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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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fort:
    »In der Tat, Mr. Hart, in dieser Weise dürfte sich der
    Vorgang abgespielt haben, und als das fremde Schiff wie-
    der durch den Tunnel ausfahren wollte, gerade als der Tug
    daraus hervorglitt, kam es zu einer Kollision . . . einer Kolli-
    sion, der jenes Fahrzeug zum Opfer fiel. Wir sind aber nicht
    die Leute dazu, unsere Mitmenschen umkommen zu las-
    sen. Übrigens wurde Ihr und Thomas Rochs Verschwinden
    sehr bald bekannt. Auf jeden Fall mußten zwei so kostbare
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    Leben gerettet werden. Wir gingen sofort ans Werk. Unter
    unseren Leuten gibt es geschickte und erfahrene Taucher.
    Diese stiegen bis zum Grund der Lagune hinab, befestigten
    Taue unter dem Rumpf der ›Sword‹ . . .«
    »Der ›Sword‹?« fiel ich ein.
    »Ja, diesen Namen lasen wir am Bug des Fahrzeugs, als
    es emporgehoben war . . . Welche Befriedigung, als wir Sie,
    freilich ganz bewußtlos, auffanden, und welches Glück daß
    wir Sie ins Leben zurückrufen konnten! . . . Leider sind un-
    sere Bemühungen hinsichtlich des Offiziers von der ›Sword‹
    und ihrer Mannschaft fruchtlos gewesen. Der Zusammen-
    stoß hatte die Abteilungen in der Mitte und im Heck, wo sie
    sich befanden, durchbrochen, und sie haben den unglück-
    lichen Zufall mit dem Leben gebüßt . . . nur den Zufall –
    wie Sie sagen – nach unserem geheimen Zufluchtsort ein-
    gedrungen zu sein.«
    Die Mitteilung vom Tod Leutnant Davons und seiner
    Leute schnürte mir das Herz zusammen. Um meiner Rolle
    treu zu bleiben – da es ja Leute betraf, die ich meiner Aussage
    nach nicht kannte – mußte ich mich jedoch beherrschen.
    Es kam ja vor allem darauf an, den Verdacht zu vermeiden,
    daß zwischen dem Führer der ›Sword‹ und mir irgendwel-
    che Beziehungen bestanden hätten. Wer kann denn wissen,
    ob Ingenieur Serkö jenes Erscheinen der ›Sword‹ wirklich
    »dem Zufall allein« zuschreibt, wenn er nicht gewisse, we-
    nigstens für jetzt gültige Gründe hat, die von mir erdachte
    Erklärung ohne Widerspruch hinzunehmen? . . .
    Alles in allem ist die unerwartete Gelegenheit, meine
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    Freiheit wiederzuerlangen, unwiederbringlich verloren. Je-
    denfalls weiß man nun aber, woran man sich bezüglich des
    Seeräubers Ker Karraje zu halten hat, da meine Aufzeich-
    nungen den englischen Behörden der Inselgruppe in die
    Hände gekommen sind. Erscheint die ›Sword‹ nicht wieder
    an den Bermudas, dann wird ohne Zweifel eine neue Un-
    ternehmung gegen Back-Cup angeordnet werden, wo ich,
    ohne jenes unselige Zusammentreffen – der Rückkehr des
    Tugs in der Minute der Ausfahrt der ›Sword‹ – nicht mehr
    als Gefangener schmachtete.
    Ich habe meine gewöhnliche Lebensweise wieder aufge-
    nommen, und da man kein Mißtrauen gegen mich hegt, ist
    es mir wie früher gestattet, in der Höhle nach Belieben um-
    herzugehen.
    Das letzte Abenteuer hat für Thomas Roch offenbar
    keine üblen Folgen gehabt. Eine verständige Pflege hat ihn
    ebenso wie mich gerettet. Im Vollbesitz seiner geistigen Fä-
    higkeiten setzt er seine Arbeiten fort und verweilt oft ganze
    Tage lang in seinem Labor.
    Was die ›Ebba‹ betrifft, so hat sie von ihrer letzten Fahrt
    Ballen, Kisten und eine Menge Gegenstände von verschie-
    dener Herkunft mitgebracht, woraus ich schließe, daß bei
    dem letzten Raubzug wieder mehrere Schiffe geplündert
    worden sind.
    Die Arbeit bezüglich der Vollendung der Gestelle wird
    mit beständigem Eifer betrieben. Von den furchtbaren
    Kriegsmaschinen werden 50 Stück hergestellt. Wenn Ker
    Karraje und Ingenieur Serkö in die Lage kämen, Back-Cup
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    verteidigen zu müssen, würden schon drei oder vier davon
    genügen, das Eiland vor jedem Überfall zu bewahren, da sie
    eine ausgedehnte Zone bestreichen, in die sich kein Schiff
    wagen könnte, ohne zerstört zu werden. Ich denke mir aber,
    sie wollen Back-Cup in Verteidigungszustand setzen, nach-
    dem sie folgende Möglichkeit erwogen haben:
    »War das Erscheinen der ›Sword‹ in der Lagune wirklich
    nur ein Werk des Zufalls, dann hat sich unsere Lage nicht
    verändert, und keine Macht, nicht einmal England, wird
    auf den Gedanken kommen, die ›Sword‹ unter dem Fel-
    senpanzer des Eilands zu suchen. Ist dagegen auf vorläufig
    unbegreifliche Weise bekannt geworden, daß Back-Cup als
    Schlupfwinkel für Ker Karraje dient, und bildete die Aus-
    sendung der ›Sword‹ eine erste feindliche Unternehmung
    gegen das Eiland, dann muß man auch eine zweite unter
    veränderten Bedingungen

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