Vor der Flagge des Vaterlands
noch zei-
tig genug passiert, um die ›Ebba‹ durch die enge Wasser-
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straße zu schleppen. Von dieser hat er dann die Passagiere
und die Mannschaft zurückgebracht.
Bei meinem heutigen Morgenausgang bemerke ich Inge-
nieur Serkö und Thomas Roch, die sich unterhalten, wäh-
rend sie auf die Lagune zuschreiten. Wovon die beiden re-
den mögen, das kann ich wohl erraten. Ich halte mich 20
Schritte von ihnen entfernt, was mir gestattet, meinen ehe-
maligen Pflegebefohlenen zu beobachten.
Seine Augen leuchten, seine Stirn heitert sich auf und
sein Gesicht gewinnt einen anderen Ausdruck, während
Ingenieur Serkö auf seine Fragen antwortet. Er kann sich
kaum an der Stelle halten, sondern hat offenbar Eile, zum
Hafendamm zu gelangen.
Ingenieur Serkö folgt ihm, und beide bleiben am Ufer
neben dem Tug stehen.
Die mit der Löschung der Fracht beschäftigten Leute le-
gen zehn Kisten von mittlerer Größe zwischen den Felsen
nieder.
Die Deckel dieser Kisten tragen in roten Buchstaben
eine eigentümliche Bezeichnung . . . große Buchstaben, die
Thomas Roch aufmerksam betrachtet.
Ingenieur Serkö gibt dann Befehl, daß die Kisten, jede
von etwa einem Hektoliter Inhalt, in die Lager am linken
Ufer geschafft werden, und das wird mit Hilfe des Bootes
sofort ausgeführt.
Meiner Überzeugung nach enthalten die Kisten die
Stoffe, aus deren Zusammensetzung oder Mischung der
Sprengstoff und der Zünder hergestellt werden. Was die Ne-
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benapparate betrifft, so dürfen diese in einer Maschinenfa-
brik des Festlands bestellt worden sein. Wenn sie fertig sind,
wird die Goélette wieder auslaufen, sie zu holen und nach
Back-Cup zu befördern.
Diesmal ist die ›Ebba‹ nicht mit gestohlenem Gut zu-
rückgekommen und hat sich keiner neuen Seeräubereien
schuldig gemacht. Mit welch furchtbarer Macht für den An-
griff wie für die Verteidigung zur See wird Ker Karraje aber
in Zukunft ausgerüstet sein! Wenn man Thomas Roch glau-
ben darf, würde sein Fulgurator ja imstande sein, das ganze
Erdsphäroid mit einem Schlag zu vernichten, und er wäre
der Mann dazu, das eines Tages wirklich zu versuchen.
12. KAPITEL
Ingenieur Serkös Ratschläge
Thomas Roch, der nun an die Arbeit gegangen ist, hält sich
lange Stunden in dem Schuppen des linken Ufers auf, den
er sich als Labor eingerichtet hat und den außer ihm nie-
mand betritt. Höchstwahrscheinlich will er seine Präparate
ganz allein herstellen, ohne die Vorschriften dazu preiszu-
geben. Was die übrigen Vorrichtungen betrifft, die zur Ver-
wendung des Fulgurator Roch notwendig sind, dürften sie
meiner Meinung nach ziemlich einfach sein. Diese Art Pro-
jektil erfordert ja keine Kanone, keinen Mörser und kein
Abschußrohr, wie das Zalinskische Geschoß. Es hat einen
eigenen Antrieb, trägt also seine Antriebskraft in sich selbst,
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und jedes Schiff, das innerhalb einer gewissen Zone an ihm
vorübersegelte, würde schon Gefahr laufen, durch die ent-
setzliche Störung der Atmosphäre vernichtet zu werden.
Was könnte man noch gegen Ker Karraje ausrichten, wenn
er erst im Besitz eines solchen Zerstörungsmittels wäre? . . .
11. bis 17. August. – In dieser Woche hat Thomas Roch
seine Arbeit ohne Unterbrechung fortgesetzt. Jeden Morgen
begibt sich der Erfinder in sein Labor, aus dem er erst bei
Anbruch der Nacht zurückkehrt. An einen Versuch, zu ihm
zu gelangen und ihn zu sprechen, ist gar nicht zu denken.
Obgleich er noch immer für alles, was sich nicht auf seine
Arbeit bezieht, ohne jedes Interesse ist, scheint er jetzt sei-
ner selbst doch völlig Herr zu sein.
Warum sollte er auch die Vernunft nicht wiedererlangt
haben? . . . Jetzt muß doch sein Geist die ersehnte Befriedi-
gung gefunden haben, wo er beschäftigt ist, seine von langer
Hand vorbereiteten Pläne durchzuführen.
Nacht vom 17. auf den 18. August. – Um 1 Uhr morgens
haben mich Detonationen außerhalb der Höhle aus dem
Schlaf aufgeschreckt.
»Bedeutet das einen Angriff auf Back-Cup?« hab’ ich
mich gefragt. Hat man wegen der auffälligen Manöver der
Goélette von Graf d’Artigas Verdacht geschöpft und sie bis
zum Eingang der engen Wasserstraße verfolgt? . . . Versucht
man das Eiland durch Geschützfeuer zu zerstören? . . . Sollte
die Gerechtigkeit diese Übeltäter noch ereilen, bevor Tho-
mas Roch seinen Sprengstoff fertig hat und bevor die ande-
ren Apparate auf Back-Cup eingetroffen sind?«
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