem Arm und

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    schleudert sie mit ebensoviel Kraft wie Gewandtheit nach
    dem Tier.
    An der linken Seite der Kinnlade schwer getroffen,
    taucht der Wal schnellstens hinab, verfolgt von den Quer-
    mäulern, die sofort mit ihm in der Tiefe verschwinden. Die
    Harpunenleine rollt in der Länge von 50 bis 60 Metern ab.
    Sie braucht nur wieder herausgezogen zu werden und der
    Pottwal wird aus der Tiefe emporsteigen, um an der Ober-
    fläche den Atem auszuhauchen.
    Das tun denn auch der Malaie und seine Kameraden
    ohne sich zu übereilen, um die Harpune nicht womöglich
    aus der Seite des Wals herauszureißen. Das Tier wird sehr
    bald nah der Wand, unter der die Tunnelmündung liegt,
    sichtbar.
    Zu Tode getroffen, wälzt sich das gewaltige Seesäugetier
    in wütendem Todeskampf umher und stößt dabei Dampf-
    garben und mit Blut vermischte Luft- und Wassersäulen
    aus. Mit fürchterlichem Schlag schleudert es noch ein zu-
    ckendes Quermaul auf das Felsenufer.
    Infolge des Stoßes hat sich die Harpune von der Seite
    des Pottwals losgelöst und er taucht noch einmal ab. Als er
    dann zum letzten Mal heraufkommt, peitscht er das Wasser
    so furchtbar mit dem Schwanz, daß eine starke Vertiefung
    entsteht, durch die ein Teil der Tunnelmündung bloßgelegt
    wird.
    Die Haie stürzen sich auf ihre Beute; ein Hagel von
    Kugeln trifft aber die einen und treibt die andern in die
    Flucht.
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    Wahrscheinlich hat die Rotte der Quermäuler die Mün-
    dung wiederfinden, Back-Cup verlassen und das offene
    Meer erreichen können. Trotzdem wird es für die nächs-
    ten Tage die Klugheit verbieten, im Wasser der Lagune zu
    baden. Den Pottwal versuchen zwei Männer, die deswegen
    ein Boot bestiegen haben, mit starken Tauen festzulegen.
    Später an den Hafendamm herangezogen, wird er von dem
    Malaien zerlegt, der in dieser Arbeit kein Neuling zu sein
    scheint.
    Mit Sicherheit weiß ich nun, wo der Tunnel unter der
    westlichen Höhlenwand sie durchbricht. Die Mündung be-
    findet sich nur 3 Meter unter der Wasserlinie. Freilich kann
    mir das kaum etwas nützen.
    7. August. – 12 Tage sind nun vergangen, seit Graf d’Ar-
    tigas, Ingenieur Serkö und Kapitän Spade abgefahren sind.
    Noch deutet nichts auf eine baldige Rückkehr der Goélette.
    Dennoch hab’ ich bemerkt, daß sich der Tug, wie ein Schiff
    unter Dampf, immer zum Auslaufen bereithält, denn seine
    galvanischen Batterien werden vom Maschinisten Gib-
    son zur sofortigen Aufnahme ihrer Funktion fertiggestellt.
    Wenn die Goélette ›Ebba‹ auch nicht fürchtet, am hellen
    Tag in einem der Unionshäfen einzulaufen, wird sie doch
    auf jeden Fall den Abend vorziehen, um in den Kanal von
    Back-Cup zu gelangen. Ich glaube deshalb, daß Ker Karraje
    und seine Begleiter in der Nacht zurückkommen werden.
    10. August. – Gestern abend gegen 8 Uhr ist der Tug, wie
    ich vermutete, untergetaucht und hat den Tunnel

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