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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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erwarten, entweder einen An-
    griff aus der Ferne oder eine erzwungene Landung. Solange
    wir also Back-Cup nicht verlassen und unsere Schätze an-
    derswo in Sicherheit bringen können, müssen wir den Ful-
    gurator zur Verteidigung benutzen.«
    Meiner Ansicht nach könnten diese Erwägungen noch
    weiter gegangen sein und die Verbrecher sich gesagt ha-
    ben:»Steht die erste Unternehmung gegen Back-Cup, sie mag
    nun wie immer gekommen sein, in Verbindung mit der
    Doppelentführung aus Healthful House? . . . Weiß jemand,
    daß Thomas Roch und sein Pfleger auf dem Eiland gefan-
    gen sind? . . . Weiß jemand, daß deren Entführung im Auf-
    — 269 —
    trag des Seeräubers Ker Karraje erfolgte? . . . Haben Ameri-
    kaner, Engländer, Franzosen, Deutsche, Russen und andere
    auch Ursache zu glauben, daß jeder offene gewaltsame An-
    griff gegen das Eiland erfolglos bleiben müßte?«
    Doch angenommen, daß das alles bekannt war, so mußte
    Ker Karraje doch annehmen, daß die Mächte trotz der
    schlimmsten Gefahren von einem Angriff nicht zurück-
    schrecken würden. Ein Interesse ersten Ranges, eine Pflicht
    gegen das Gemeinwohl und die Menschheit, erforderten
    die Zerstörung seines Schlupfwinkels. Nachdem sie früher
    die Meere des westpazifischen Ozeans unsicher gemacht
    hatten, treiben der Pirat und seine Spießgesellen ihr licht-
    scheues Wesen jetzt auf dem Atlantischen Ozean. Sie müs-
    sen vernichtet werden, koste es, was es wolle!
    In jedem Fall, und wenn man auch nur der letzten An-
    nahme zuneigte, machte sich für die Bewohner der Höhle
    von Back-Cup nun ein beständiger Wachdienst nötig. Die-
    ser wird vom ersten Tag an auch unter den strengsten Vor-
    schriften eingerichtet. Mit Hilfe des ausgebrochenen Gangs
    können die Piraten, ohne erst den Tunnel benutzen zu müs-
    sen, nach außen gelangen. Hinter den niedrigeren Felsen
    des Ufers versteckt, beobachten sie Tag und Nacht den ge-
    samten Horizont, wozu sich abends und morgens je zwölf
    Mann ablösen. Jedes Auftauchen eines Schiffes auf hohem
    Meer, jede Annäherung irgendeines Bootes konnte so au-
    genblicklich gemeldet werden.
    An den nächsten Tagen ereignet sich nichts Besonderes;
    sie folgen einander in tödlicher Eintönigkeit. Freilich hat
    — 270 —
    man die Empfindung, daß sich Back-Cup nicht länger der
    früheren Sicherheit erfreut. Es herrscht eine unbestimmte
    und entmutigende Unruhe. Jeden Augenblick fürchtet man
    von den Wächtern am Ufer den Ruf »Achtung! Achtung!«
    zu hören. Die Lage gleicht nicht mehr der, wie sie vor dem
    Erscheinen der ›Sword‹ war. Wackerer Leutnant Davon,
    brave Mannschaft, mögen England und alle zivilisierten
    Staaten nie vergessen, daß Ihr Euer Leben im Dienst an der
    Menschheit geopfert habt!
    Es ist nicht zu verkennen, daß Ker Karraje, Ingenieur
    Serkö und Kapitän Spade, so mächtig auch ihre Verteidi-
    gungsmittel sind und so sehr diese auch eine ganze Flotte
    von Torpedos übertreffen, unter einer Besorgnis leiden, die
    sie vergeblich zu verhehlen suchen. Sie verhandeln und be-
    raten auch häufig miteinander. Vielleicht erwägen sie die
    Frage, Back-Cup unter Mitnahme ihrer Schätze zu verlas-
    sen, denn wenn dieser Zufluchtsort bekannt ist, wird man
    ihn schon, und sei es durch Aushungerung, zu bezwingen
    wissen.
    Ich weiß nicht, was hiervon zutrifft, das wichtigste bleibt
    es doch, daß man mich nicht im Verdacht hat, das an den
    Bermudas so glücklich aufgefangene Tönnchen durch den
    Tunnel befördert zu haben. Ingenieur Serkö hat darüber
    wenigstens niemals eine Andeutung fallen lassen. Nein, ich
    bin nicht verdächtigt worden und erscheine auch nicht ver-
    dächtig. Wäre es anders, so kenne ich den Charakter des
    Grafen d’Artigas gut genug, um zu wissen, daß er mich
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    schon Leutnant Davon und der Mannschaft der ›Sword‹ auf
    den Grund der Lagune nachgesandt hätte.
    Das Meer hier wird von jetzt an täglich von schweren
    Winterstürmen heimgesucht. Am Gipfel des Eilands heult
    und braust es entsetzlich.
    Die Luftwirbel, die sich im Pfeilerwald fangen, bringen
    ein prächtiges Tönen hervor, als wenn unsere Höhle den Re-
    sonanzboden eines riesigen Instruments bildete. Das Heu-
    len von draußen ist zuweilen so stark, daß es das Feuer ei-
    nes ganzen Artilleriegeschwaders übertönen würde. Viele
    vor den Stürmen geflohene Seevögel suchen im Innern
    Schutz und betäuben uns, wenn der Sturm einmal schweigt,
    mit ihrem scharfen Geschrei.
    Es ist anzunehmen, daß

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