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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sich die Goélette bei so schlech-
    tem Wetter nicht auf dem Meer halten kann. Das kommt je-
    doch gar nicht in Frage, da Back-Cup für den ganzen Win-
    ter mit Proviant versehen ist. Ich glaube auch, daß Graf
    d’Artigas es in Zukunft weniger eilig haben wird, seine
    ›Ebba‹ an der amerikanischen Küste spazieren zu fahren.
    Er dürfte dort Gefahr laufen, nicht mehr mit der einem rei-
    chen Yachtbesitzer schuldigen Rücksicht, sondern in der
    Art und Weise empfangen zu werden, wie es der Seeräuber
    Ker Karraje verdient.
    Bedeutete nun das Erscheinen der ›Sword‹ den Anfang
    des Feldzugs gegen das der öffentlichen Rache preisgege-
    bene Eiland, so drängt sich eine Frage auf . . . eine Frage von
    höchster Wichtigkeit für die Zukunft von Back-Cup.
    Sehr vorsichtig, um ja keinen Verdacht zu erregen, wage

    — 272 —
    — 273 —
    ich es daher eines Tages, Ingenieur Serkö über diesen Punkt
    auszuspionieren.
    Wir befanden uns eben in der Nähe von Thomas Rochs
    Labor und waren schon einige Zeit im Gespräch miteinan-
    der, als Ingenieur Serkö noch einmal auf jenes merkwür-
    dige Erscheinen eines Unterseefahrzeugs englischer Natio-
    nalität im Wasser der Lagune zu sprechen kam.
    Heute schien er mir mehr dem Glauben zuzuneigen,
    daß es sich dabei um einen überlegten Anschlag gegen die
    Bande Ker Karrajes gehandelt habe.
    »Der Meinung bin ich nicht«, hab’ ich geantwortet, ehe
    ich auf die Frage, die ich an ihn stellen wollte, überging.
    »Und warum nicht?« fragte er weiter.
    »Weil man, wenn Ihr Zufluchtsort bekannt geworden
    wäre, gewiß schon einen Versuch gemacht hätte, wenn auch
    nicht in die Höhle einzudringen, so doch wenigstens, Back-
    Cup zu zerstören.«
    »Es zerstören«, rief Ingenieur Serkö, »zerstören! . . . Das
    würde bei den Abwehrmitteln, die uns jetzt zu Gebote ste-
    hen, mindestens sehr gefährlich sein.«
    »Aber davon weiß niemand etwas, Mr. Serkö. Weder in
    der Alten, noch in der Neuen Welt hat man eine Ahnung
    davon, daß die Entführung aus Healthful House in Ihrem
    Interesse erfolgte, daß es Ihnen gelungen ist, mit Thomas
    Roch bezüglich seiner Erfindung handelseinig zu werden.«
    Ingenieur Serkö antwortet nichts gegen diese Bemer-
    kung, die ja auch keinen Einwurf zuläßt.
    Ich ergreife also wieder das Wort.
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    »Ein von den Seemächten, die an der Vernichtung die-
    ses Eilands ein Interesse haben, ausgesendetes Geschwader
    würde demnach gar nicht zaudern, sich ihm zu nähern . . .
    es mit einem Hagelschauer von Geschossen zu überschüt-
    ten . . . Da das noch nicht geschehen ist, wird es auch nicht
    dazu kommen, einfach weil jetzt kein Mensch etwas von
    Ker Karraje weiß. Sie werden zugeben, daß das für Sie ein
    sehr günstiger Sachverhalt ist.«
    »Mag sein«, antwortet Ingenieur Serkö, »doch ändert das
    nichts an der Sachlage. Ob man es nun weiß oder nicht –
    wenn sich Kriegsschiffe unserm Eiland auf 4 bis 5 Seemei-
    len nähern, werden sie in den Grund gebohrt werden, ehe
    sie von ihren Geschützen Gebrauch machen können.«
    »Mag sein«, sag’ nun ich, »doch nachher?«
    »Nachher? . . . Da ist doch die Wahrscheinlichkeit sehr
    hoch, daß andere sich nicht wieder heranwagen werden.«
    »Auch das zugegeben. Die Schiffe werden Sie aber au-
    ßerhalb der gefährdeten Zone blockieren, und die ›Ebba‹
    wird künftig nicht in die Häfen gelangen können, die sie mit
    dem Grafen d’Artigas sonst aufsuchte. Wie wird es dann um
    die nötige Proviantzufuhr für die Insel bestellt sein?«
    Ingenieur Serkö schwieg.
    Sicher hat ihn diese Frage schon beschäftigt, doch ebenso
    sicher hat er keine Lösung dafür gefunden. Ich meine, die
    Seeräuber denken bereits daran, Back-Cup zu verlassen.
    Da sich der Ingenieur aber durch meine Bemerkungen
    nicht an die Wand drücken lassen will, sagt er nach einiger
    Überlegung:
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    »Oh, dann würde uns immer noch der Tug bleiben, und
    was die ›Ebba‹ nicht vollbringen kann, das führt der Schlep-
    per aus.«
    »Der Tug!« rufe ich unwillkürlich lauter aus. »Wenn man
    die Geheimnisse Ker Karrajes einmal kennt, ist dann anzu-
    nehmen, daß man nichts von dem Vorhandensein des Un-
    terseeboots von Graf d’Artigas weiß?«
    Ingenieur Serkö wirft mir einen durchdringenden Blick
    zu.»Mr. Hart«, sagt er, »Sie gehen in Ihren Schlußfolgerun-
    gen etwas weit!«
    »Ich, Mr. Serkö?«
    »Ja, ich finde, Sie sprechen über all das wie einer, der da-
    von mehr weiß, als recht ist!«
    Diese

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