Vor der Flagge des Vaterlands
daß
— 213 —
Sie mein Reisegefährte an Bord der Goélette ›Ebba‹ werden
müßten . . .«
Ich erinnerte mich zwar nicht, mit Serkö in Healthful
House jemals zusammengetroffen zu sein, immerhin konnte
er aber doch die Wahrheit sagen.
»Hoffentlich«, dachte ich für mich, »wird dich dieser
Einfall früher oder später noch teuer zu stehen kommen!«
Dann fuhr ich ohne jeden Übergang fort:
»Irre ich nicht, so haben Sie Thomas Roch dazu gebracht,
Ihnen das Geheimnis seines Fulgurators auszuliefern?«
»Ja, Mr. Hart, um den Preis von Millionen . . . Oh, die
Millionen kosten uns ja nur das Wegnehmen! . . . Wir haben
ihm aber auch die Taschen tüchtig vollgestopft!«
»Was werden ihm aber diese Millionen nützen, wenn er
nicht frei ist, sie mit fortzunehmen, sie nach Belieben zu ge-
nießen?«
»Oh, darüber zerbricht er sich nicht den Kopf, Mr. Hart.
Der geniale Mann macht sich um die Zukunft keine Sor-
gen! . . . Er lebt ausschließlich der Gegenwart. Während man
da draußen in Amerika die nötigen Apparate nach seinen
Zeichnungen anfertigt, beschäftigt er sich hier mit der Zu-
sammensetzung der verschiedenen Chemikalien, womit er
überreichlich versorgt ist. Ha . . . großartig! Dies Geschoß
mit Eigenantrieb, das seine Fluggeschwindigkeit selbst ent-
wickelt und sie bis zum Eintreffen am Ziel sogar steigert, da
es ein besonderes Pulver mit zunehmender Verbrennbar-
keit enthält . . . Oh, das ist eine Erfindung, bestimmt zur ra-
dikalen Änderung der Kriegsführung . . .«
— 214 —
»In der Defensive, Mr. Serkö?«
»Und auch in der Offensive, Mr. Hart!«
»Natürlich«, bestätigte ich ohne Zögern.
Dann setz’ ich Ingenieur Serkö noch weiter zu und sage:
»Also . . . was niemand bei Thomas Roch bisher gelingen
wollte . . .«
»Ist uns ohne besondere Schwierigkeit gelungen . . .«
»Und Sie zahlten dafür . . .«
»Oh, einen unglaublich hohen Preis . . . gleichzeitig schlu-
gen wir in dem Mann aber auch eine höchst empfindliche
Saite an.«
»Welche Saite?«
»Die der Rache!«
»Der Rache? . . . Und gegen wen?«
»Gegen alle, die sich ihn zum Feind gemacht haben, in-
dem sie ihn entmutigten, abwiesen, davontrieben, ihn zwan-
gen, von Land zu Land um den Preis für eine Erfindung von
so unbestreitbarer Überlegenheit zu betteln! Jetzt ist jedes
Gefühl von Vaterlandsliebe in ihm erstorben. Er hat nur
noch einen Gedanken, eine einzige wilde Begierde, sich an
denen, die ihn verkannt haben, ja an der ganzen Mensch-
heit zu rächen. Wahrlich, Mr. Hart, von Ihren Regierungen
in Europa und Amerika war es ein unverzeihlicher Fehler,
den Fulgurator Roch nicht seinem wahren Wert entspre-
chend bezahlen zu wollen!«
Ingenieur Serkö schildert mir nun mit Begeisterung die
verschiedenen Vorzüge des neuen Sprengstoffs, der, wie er
mir sagt, dem, den man aus dem Nitro-Methan gewinnt, in-
— 215 —
dem man ein Atom Natrium einem der drei Atome Wasser-
stoff substituiert, und von dem man zur Zeit so viel sprach,
ganz zweifellos überlegen ist.
»Und welch zerstörende Wirkung!« fährt er fort. »Sie
zeigt sich ähnlich der des Zalinskischen Geschosses, über-
trifft sie aber hundertfach und erfordert keinen Apparat für
den Antrieb, da der Fulgurator sozusagen auf eigenen Flü-
geln durch die Luft fliegt!«
Ich lauschte gespannt, um vielleicht einen Teil des Ge-
heimnisses auszuspionieren. Vergeblich . . . Ingenieur Serkö
sagte nicht mehr, als er sagen wollte.
»Hat Thomas Roch«, fragte ich weiter, »Ihnen auch die
Zusammensetzung seines Sprengstoffs mitgeteilt?«
»Jawohl, Mr. Hart, und bald werden wir im Besitz be-
trächtlicher Mengen davon sein, die an einem sicherem Ort
untergebracht werden sollen.«
»Ist es aber nicht mit Gefahren verknüpft . . . mit Ge-
fahren aller Art, solche Massen jenes Stoffs zu lagern? . . .
Wenn’s nun der Zufall will und eine Explosion zerstört das
ganze Eiland von . . .«
Nochmals war ich nah daran, mir den Namen Back-Cup
entschlüpfen zu lassen. Wenn ich gleichzeitig die Identität
Ker Karrajes und die Lage dieser Höhle kannte, fand man
Simon Hart vielleicht für besser informiert, als es hier er-
wünscht war.
Glücklicherweise hat Ingenieur Serkö nicht bemerkt, wie
ich mich plötzlich unterbrach, und er antwortete mir ru-
hig:
— 216 —
»Wir haben nichts zu befürchten. Der Sprengstoff Tho-
mas Rochs kann sich nur mit Hilfe des speziellen Deflagra-
tors entzünden. Weder Nässe
Weitere Kostenlose Bücher